UAE oder VAE (Teil 2)
Kulturschock Dubai
Man gewöhnt sich ja bekanntlich an Alles. An wohlriechende Toiletten, Supermärkte mit fetten Rabatten, an hellblau schimmernde Swimmingpools… Und auch an eine Villa mit Garten kann man sich sehr gut gewöhnen.
Das geht sogar erstaunlich schnell 🙂
Wir haben den Kulturschock nun etwas überwunden und ergeben uns dem Lebensstil der Emiratis. Also, erstmal nicht ganz…Wir machen da so eine Mischkalkulation: Zwar gönnen wir uns den Luxus eines Zimmers in der Jugi, sparen aber beim Essen und es gibt statt Restaurant Picknick im Zimmer, was der indische Discountsupermarkt so anbietet. Vorteil, neben der Aircondition, die uns vor der 35grad-Nacht verschont, ist, dass in so einem Badezimmer tiptop Wäsche gewaschen werden kann. Und getrocknet, versteht sich. Die Emiratis habens nicht gern, wenn man ihnen die Unterhosen draussen an der Wäscheleine zeigt, haben wir gelesen. Ist ja eigentlich auch total unanständig, oder nicht? 😉
Die Zeit in der Jugi, die ganz zentral an einer hochmodernen Metrostation liegt, verbringen wir am liebsten mit anderen Reisenden. Es gibt vorallem deutsche Backpacker auf der Heimreise, aber auch exotischeres, wie eine Kanadierin, die Jordanien besuchte oder auch jede Menge Geschäftsmänner. Die Jugi steht einem normalen Hotel nämlich in nichts nach.
Mit einem sympatischen deutschen Schulabgänger, machen wir uns auf zum Gold-Souk. Der berühmte Bazar platzt förmlich aus allen Nähten vor lauter Gold und das obwohl Freitag ist und darum noch nicht mal alle Geschäfte offen sind. Wir lassen uns vom Glanz verzaubern, von den Verkäufern belästigen, trinken frischen Fruchtsaft, probieren Nüsse und riechen an spannenden Gewürzen… Und fühlen und schon fast wieder wie im Iran, wo weit und breit kein Supermarkt zu finden war. Auch die alte Bootli-Nussschale, die uns über den Creek schippert, erinnert uns an die einfache Lebensart auf der anderen Seite des persischen Golfs (kostet ca. 25 Rp. p.P.).
Wir geniessen eine Wasserpfeife am Ufer (einen Tag später darf man das übrigens nicht mehr… Da fängt nämlich der Ramadan an und essen, trinken und rauchen in der Öffentlichkeit sind verboten) und plaudern mit Jonas über seine Zeit in Bolivien. Er hat da 2 Monate Dank seinen Jonglierkünsten mit den Artisten der Strasse gelebt und bannt uns mit seinen spannenden und ergreifenden Geschichten.
Ein ander Mal treffen wir uns mit einem Philippino namens Mark, der hier in Dubai als Buchhalter arbeitet und seine Couchsurfer-Stories zum Besten gibt. Mit ihm schauen wir uns dann auch die Wasserspiele beim riesigen Springbrunnen vom Burj Kalifa an.
Da haben die Emirati sich ja wieder mal selbst übertroffen. Gigantisch, was da mit ein paar extrastarken Wasserpumpen, Musik und Licht geschaffen wird. Ein riesen Spektakel.
Camping
Drei Tage im Luxus von WiFi, kühlem Bett und Dusche sind uns dann genug und wir wollen wieder die Abenteuer der Wildnis entdecken! Also rauf in die Berge Richtung Osten. Der starke Wind dort erleichtert uns die Temperaturen, dafür lässt er uns in der Nacht kein Auge zutun. Ein anderer Versuch, die schönen Küsten des omanischen Golf’s zu entdecken scheitert in einem komplizierten Grenzbüro-Marathon. Die Küste ist dann auch nicht so sehr attraktiv, ausser dass es da viele tolle Krebse gibt, die lustig am Strand entlangkrabbeln.
Aber: Wir sind beim RoKi, campen direkt am omanischen Golf und gewöhnen uns ans tropische Klima. Drei Tage lang tuckern wir also mehr oder weniger fröhlich herum und testen intensiv die Saugfähigkeit von RoKis Sitzen. Bei 40grad in einem Park von Fujaira, ist unsere Schmerzgrenze dann aber erreicht und wir lassen uns zum Angebot vom modernen Ibis Hotel (35 Dollar inkl. Frühstück) mit Pool hinreissen. Und so sind wir wieder im Zivilisationshimmel. Und geniessen es diesmal doppelt. Nur dass es halt etwas langweilig ist. Wie sollen wir denn so dieses Land kennenlernen? Die Emiratis (sowieso nur 20% von all den Menschen hier, der Rest sind Gastarbeiter) sind schwer zu finden…Wir reden mehr mit pakistanischen oder indischen Angestellten. Wir wollen zurück nach Dubai und Leute kennenlernen. Couchsurfing ist also unsere Chance.
Couchsurfing
Da hat da Schicksal uns mal wieder was tolles bereit gehalten! Den Markus…
Der topfitte Ex-Münchner, der ein wahnsinnig spannendes Leben mit seiner Familie auf dem ganzen Erdball führt, ist seit 6 Jahren in Dubai. Da er gerade eben so eine Art wie pensioniert wurde, hat er mehr Zeit fürs Kitesurfen, Gleitschirmfliegen und andere verrückte Sachen und nebenbei lädt er gerne Couchsurfing-Gäste zu sich ein. Nämlich uns!
Die Villa in der Green Community ist mit wundervollen Möbeln aus aller Welt eingerichtet, die im Laufe der Zeit aus allen Ländern, in denen die Familie gelebt hat, zusammen kamen. Und Asha, die Hausmaid gibts auch noch, by the way. Das Haus verfügt über eine TOP Küche mit Gasherd und allen Schikanen, die man sich wünschen kann. Die nimmt Janine dann mal in Beschlag. Wir haben Markus als Dank für seine Einladung nämlich versprochen, dass wir ein schweizer Abendessen kochen. Älplermagrone ond säubergmachts Öpfumues. Die munden dem Markus und der Hanne (eine weitere Couchsurferin und Freundin der Familie) dann zum Glück auch und wir verbringen einen herrlichen Abend mit vielen Geschichten, Gelächter und ein paar Bier (hui, und das im Ramadan!) miteinander. Wahrenddessen verliert die gute CH-Nati den Achtelfinal gegen Argentinien, was unserer Stimmung aber ziemlich gar nichts anhaben kann. 🙂
Andern Tags verabschieden wir uns mal provisorisch. Markus meint, wir dürfen zurückkommen, wenn sich keine andere Couchsurfer-Möglichkeit ergibt.
Als ob das nicht schon genug wäre, kommts dann noch dicker.
RoKi’s Starterbatterie muss ersetzt werden. Sie ist nun wirklich zu alt und läuft ständig am Limit. Darum ab zum nächsten Händler. Der Highway ist etwas verstopft und so haben die anderen Verkehrsteilnehmer Zeit, uns und das exotische Fahrzeug zu mustern. (Man muss dazu noch sagen, dass hier 80% der Autos weiss sind, aus Japan kommen und alle Scheiben getönt sind. Ja, alle. Manchmal inklusive der Frontscheibe. Da sieht Roki komplett anders aus.)
Wir werden angehupt. „What are you guys doing here?!“ Aus dem Landcruiser V8 (weiss natürlich) auf der linken Spur grinst uns ein sympatischer Typ an. „Traveling…“ geben wir etwas verwirrt zurück „Well, do you want to stay in my house for a week?“ Uns bleiben die Münder offen stehen. Wir folgen ihm einfach mal in die nächste Villenzone, in die Arabian Ranches.
Bei den Schweizern
Tatsächlich sind wir nun bei den Steven und Denise Zuhause und werden behandelt, als wären wir schon lange Freunde der Familie. Die beiden Schweizer sind seit 15 Jahren hier und auch sie beeindrucken uns schwer mit all dem, was sie so erleben und auf die Beine stellen. Neben seinem Job als Pilot, hat Steven mit seiner Familie noch diverse weitere Geschäfte aufgezogen, unter anderem lustige Kamel-Souvenirs herstellen und einen Heimwerker-Service.
Einmal durchs Haus geführt, den Schlüssel in die Hand gedrückt, und schon werden wir angewiesen, uns wie Zuhause zu fühlen. Fällt uns auch nicht schwer, denn in dem Haus wo die Türen für alle offen zu sein scheinen, geht ein heiteres Treiben vor sich… Da werden Spaghetti gekocht, während Handwerkertermine koordiniert werden. Mitarbeiter eingearbeitet, während die Töchter Schoggifondue schlemmen. Familiengeschichten erzählt während ein paar E-mails beantwortet werden. Unglaublich, welche positiv-chaotische Energie da drin steckt in diesem Haus.
Die Familie mit den zwei Teenie-Töchtern verreist in die Schweiz und lässt uns ihre Villa zur freien Verfügung (da gibts sogar einen Pool und das wohl bequemste Bett auf der ganzen Welt)
Weiter brauchen wir auch gar nichts zu wissen, denn die Housemaid bleibt ja da.
Jackpot! Superjackpot!
Hier sei noch angemerkt: Steven kann immer gute Handwerker gebrauchen. Das Geschäft läuft wie verrückt und wer mal ein paar Monate in Dubai verbringen und so seinem CV etwas Würze verleihen will, Steven ist euer Mann! www.thetoolbox-ae.com
Am Donnerstag 3. Juli, also genau eine Woche nach dem Besuch der indischen Visa-Agentur, haben wir unsere Pässe mit den indischen Multi-Entry-Visa drin zurück! Nun kümmern wir uns auch noch online um die Verschiffungsgeschichte. Leider können wir nicht wie geplant vom Oman aus verschiffen, sondern müssen RoKi bereits in Dubai in einen Container verfrachten. Kommenden Sonntag wollen wir unser Heim auf vier Rädern in die Hände der Verschiffungsagentur geben und unsereins mit dem Bus nach Oman fahren. Da werden wir dann als Backpacker die Wadis unsicher machen. Von Muscat aus gehts dann am 10. Juli mit dem Flieger nach Mumbai.
Weil das ja ein bisschen was zu organisieren gibt, sind wir in nächster Zeit ganz oft online.
Falls also jemand mal skypen möchte. 🙂
Grüsse aus dem Luxusparadies
J&A