Iran & Vereinigte arabische Emirate

Iran (Teil 2) & VAE

Yazd
Nach unserer Nacht in der Nähe von dem zarathustrier Pilgerdörfchen ChakChak wollen wir am anderen Tag den dortigen Feuertempel besuchen. Zu unserem Pech sind aber genau jetzt deren heiligsten Tage vom Jahr und der Zutritt für Fremde ist untersagt. Ein Soldat auf dem Parkplatz erklärt uns, dass wir aber von unten gerne Fotos machen dürfen.
Über eine staubige Piste fahren wir also weiter in die Wüstenstadt Yazd. Wir besuchen gleich als erstes das örtliche Wassermuseum, wo sie Exponate und Bilder über ihre alten Qanat-Anlagen zeigen. Interessant, aber nach rund 40min sind wir auch schon wieder draussen. Auf der Suche nach einem Internetcafé gelangen wir zum Silkroad Hotel. Wir stellen fest, das ist DER „place to be“ in Yazd. Wir treffen das erste mal im Iran eine grössere Ansammlung von anderen Travelern. Nach einem Kamel-Gulasch im Innenhof des Hotels und dem hochladen unseres letzten Berichts lernen wir Michi aus Sursee, Fabio und Jara aus Bern, crazy Max aus Lettland (nächstes Reiseziel Kabul/Afghanistan), Remigius aus Polen, die Motorradfahrenden Kerstin, Konstantin und Ralf (www.2malweg.eu) aus Deutschland, ein paar Belgier, Franzosen, zwei Japaner (einen davon haben wir in Trabzon im iranischen Konsulat getroffen), eine jungen Shanghaierin, zwei Motorradfahrende Türken und ein älteres Grüppchen aus Australien kennen. Die eine Dame der Gruppe gibt uns alsgleich ihre Adresse in Perth, wir sollen sie doch irgendwann mal besuchen. Werden wir gerne!
Wir beschliessen, bei rund 40 Grad im Schatten am späteren Nachmittag noch einen kleinen Spaziergang zu machen und besuchen die alten Wasserspeicher mit den imposanten Windtürmen. Prompt landen wir in einer italienischen Rentner-Reisegruppe und folgen denen „unauffällig“ hinab zur Wasserentnahmestelle.
Wir gehen zurück zum Hotel, wollen noch was trinken und dann raus in die Wüste zum Übernachten. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Diverse andere Traveler wollen noch unser Auto inspizieren. So unterhalten wir uns bei lauwarmen Wasser und diversen Süssigkeiten auf dem Parkplatz noch bis spät in die Nach hinein mit den deutschen Motorradfahrern, dem Duo aus Polen&Lettland und den Ostasiaten und irgendwann ist’s dann wirklich zu spät um noch in die Wüste raus zu fahren. So übernachten wir gleich auf dem Parkplatz vor dem Hotel, wie es dem vernehmen nach schon so viele andere vor uns gemacht haben.
Unser zweiter Tag in Yazd soll ein etwas aktiverer werden. Also erstmal wieder Essen einkaufen, Janine kauft sich noch ein Kleidchen (Ein irantaugliches Kleidungsstück ist leider nicht genug) und Adi geht für 2.- wieder mal bei einem Barber den Bart stutzen. Den heissen Nachmittag verbringen wir dann wieder im Innenhof des Silkroad-Hotels, wo wir mit Ralf, Michi, crazy Max und Remigius die Zeit mit alkoholfreiem Bier und austauschen von Reiseerlebnissen verbringen. Da Janine in Yazd Kamelreiten will, sucht sie eifrig noch zwei Personen, welche mit uns dem vom Hotel organisierten Ausflug besuchen, um die Kosten zu teilen. Leider wehren alle ab, bis sich dann die ultra-spontanen, Neuankömmlinge Angela und Wolfram aus Augsburg sofort entscheiden, mit uns mit zu kommen.
Gemeinsam mit Amir und den beiden Deutschen fahren wir raus aus der Stadt bis zu den Schweigetürmen der Zoroastrier, wo Amir uns etwas über deren Religion und deren Bräuche erzählt. Weiter gehts raus in die Wüste, wo schon zwei Kamele, deren Führer und dessen kleiner Sohn auf uns warten. Paarweise steigen wir auf und wir reiten auf dem Rücken der Trampeltiere eine Viertelstunde raus in die Wüste, wo Amir schon mit einer frischen Wassermelone auf uns wartet. Er erklärt uns einige Dinge über die Kamele, zeigt uns alte Qanat-Zugänge und nach dem Sonnenuntergang reiten wir in der Wüstenromantik zurück. Im Silkroad wird gerade das WM-Spiel von Deutschland gegen Portugal gezeigt. Wir gesellen uns nochmals dazu trinken noch was und setzen nun doch noch den Plan von gestern in die Tat um, raus in die Wüste zu fahren um zum übernachten. Ganz in der Nähe wo wir mit den Kamelen waren, finden wir auch in der Dunkelheit noch ein Plätzchen hinter einem Erdhaufen und probieren in der grossen Hitze etwas Schlaf zu finden.

Dasht e Lut
Die Wüste Lut ist die grosse Wüste im Osten von Iran und erstreckt sich über ein riesiges Gebiet und verschiedene Zonen. Wir wollen aufgrund einer Empfehlung von Isa unbedingt ist sogenannte Kalut-Gebiet, zu den Yardang Formationen. Etwas weiter nördlich von den Kaluts ist der heisseste Punkt der Erde, bei den schwarzen Lavasteinfeldern. 70,1 Grad sind dort schon gemessen worden. Aber wegen der angeblich etwas ungenauen Messmethode wird dieser Rekord nicht offiziell anerkannt.
Von Yazd aus fahren wir also via Rafsanjan und Kerman durch die Berge nach Shahdad. Das Dorf hat die letzte Tankstelle vor der Wüste und so wollen wir sicherheitshalber nochmals volltanken. Da die Temperaturen am späten Nachmittag schon bald 50 Grad erreichen, wird das etwas zur Prozedur. Die Zapfsäule macht fast Schlapp, der Diesel dampft ganz schön und der Tankwart malträtiert den Schlauch und die Zapfsäule derart, um an die von uns gewünschten 50 Liter zu kommen, dass wir uns fragen, ob da nachher je wieder was rauskommen wird.
In unserem Reiseführer steht was von einem Wüstencamp, welches DER Ausgangpunkt für Tripps zum Kalutgebiet sein soll. Da man nicht allein in die Wüste fahren soll, hoffen wir dort ein paar Gleichgesinnte zu treffen um nächsten Morgen raus in den Sand zu fahren.
Dort angekommen finden wir aber nur noch Anlagen vor, welche am zerfallen sind. Das Camp ist verlassen, es sieht aus wie ein kleines Geisterdorf mit runden Strohhütten. Entweder machen sie im Sommer wegen der grossen Hitze zu oder es wurde aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben. Wir wissen es leider nicht..Aber schön aussehen tuts allemal, also richten wir uns für die Nacht ein und geniessen den nächtlichen Sternenhimmel über der Wüste. Haben wir schon erwähnt, dass Abends um 21:00 immer noch 38 Grad herrschen??
Früh stehen wir anderntags auf, um noch bei einigermassen aushaltbaren Temperaturen raus zu den Kaluts zu fahren. Vom Camp zurück an die Hauptstrasse folgen wir dieser rund 20km bis wir mitten in den Yardang-Formationen stehen. Wir können es nicht lassen und fahren mit RoKi ab von der Hauptstrasse und rein in den Sand. Da wir aber alleine unterwegs sind und wir nicht gross Bock auf schaufeln und Sandbleche verlegen bei über 35 Grad haben, bleiben wir immer in Sichtweite zur Hauptstrasse, welche quer durch die Wüste führt. Nach rund einer Stunde in dem grossen Sandkasten und viele Fotos und Videos von der eindrücklichen Natur später, fliehen wir vor der aufkommenden Hitze zurück in die Berge. In Sirch wollen wir kurz noch ein paar Früchte einkaufen und den Weg nach Rayen erfragen, da werden wir auch schon wieder auf englisch angesprochen. Abbas, ein älterer Familienvater aus Kerman, ist unterwegs zu seinem Gartenhaus in Sirch und lädt uns gleich zum Tee ein. Wir folgen ihm ein paar Meter und stehen dann in seinem grossen, umzäunten Garten, welcher eigentlich mehr ein Ferienhaus mit Umschwung ist. In der grossen Stube wird Tee serviert, die ältere Tochter erscheint auch noch und schon will Abbas uns unbedingt auch noch zum Mittagessen bei sich behalten. Da wir aber noch einige Kilometer vor uns haben, wehren wir uns mit Händen und Füssen dagegen und verabschieden uns nach den obligatorischen Gruppenfotos wieder von Abbas und seiner Familie. Von Sirch aus folgen wir nun der Strecke nach Golbaf und weiter durch die farbigen Berge bis nach Rayen.

Rayen
Eigentlich wollten wir nach dem Kalut-Gebiet weiter nach Bam fahren, um die dortige Lehmstadt zu besichtigen. Bam wurde aber vor rund 10 Jahren von einem schweren Erdbeben mit vielen Toten verwüstet und die Altstadt liegt bis heute noch in Trümmern. Die Wiederaufbauarbeiten sind voll im Gange, aber so schön wie vor dem Erdbeben, so hören wir, sei es da nicht mehr. Deshalb haben wir uns entschieden, Bam wegzulassen und nach Rayen zu fahren. Dort befindet sich eine rund 1000 Jahre alte persische Zitadelle aus Lehm im änhlichen Stil wie in Bam.
In Rayen besuchen wir also die alte Zitadelle oberhalb der Stadt auf einem Hügel. Der Wärter verkauft uns total unmotiviert und schläfrig die Eintrittstickets und wir treten ein in die mächtige Anlage. Da wir die einzigen Besucher sind, ist es fast schon etwas unheimlich. Die ganze Anlage ist komplett aus Lehmziegeln erbaut und alles ist mit einer Lehm-Strohmischung verputzt. Sieht von weitem aus, wie eine riesige Sandburg. Das gleiche Prinzip kennen wir ja bereits aus Abyaneh in der Nähe von Esfahan. Das ganze ist wirklich imposant und lässt einem über die Baukunst der damaligen Zeit staunen.
Unser Nachtlager schlagen wir dann etwas ausserhalb von Rayen in einen Flussbett bei Qaleh Hassan Ali auf. In unserem Reiseführer haben wir etwas von einer Wanderung zu einem Vulkankrater gelesen, welche wir anderntags machen wollen.
Wir machen uns also frühmorgens auf zu dem Krater. Durch die etwas unpräzise Beschreibung im Reiseführer, Tomaten auf den Augen und dem fehlen von Wegweisern gelangen wir erst nach einem kleine Umweg zu einem Berggipfel zu dem besagten Kratersee. Oben angekommen treffen wir auf eine Gruppe Iraner.

Bandar Abbas
Nach der Wanderung wollen wir noch so viele Kilometer wie möglich schaffen um sobald als möglich den persichen Golf zu erreichen. Wir verlassen also allmählich das zentrale, trockene Hochland und kommen langsam in die feuchtheisse Küstenregion. Wir schwitzen was das Zeug hält und müssen nonstop Wasser nachschütten. Immer wieder passieren wir Checkpoints der Armee und der Polizei, welche in der Regel freundlich lächeln und uns durchwinken. Ausser bei einem werden wir rausgepickt und die, mit Kalaschnikov bewaffneten Polizisten, wollen unsere Pässe sehen. Da sie noch nie einen so schönen, farbigen Pass gesehen haben, kommt die halbe Mannschaft aus dem Wachhäuschen und alle wollen erfahren, was da für komische Leute mit einem so exklusiven Auto draussen stehen. Grinsend geben sie uns die Dokumente zurück und wir dürfen weiterfahren.
Wir erreichen kurz vor dem Eindunkeln die Stadt Minab, wo wir etwas ausserhalb in einem Gebiet, welches der afrikanischen Steppe entsprungen sein könnte, hinter ein paar Büschen zusammen mit tausenden von Mücken, versuchen Schlaf zu finden.
Heute wollen wir in die Hafenstadt Bandar Abbas um einigen Punkte unserer ToDo-Liste abzuarbeiten. Wir kontaktieren Arash, welchen wir in Chalus im Norden Irans kennengelernt haben, da er uns damals ja angeboten hat, uns zu helfen.
Leider erwies er sich nicht als allzu grosse Hilfe. Erster Punkt ist wieder mal volltanken. Diesel gibts im Iran nicht an jeder Tankstelle (die Autos laufen alle mit Benzin, nur LKW brauchen Diesel) und wir sahen tags zuvor an allen Dieseltankstellen rund um Bandar riesige Schlangen mit Lastwagen, welche alle Diesel brauchen. Arash kennt sich leider auch nicht so gut aus wie erhofft („i can help you with all your problems…“). Wir folgen ihm und seinem Sohn (aka Rotzlöffel) rund 50km raus aus der Stadt, bis wir endlich (mit dem letzten Tropfen Diesel im Tank) eine Tankstelle finden, welche Diesel im Angebot hat und nicht ausverkauft ist. An der Tanke ist aber wieder die Hölle los, dutzende LKW’s stehen Schlange. Arash kann uns dann doch irgendwie einen Deal einfädeln und von ein paar Jungs bekommen wir 80L Diesel aus irgendwelchen dreckigen Kanistern (zum Glück haben wir eine Feinfilter dabei) zum doppelten Preis. Dafür müssen wir nicht zwei Stunden anstehen. Leider ist aber eine Bride beim Tankstutzen am RoKi etwas undicht und etwa 2L Diesel tröpfeln schön langsam dem Schmutzfänger entlang auf den Sandboden… Hmpf! Sorry Umwelt!
Zurück in der Stadt wollen wir Arash und seinem Sohn zum Dank zum Mittagessen einladen. Leider ist aber Freitag, was quasi unserem Sonntag entspricht und die meisten Restaurants öffnen erst am Abend. Nach einer weiteren Stunde Irrfahrt durch Bandar Abbas finden wir dann doch noch eine kleine Pizzeria und wir können etwas essen und uns herrlich über die nicht vorhandenen Manieren von Arash’s Sohn aufregen.
Danach zeigt und Arash noch den Dowlat-Park direkt am Meer, wieder einer diesen vielen Stadtparks im Iran, wo man sich Abends trifft, badet, Musik hört, Fussball spielt und campiert.
Kaum auf dem Platz sind wir auch schon wieder die Stars, bleiben aber dieses Mal etwas mehr unter uns. Sogar ein kleines Haustier haben wir, eine Ratte knabbert genüsslich weggeworfene Lebensmittel im Gebüsch und beisst auch noch ein Loch in Adi’s Frotteetuch, welches über den Stuhl gehängt wird.
Nach einer weiteren sehr feuchtheissen Nacht fahren wir mit dem Taxi zum Büro der Valfjar-Shipping im Gebäude der IRISL (Islamic Repulic of Iran Shipping Line) etwas ausserhalb der Stadt, um die Tickets für die Fähre nach Sharjah (Vereinigte Arabische Emirate) zu kaufen. Bei einem Tee erfahren wir, dass die Preise leider aufgrund des Zerfalls ihrer Währung gestiegen sind und wir alles in allem (2 Erwachsene, 1 Auto, Bill of Loading, Hafengebühren in Bandar, Steuern etc.) rund 780$ zahlen müssen. Autsch, mit soviel haben wir nicht gerechnet. Aber was bleibt uns anderes übrig, wir stimmen zähneknirschend zu. Leider haben wir nicht so viel Bargeld dabei und müssen zuerst mit dem Taxi nochmals zurück zum RoKi, knacken unsere Dollar-Reserven und wechseln es in einer Wechselstube in Rial um. Wieder zurück mit dem Taxi zum Shipping-Gebäude (4x Taxi fahren = 4x anderer Preis. Von 1.50.- bis 5.- war alles dabei) will der Agent als erstes natürlich unsere Pässe und das Carnet sehen. Leider haben wir nicht ans Carnet gedacht, aber irgendwie klappts dann doch mit den Tickets und wir können in der im Haus untergebrachten Bank das Geld einzahlen. Mit der Info, dass wir am Montag Morgen um 09:00 im Hafen sein sollen (wohl gemerkt, die Fähre fährt erst um 21:00) fahren wir zurück in die Stadt und decken uns auf dem Basar wieder mal mit Lebensmitteln ein.
Nach einer kurzen Diskussion entscheiden wir uns, noch kurz auf die Insel Hormoz zu fahren. Die Fähre ist äusserst günstig und wir denken uns, das wird eine gute Abwechslung. Grosser Fehler. Das Dörfchen auf der Insel ist äusserst heruntergekommen, das alte portugiesische Fort komplett zugemüllt und die Restaurants sind alle zu. Für eine eine grosse Inselrundfahrt ist es zu heiss und wir fahren mit der nächst besten Fähre wieder zurück und gehen zum schlafen wieder zum Dowlat Park. Die dort ansässigen Dauercamper (oder anders ausgedrückt: die Obdachlosen) erkennen uns bereits wieder und kommen auf einen Schwatz vorbei. Nach dem eindunkeln folgen dann noch zwei junge Polizisten, welche gerade Feierabend haben und wir unterhalten uns mit Händen und Füssen und dem Google-Translator auf dem Handy. Die zwei sind määäächtig beeindruckt von unserem Unternehmen und vorallem von der Tatsache, dass wir im Auto schlafen können. Die beiden kriegen sich fast nicht mehr ein.
Den letzten Tag im Iran fahren wir raus zum im Reiseführer beschriebenen Genu Park. Leider gibts da ausser stinkendem Schwefelwasser nicht viel zu sehen. Den Nachmittag verbringen wir dann wieder zusammen mit den „Dauercampern“ im Dowlatpark und relaxen, surfen beim nahe gelegenen Beizli im Netz und skypen mit unseren Liebsten.

Die Überfahrt
Dank der Webseite von zwei Deutschen Reisenden (www.dananna.de) wissen wir ungefähr, wie kompliziert der Ablauf mit der Hafenbehörde in Bandar Abbas ist. Zuerst mal wird bei unserer Ankunft das Carnet und die Fahrgestellnummer geprüft. Weiter gehts zum Zollgebäude wo sie uns von Schalter zu Schalter schicken und irgendwann einen Penalty von 400000 Rial aufbrummen wollen, weil unsere Carnet in Bazargan damals versehentlich für nur 10d abgestempelt wurde, wir aber schon 14d im Iran waren. Unsere Versicherung aber lautet auf 20d. Adi fordert freundlich aber bestimmt, den Chef zu sprechen, da wir nicht bereit sind eine Busse zu zahlen für etwas, wo wir nichts dafür können. Dem Wunsch wird uns entsprochen und noch bevor wir im Büro des Chefs ankommen ist die Sache im Vorzimmer schon wieder ohne etwas zu bezahlen erledigt.
Weiter gehts im „Haus das Verrückte macht“. Stempel hier, Kopie da, Dokument abgeben hier, neuen Stempel wieder da, Hafengebühren hier, zurück für die nächste Kopie und irgendwann behält einer Adi’s Pass zur Bearbeitung ein, was uns natürlich ganz und gar nicht behagt. In einer Halle der Hafenbehörde hat dann noch ein Mitarbeiter Geburtstag und wir dürfen fröhlich von den angebotenen Küchlein mitessen. Irgendwann bekommen wir die Erlaubnis, RoKi an den Verlade-Pier zu fahren.
In der Abfertigungshalle sollen wir nun bis ca. 20:00 Uhr warten (es ist jetzt ca. 13:00 Uhr). Wir kommen durch den Hintereingang rein und schon laufen wir direkt in die Hände des Chef dieser Halle, welcher uns den Weg zum kleinen Restaurant fürs Mittagessen zeigt und uns eindringlich davor warnt, hier ja nicht allen zu vertrauen. Er zeigt sich etwas verstört, als wir im sagen, das einer seiner Kollegen meinen Pass zurückbehalten hat. Nach einiger Intervention unserer- und seinerseits ist dann auch klar warum: irgend ein Zettel hätte zusätzlich noch abgegeben werden müssen. Also mit viel Tamtam nochmals raus zum Auto (da hätten wir eigentlich bis am Abend nicht mehr hin dürfen), Zettel holen, zurück zum Hafenbüro und tataaaaa, der Pass ist wieder in Adi’s Händen.
Nun heissts also Zeit vertreiben mit Schach spielen und der zensierten Version von Wall-E (die zensieren tatsächlich Disney-Kinderfilme!!!) auf dem grossen Fernseher schauen.
Die Abfertigungshalle ist übrigens voll belegt mit arabischstämmigen Iraner, vorwiegend ärmere Leute aus der Region Belutschistan. Anscheinend gehen viele von denen während des Ramadans rüber nach Dubai. Das betteln während dieser Zeit soll da ziemlich lukrativ sein. Wir sehen also sehr viele voll verhüllte, schwarze Dschador tragende Damen und ältere Herren in hellen Beduinen-Pyjamas.
Irgendwann startet das Abfertigungsprozedere mit Gepäck und Passkontrolle. Da die sog. Port-Guards uns mittlerweile eh schon alle kennen und sie wissen, dass wir noch das Auto zu verladen haben, werden wir an allen Schlangen vorbei bis zum Grenzbeamten geführt (aber natürlich Frauen und Männer getrennt), welcher unseren Pass abstempeln soll. Janine ist etwas schneller am Schalter als Adi. Der Beamte will Janine’s Pass beibehalten und ihn ihr in ca. 10 Minuten raus zum Terminal bringen. Neinnein Bürschchen so läuft das nicht. Er winkt Adi dazu und will ihm seinen Ablauf erklären. Nix da… Nicht nochmal. Solange er unsere Pässe hat,  warten wir genau vor seinem Schalter bis er den Sch***-Stempel gemacht hat. Wir verlassen unsere Pässe nicht mehr! Nun folgt wildes fluchen, ein paar Rückfragen bei seinen Kollegen und irgendwann gibt er uns mit der Bemerkung „you are very difficult“ die abgestempelten Pässe zurück. Natürlich haben wir damit die ganze Abfertigung ins Stocken gebracht und einige Araber-Ladies schauen uns nun noch etwas schräger an, aber das nehmen wir in Kauf. Dafür kennen uns nun wirklich alle anwesenden Beamten persönlich.
Nach der Personenkontrolle stehen wir also im Terminal, wo uns inmitten des Chaos aus Dschadorhühnerhaufen und Pyjamas ein gross gewachsener Mann in Uniform auffällt. Das muss der Kapitän des Schiffs sein. Wir steuern ihn direkt an und sagen mal Hallo.
Kapitän Abdulramen ist ein alter Seebär. Er mag die Araber nicht so besonders und hat etwas Mitleid mit uns, das wir mit diesem aufgebrachten Haufen aufs Schiff müssen. Er sagt uns, wir sollen nach dem Essen auf dem Schiff zu ihm auf die Brücke kommen, um gemeinsam einen Kaffee zu trinken.
Der wilde Hühnerhaufen rund um uns herum wird wieder separiert zwischen weissen Pyjamas und schwarzen Dschadors (sprich Mann und Frau) und mit viel lautem Geschrei und einigen „yalla-yallas“ werden die Passagiere aufs Schiff geschickt.
Wir kommen dann wieder mal an allen vorbei und können raus zum Pier, wo RoKi brav auf uns wartet. Nachdem die Anhänger welche alle mit iranischem Marmor beladen sind, auf das Schiff bugsiert sind, dürfen wir auch an Bord fahren.
Danach begeben wir uns auch nach oben in den grossen Raum für die Passagiere. Auch hier wieder Geschlechtertrennung, Männer hinten auf den bequemen Einzelsesseln, Frauen und Kinder vorne auf den unbequemen Bänken. Wir werden vorne hin gesetzt und es strömen immer noch mehr Leute rein. Der Kapitän muss immer wieder eingreifen und den Leute ziemlich deutlich klarmachen, wo sie sitzen müssen, bis endlich alle Platz finden.
Mit 2h Verspätung stechen wir um 23:00 Uhr endlich in See und es gibt Reis mit Hühnchen.
Nach dem Essen wollen wir mal runter zum Bauch des Schiffs um unser Nachtlager einzurichten (der Captain selbst hats vorgeschlagen) um nachher in aller Ruhe auf die Brücke zu gehen. Kaum wollen wir los, steht besagter vor uns und führt uns rauf in die völlig abgedunkelte Brücke, wo er uns dem jungen 1. Offizier und dem jungen Steuermann vorstellt. Wir dürfen uns auf die kleine Bank vor dem Steuerpult setzen und geniessen bei einem Kaffee die Fahrt vorbei an den hell erleuchteten Inseln Hormoz und Qeshm und den vielen vor Anker liegenden Öltankern und Containerschiffen. Die jungen Offiziere erklären das Radar, die Funkanlage, den Schiffsmotor, alle Anzeigen, Messgeräte und die Seekarten. Tolle Sache!
Der Kapitän verabschiedet sich irgendwann und schlägt uns vor, wir sollen doch gleich auf der Brücke schlafen. Adi darf es sich auf dem Kapitäns-Sessel gemütlich machen und Janine darf sich auf der Bank vor dem Steuerpult schlafen legen. Nehmen wir natürlich gerne an! Die Brücke ist nämlich im Gegensatz zum Frachtraum angenehm klimatisiert.
Nachdem sich der Kapitän in seine Kabine zurück gezogen hat, bringt uns der Steuermann völlig unerwartet einen Tequila. Huch! Na denn Prost! Die Besatzungsmitglieder verzichten natürlich auf Alkohol, sie sind schliesslich im Dienst. Aber uns gönnen sie den Schnaps dafür um so mehr 🙂
Der Kapitän taucht im Schlafanzug nochmals auf, checkt den Kurs, gibt letzte Anweisungen für die Nacht und sagt zu Janine, wir seien nun auf internationalen Gewässern und nicht mehr im Iran, sie soll doch bitte endlich ihr Kopftuch ablegen. Juhuuuuuuuu! Freiheit!!!!!!
Wir schlafen wunderbar wie lange nicht mehr und bald nach dem aufwachen tauchen am Horizont die ersten Hochhäuser Dubais auf.
Wir dürfen während der ganzen Zeit, wo wir in den Hafen von Sharjah einfahren, auf der Brücke bleiben und können so dem Wendemanöver und dem anlegen an den Entlade-Pier aus nächster Nähe beiwohnen. Spannend, wie das mit den Kommandos, den Funksprüchen und dem hantieren mit allen Hebeln so vor sich geht. Eine riesen Ehre für uns!

Vereinigte arabische Emirate (V.A.E oder auch U.A.E.)

Sharjah
Das Schiff ist am Pier vertäut, die Ladeluke geöffnet und schon machen sich dutzende indische Gastarbeiter daran, das Schiff zu entladen (sogenannt „löschen“). Das ganze Theater mit den arabischen Passagieren, welche sich überall vordrängeln wollen und sich zum Teil erst wieder beruhigen, als die Crew die am Pier wartenden Polizisten dazu holt, ersparen wir euch.
Irgendwann kommt der Agent der Valfjar-Shipping zu uns und wir dürfen RoKi vom Schiff fahren und hinter einem Gebäude im Schatten parkieren. Fast unverzüglich wird wieder die Fahrgestellnummer kontrolliert und wir geben das Carnet dem Agenten ab.
Wir müssen zurück zum Schiff und warten, bis alles entladen ist und werden irgendwann aufgefordert, zurück zum Auto zu gehen und gemeinsam mit einem Inder welcher es sich auf dem Beifahrersitz gemütlich macht, dem Polizeiwagen bis zum ersten Zollgebäude zu folgen, um unser Visa-on-arrival zu erhalten.
In dem Gebäude sind mittlerweile auch die ersten weiblichen Passagiere mit einem Bus hingebracht worden. Wir werden wieder an der Schlange vorbei gelotst, bekommen unsere Stempel und müssen wieder raus zum RoKi, welcher nun von einem Drogenhund untersucht wird. Der Hund ist entweder alt und fett oder schwanger, aber so gemächlich wie der durch das Auto geht ist es für uns schon fast ein Genuss dem ganzen zuzuschauen 🙂 Härzig.
Wir dürfen noch kurz raus aus dem Zollgebäude zum Gebäude der Hafenbehörde (da werden wir heute noch ein paar Mal rein müssen) um beim Bankomaten Geld abzuheben, um die ganzen Hafengebühren und Steuern zu bezahlen.
Wir fahren zurück zum Container-Büro des Agenten, welcher uns das fertige Carnet und eine kleinen Zettel mit dem genauen Ablauf, welchen wir nun befolgen müssen, aushändigt und die ersten Gebühren einkassiert.
Man ist überall sehr freundlich, lässt uns vor, schickt uns vom Schalter 35 zum Schalter 25 und zurück zum Security-Gebäude, Stempel hier, Gebühren da, zurück zum Schalter 35, dann bietet uns der Mann vom Schalter 37 Wasser und Dattel-Gebäck an, wieder rüber zu den Hafenbehörden, zurück zum Zoll, Carnet zeigen hier, Pass zeigen da und irgendwann sollen wir den letzten Zettel, quasi die Genehmigung zum rausfahren, in einem Container in der Nähe unseres Autos abholen. Da die aber bald Feierabend machen, fährt uns ein quirliger (und entzückend schwuler) Zollbeamter mit seinem Auto gleich selber dort hin und hupt so lange, bis endlich einer raus kommt und uns den Zettel überreicht. Super! Also, nun rein ins Auto, zum Security-Gebäude fahren, Zettel abgeben, ein letztes Mal Fahrgestellnummer kontrollieren und wir sind endlich drin in den vereinigten arabischen Emiraten!

Dubai
Von Sharjah fahren wir rüber nach Dubai, vorbei an unzähligen Hochhäusern und suchen uns erstmals ein Restaurant, um etwas zu essen und im Internet eine günstige Bleibe zu finden. In UAE ist es unverheirateten Paaren nämlich verboten, gemeinsam im Auto zu übernachten… No comment.
Nach etwas rumspielen am Navi, verfahren und im Stau stehen finden wir dann doch noch das YouthHostel „A“ in der Nähe der Metrostation „Stadium“, wo wir erst mal für 2 Nächte einchecken. Nach einer ausgiebigen Dusche (RoKi hat ja keine Klimaanlage und so schwitzen wir beim fahren wieder schön vor uns hin) treffen wir in der Lobby drei Deutsche, welche miteinander plaudern. Michel, ein junger Student am rumreisen, Thomas, ein pensionierter Velofahrer (www.toki-unterwegs.de) und Saleh, ein syrisch-deutscher Geschäftsmann, wollen gemeinsam Essen gehen und wir dürfen sie gleich begleiten. Es wird ein lustiger Abend wir diskutieren angeregt übers Reisen, Religionen, unsere Erfahrungen Unterwegs. Zurück im Hostel fallen wir todmüde ins Bett. Im klimatisierten Zimmer. Gottseidank.
Am Tag zwei in Dubai wollen wir uns ums Indien-Visum kümmern. Nach einigen Recherchen im Internet und ein paar Telefonaten mit der Botschaft und der Visa-Agentur (die Inder haben die ganzen Visa-Angelegenheiten an eine Firma ausgelagert) stellen wir fest, dass das nicht so schnell und einfach von statten gehen wird wie wir uns das vorstellen. Wir überlegen, das Visum eventuell erst im Oman zu beantragen, doch die dortige Botschaft informiert uns am Telefon, dass sie Visa nur im Notfall ausstellen und verweisen uns wieder an die Agentur in Dubai. Irgendwann ist schon wieder Mittagszeit und somit hat das Büro der Agentur auch schon wieder zu, und so verbringen wir den Nachmittag halt im Pool des Hostels.
Am Abend beschliessen wir, doch noch raus in die Stadt zu fahren und gehen mit der Metro zur Dubai Mall, dem grössten Einkaufscenter der Welt. Die Mall steht gleich neben dem Burj Khalifa, dem höchsten Gebäude der Welt (mit dem grössten Springbrunnen der Welt) und ist ausgestattet mit dem grössten Aquarium der Welt, mit der grössten Aquarium-Sichtscheibe der Welt, der gefühlt stärksten Klimaanlage der Welt und einer Eislaufbahn. Willkommen im Grössenwahn des Kapitalismus!
Was für ein krasser Gegensatz zum Iran, wo man noch einzeln zum Bäcker, zum Gemüsehändler und zum Mini-Markt fahren muss, um sich die Lebensmittel für einen Tag zu kaufen. Hier gibt es einfach alles zu kaufen.
Wir schlendern durch die gigantische Mall, lassen uns berieseln und zu süssen Sünden hinreissen und stehen eine Weile mit offenen Mündern vor dem Aquarium.
Tickets für den Unterwassertunnel und den zugehörigen Meeres-Zoo gönnen wir uns. Wenn wir nun ja schon mal da sind…Und kommen dort aus dem staunen nicht mehr heraus. Ein tolles Erlebnis das Ganze.

Neuer Tag, neues Glück. Oder eben auch nicht.
Mit dem Taxi gehts zu einem der vier Büros der indischen Visa-Agentur in Dubai. Wir ziehen ein Zettelchen und kommen nach etwa einer Stunde Wartezeit zum Schalter. Und nun lernen wir die erste grosse Lektion in indischer Bürokratie. Wir müssen dem Typen alle Angaben diktieren (sehr mühsam) und irgendwann fragt er nach unserer Handynummer. Die CH-Nummer und unsere Internationale-Nummer kann er aber nicht in sein heiliges Formular eintragen. Wir müssen also extra eine UAE-SIM-Karte im benachbarten Einkaufscenter kaufen gehen. Unser Puls ist schon auf 180. In der Mall nebenan (hier gibts eigentlich NUR Malls) bekommen wir für 35 Dirham eine PrepaidKarte und wir gehen zurück zur Agentur. An dem Schalter wo wir waren sitzt jetzt natürlich eine andere Dame. Sie füllt die Formulare fertig aus, wir geben ihr die Fotos und alle notwendigen Kopien ab. Jetzt will die Dame doch tatsächlich auch noch unsere Flugtickets nach Mumbai sehen. Natürlich haben wir den Flug noch nicht gebucht, da wir noch nicht genau wissen, wann wir von Oman aus fliegen wollen. Die Dame erklärt uns, ohne Flugticket gibts kein Visum. Adi ist stinkesauer und hätte der Dame am liebsten die ganzen Papiere in den Hals gestopft!!! Also wieder rüber ins Einkaufscenter, Laptop mit dem WLAN verbinden und den günstigsten möglichen Flug ab Muscat buchen. E-Tickets weitermailen und ausdrucken im asiatischen Multifunktionscopyshop. Wieder gehts zurück zur Agentur und wir geben die Tickets ab. Die Dame erklärt uns nun, dass wir die Pässe wieder mitnehmen können. Wir müssen ein paar Tage auf ein SMS auf unserer neue UAE-Nummer warten, wo sie uns Bescheid geben, dass das Visum bereit ist. Dann müssen wir die Pässe vorbeibringen und 3 Tage später schicken sie uns dann die Pässe mit dem Visum ans Youthostel. Mit anderen Worten, eventuell hängen wir nun 10d in Dubai fest. Adi ist nun drauf und dran seine gute Erziehung zu vergessen und würde den ver*** Indern am liebsten ZENSIERT.
Damit haben wir eigentlich nicht gerechnet, wir würden ja lieber im etwas günstigeren Oman warten, aber eben die stellen eigentlich keine Visa an Touristen aus.
Wir überprüfen nun nochmals alle Formulare, lassen die ganzen Fehler noch korrigieren (ja, Switzerland ist nicht gleich Swaziland), bezahlen die Gebühren und verlassen völlig entnervt die Agentur und begeben uns zurück zum Hostel. Dort angekommen müssen wir uns erstmals einen neuen Schlachtplan überlegen. Wir suchen uns nun eine Couchsurfing-Host und wollen erst wieder im Hostel einchecken, wenn sie uns die Pässe dort hin schicken. Wir surfen also noch ein wenig im Internet, schreiben diesen Bericht und kontaktieren unsere Verschiffungsagenten in Mumbai, um alles für RoKi’s Überfahrt zu klären.

Leider hat die Story hier kein happy end. Wir sind etwas entmutigt von den ganzen Papierkram und müssen uns erstmal wieder etwas sammeln. Ok, wir wissen ja, das so eine Reise kein Zuckerschlecken ist, aber in den letzten paar Tagen wars einfach etwas zu viel des ganzen.
Wünscht uns Glück, wir können es gebrauchen!

Grüsse aus der Land der Klimaanlagen
Adi & Janine