Türkei – Teil 2

Bei den Türken. Immer noch. (Teil 2)

Ja, hier bei den Türken lässt es sich leben. Wir haben sie richtig gern, die Männer im Anzug, die sich ständig anbieten bei Problemen zur Stelle zu sein, die jungen Leute, die uns beim Reifenwechsel zur Hand gehen und anschliessend ihren Geburtstagskuchen mit uns teilen, die uns zum Tee einladen wollen und, und und….Aber mal von vorne:

Unseren Treffpunkt Yesilova, den wir mit Markus und Christof vereinbart haben, erreichen wir schon 3 Tage früher. Das Dorf liegt in der Nähe des Salda Gölü. Den See haben wir auf Google Earth entdeckt und wegen seiner aussergewöhnlich dunkelblauen Farbe ausgewählt.
Google hatte recht, der See stellt sich tatsächlich als wunderschön heraus…Der Kiesstrand, der den 187m tiefen Kratersee umringt, ist so weiss, das man fast die Schneeblindheit davon kriegt. Aber nicht nur das. Wir treffen den ersten „Schweizer“ dort! „Do you speak english?“ fragen wir. „Äh, joo – au Schwiizerdüütsch!“ grinst uns der nette Typ an. So trinken wir also Tee mit Eyüp, der 18 Jahre in Oftringen gelebt  hat und dort seine Jugend verbrachte. Er trägt den ganzen Tag mit Stolz seine Adidashosen, in denen er zum Rechten schaut auf seinem Areal, für seine Besucher kocht und sich etwas Zeit nimmt für die Dorfalkoholiker. Das Areal wird von den Leuten als Picknick- & Naherholungsgebiet genutzt, da aber noch nicht viel los ist unter den Woche, dürfen wir uns nach belieben ausbreiten. Als Gegenleistung helfen wir einmal beim „fötzele“ (die brutal ernüchternde Kehrseite der Medaille – Söineggle!)
Aber hier einfach mal ganz offiziell unsere Empfehlung: Besucht Eyüp am Salda Gölü! Er ist ein herzlicher Gastgeber und ausserdem ein super Koch. Die Landschaft haut euch um, und obendrauf gibt es tolle Wandermöglichkeiten in der Umgebung. Wir haben es da also ganze 4 Tage mit baden, wandern, Schlangen und Schildkröten beobachten, Cay trinken, hängemättelen und Geburtstag mitfeiern ausgehalten (Rekord!).
Übrigens keine Sorge, der Reifenwechsel war eine reine Formsache… Das Reserverad haben wir einfach mal mit einem anderen getauscht, damit sich die Profile gleichmässig abfahren. Trotzdem sind uns nach wenigen Sekunden gleich die türkischen Hobbymechaniker zur Hand gegangen. 🙂

Am Montag endlich ist es dann soweit… Der silberne Chevrolet Cruze mit unseren 2 Freunden fährt vor! Wir freuen uns wie verrückt! Bier, Barbeque und viele Geschichten füllen den Abend mit den beiden lieben VgF-lern aus. Herrlich!
Zu viert nehmen wir uns dann einige Touri-Highlights für die folgende Woche vor.

Unser erstes Ziel ist das Touristen-Mekka Pamukkale. In einigen der Kalkbassins, die aussehen als wären sie aus Eis, ist es in einigen davon sogar erlaubt zu baden und auch wir tünklen unsere Füsse im seich-leien Wasser. Zwar sind die ausserirdisch anmutenden Bassins halt schon überladen von den vielen vielen Leuten. Aber das einzigartige Naturschauspiel ist trotzdem einfach hinreissend und lässt uns staunen.
Wir dürfen beim Hotel Göreme (Im Baumarkt haben wir den Besitzer zufällig kennengelernt, der hat uns dann gleich eingeladen) unseren Roki in den Garten neben den Pool stellen und die beiden Jungs zelten daneben. Dort treffen wir auch noch 2 tschechische Studenten, die im Rahmen des Erasmus-Programms ein Semester Architektur in Istanbul studieren. Wir verbringen einen fröhlichen Raki-Abend mit ihnen und so kommt es, dass sie am nächsten Tag gleich mit im Cruze nach Ephesos fahren. Dort, während wir auf den Spuren der Römer und Griechen wandern, sind sie als angehende Architekten am richtigen Ort und wir versuchen, ihr Hintergrundwissen zu nutzen 🙂 Zum Dank, dass die beiden Studenten Lukas und Nathalie mitfahren durften, spendieren sie uns noch ein Bier. Leider wählen wir den Standort zum anstossen schlecht aus und werden prompt weggeschickt. Wir übersehen dummerweise, dass wir es uns direkt neben einer Moschee gemütlich gemacht haben. Ups.

Besonders hervorgehoben sei hier neben Pamukkale, das „Kelebekler Vadisi“, das Butterfly Valley, das südlich von Fethye an der Küste liegt. Das Dorf Faralya ist zu unserer Besuchszeit am späten Nachmittag herrlich ruhig und der kurze Blick die Klippe hinunter verrät, dass der Reiseführer wohl nicht übertrieben hat. Wirklich sensationell ist das hier – Eine happy-Hippie-Atmosphäre. Unser Glück ist komplett, als wir beim freundlichen Besitzer des Hotel Onur einen Schlafplatz für 15 TL erhalten (Camping kostet sonst überall mind. 40 TL) und obendrein dürfen wir die sauberen (was für eine Wonne!) WCs und sogar den Swimmingpool benützen. Um dem Hotelbesitzer unsere Dankbarkeit zu zeigen, entschliessen wir uns dafür gleich dort zu Abend zu essen und werden von der Mama mit einem 4-Gang Menü verwöhnt. (Für das Festmahl für 4 Personen inkl. Hammer-Aussicht auf der Terrasse bezahlen wir 33 EUR. ) Anderen Tags geht’s früh los hinab ins Tal. Wir wollen den, laut Beschreibung im Internet, seeeehr krassen Abstieg zu den Schmetterlingen wagen. Den engen Pfad mit einigen Kletterpassagen meistern wir wie die Profis und kommen in der Hälfte der angegebenen Zeit im Tal an, wo alle Häuschen und Wegweiser  im Hippie-Stil angemalt sind. Die Schmetterlinge sind aber nirgends zu entdecken, jedenfalls nicht mehr davon als sonstwo. Trotzdem lohnt sich der Weg allemal, nur schon wegen der super Kletterei dahin. Hier noch eine kleine Anmerkung: Es ist also möglich, mit einem gerissenen Kreuz- sowie Seitenband den Weg runter und wieder rauf zu klettern. Empfiehlt sich aber nur für die GANZ harten Jungs (Christof ist einer davon).

Weitere Highlights – im wahrsten Sinne des Wortes – sind beispielsweise der Schlafplatz in Datça, wo wir Zeugen eines Waldbrands werden (aber keine Angst, die Feuerwehr hier ist so fix wie die Dönerkuriere Zuhause!), die Fahrt nach Knidos oder diverse Passstrassen, wo sich die Jungs wie auf einer Gokart-Strecke austoben oder auch nur schon der Besuch des Baumarkts, wo sich der Kauf eines Zelts als amüsante Demonstration türkischer Tüchtigkeit entwickelt. Tüchtigkeit im Sinne von „Komm wir holen noch den fünften Kollegen hinzu, vielleicht machts ja dann der…“

Wir verbringen also eine wunderbare Zeit mit dem VgF (Vereinigung glückliche Ferien), beim herumcruisen, Bierli trinken und haufenweise Kebap essen, die mit dem Besuch von Antalya endet, wo die beiden vor einer Woche angekommen sind.
Die Grossstadt wird von uns noch eingehend bespaziert und wir trinken gefühlte 50 Cays, bis wir ein wunderbares Lokal mit Live-Musik zum Abendessen finden („Hi-Jazz“). Da gibts Hamsi, kleine gegrillte Fischli, eine Spezialität von Antalya, sowie eine Hochzeitsgesellschaft, die zu unserer Unterhaltung beiträgt.

Und schon ist die Woche um und wir müssen Markus und Christoph schweren Herzens tschüss sagen. 🙁 Danke ihr zwei, dass ihr eure Ferien genutzt habt, um mit uns gemeinsam ein Stück der Reise zu gehen. Es war uns eine Riesenfreude!

Die folgenden zwei Tage nach dem Abschied sind Fahrtage.
Nach den ersten 7 Stunden am Montag erreichen wir Göreme in Kappadokien mit seinen lustigen Steintürmchen, in die die Einwohner ihre Wohnungen in den Tuft- und Sandstein gegraben haben. Ein Spaziergang ins Dorf zeigt, dass die meisten der Touris wohl hierhin kommen, um eine Ballonfahrt über die skurrile Landschaft zu unternehmen. 1000e von Angeboten gibts.
Wir schauen uns den Sandkasten lieber von unten an.
Fahrtag zwei führt über teils schnurgerade Landstrassen, die sich in endloser Weite verlieren. Wir haben das Gefühl, wir sind in Amerika – landen tun wir aber in Trabzon am schwarzen Meer.
Dort wollen wir das Iran-Visa beantragen und haben uns gut vorbereitet. Leider nicht gut genug. Heute ist ein Feiertag und morgen eventuell auch noch gleich und dann ist schon bald Wochenende. Unsere Chancen stehen im Moment eher schlecht, so schnell wie möglich in den Iran zu kommen.
Wir sitzen nun also vorläufig in Trabzon fest und kümmern uns dafür um den RoKi, der bekommt einen grossen Service bei einer offiziellen LandRover-Garage. Und ausserdem müssen wir noch geeignete Kleidung und Haarfarbe für Janine besorgen. Ab jetzt ist fertig Miniröckli. Und fertig blond.

Nun gut ihr lieben…Die Internetverbindung wird ja nicht mehr besser. Vielleicht dauerts etwas länger, bis der nächste Bericht von uns kommt.
Wir wünschen euch viel Spass in eurem wundervollen Alltag! Denn für uns ist die Vorstellung, jeden Tag unter eine blankpolierte Trinkwasserdusche zu hüpfen der pure Luxus. (Also geniesst das dafür für uns ein wenig 😉 Danke).

J&A