Kambodscha – Thailand

Kambodscha

Das allererste auffallende Merkmal sind die vielen Pyjamas. Jawohl, Pyjamas. Mit bunten Comicmotiven in – wie halt Pyjamas so sind – formlosen Schnitten. Und der massiv schlechtere Strassen- /oder Schlammpisten- Zustand ist auch schwer zu übersehen. Da wird die Karre mal ordentlich eingedreckt, wie es sich gehört… Aber mal von vorn, es gibt viel zu erzählen.

Krathie und Whitening Cream

Krathie ist unserer Ansicht nach nicht sehenswert, ausgenommen vielleicht die öffentliche Zumba-Session, vom roten Kreuz organisiert, die da Abends an der Uferpromenade des Mekong zum mithopsen animiert. Erstaunt stellen wir dann auch fest, dass hier der Geldautomat Dollar ausspuckt. Die eigene Währung, der Riel, wird nur als Wechselgeld in kleineren Beträgen benutzt.
Krathie besuchen wir eigentlich nur, um unseren spanischen Freund Francis aus Sevilla zu verabschieden und mit ihm und einem surfsüchtigen Amerikaner einen gemütlichen letzten Abend zu verbringen. Francis haben wir in der legendären Nacht im „TheHubPub“ an der Grenze zu Laos kennengelernt und zufällig wieder getroffen. Geschlafen wird in Krathie, wie in letzter Zeit öfters, in einer buddhistischen Tempelanlage. Da werden wir von den orange eingewickelten Mönchen immer herzlich willkommen geheissen und dürfen wenn nötig die sanitären Anlagen mitbenutzen. Respektvolles Auftreten vorausgesetzt natürlich. Notiz am Rande: die moderne Welt hat auch dort Einzug gehalten, denn die jungen Teenie-Mönche sind Abends munter tippend mit ihren Smartphones anzutreffen. 🙂
Unser Weg in die Hauptstadt Kambodschas nimmt der schlechten Strassen wegen viel Zeit in Anspruch. Der schmierige Dreck spritzt nach allen Seiten und überzieht die Carrosserie nach und nach mit einer dicken Schicht, die auch dem Regen standhält. Im trockenen Cockpit gibts derweil den einen oder anderen Gedanken über die Unterschiede der Wertvorstellungen zwischen Zuhause und hier. Was immer wieder zu denken gibt, sind die von Chemie geschändeten Gesichter. Seit langem begegnen wir ständig dem gleichen Bild. Herr sowie Frau India, Malay, Thai, Lao oder Kambodscha schmiert sich nämlich gern etwas zur Hautaufbleichung auf den Körper. Das Resultat sind graue, ungesund wirkende und total künstliche Gesichter, anstatt der wunderschönen Milchkaffeehaut. Geschätzte 25% der Menschen in besagten Ländern sind tatsächlich der Meinung, das es so wichtig ist, helle Haut zu haben, dass sie dieses Zeug – sowas muss doch giftig sein – nicht nur sich selber, sondern bereits ihren Kindern anschmieren. Produkte mit Namen wie „Bright Baby“ finden sich in den Supermarktregalen und sogar Deos werben mit „extra white“. Für uns unverständlich. Doch da zwingt sich ein Vergleich mit unserer ganzen Makeupgeschichte und den heimischen Solarien auf… Ein wunderbares Beispiel der alten Leier: „Und was er hat, das will er nicht…“. Wir finden es schade, wahrscheinlich genauso wie umgekehrt auch, wenn sich unsereins das Näschen einige Töne dunkler pudert.
Was in punkto Mode überrascht sind dagegen die kambodschanischen Pyjamafrauen. Das so ein Pyjama ganz bequem ist wissen wir ja schon, aber dass man sich damit durchaus auch auf der Strasse zeigen kann, ist wohl Zuhause (leider) noch nicht zum Trend geworden. Dabei machts das Strassenbild doch so viel fröhlicher, wenn da auf den bunt bedruckten Stoffen mal ein Disneyfigürchen lacht oder ein lustiges Tiermotiv prangt! Wir überlegen noch, ob wir dem Trend ab sofort folgen werden ;).

Phnom Penh und Korruption

RoKi braucht dringend einen Service. 16’000 km sin es seit dem letzten in Trabzon, also allerhöchste Zeit. Von Krathie gehts Richtung Hauptstadt, wo eine professionelle LandRovergarage sich dem Guten annehmen wird. Soviel Luxus gönnen wir ihm.
Die Garage ist wie neu, hat Mitarbeiter mit Know-how und beim kurzen Check dürfen wir in der Werkstatt bleiben und werden nicht wie sonst üblich in die klimatisierte Bürozone für die Krawattenträger bugsiert. Wir sind also zufrieden. Als dann Adam auf uns zukommt wirds noch besser: „I guess you aaarre the gääys with this rrrred Defenderrr!“ Ein starker polnischer Akzent aus dem Munde eines noch stärkeren, sympatisch dynamischen Herrn schallt uns entgegen. Adam und seine Frau Anna leben seit frischen 6 Wochen in Kambodscha, wo er für LandRover und sie für Ford, nur einen Katzensprung entfernt, arbeitet. Wir lassen uns von ihm bei der Hotelsuche helfen und verabreden uns für ein abendliches Bier. Das Leben in diesem Land empfinden die beiden als angenehm komfortabel und zeitweise auch sehr amüsant. Adam hat schon in diversen europäischen Ländern für LandRover gearbeitet und beeindruckend vieles an Erfahrung und technischem Know-how gesammelt. Er und seine Angebetete geben einige Geschichten über den Alltag mit ihren Arbeitskollegen zum Besten und wir unterhalten uns grossartig. Dass ein Kunde mit der Flasche Bremsflüssigkeit in der Hand statt in den Bremsleitungen die Werkstatt verlassen soll, ist aus dem Mund der quirligen Anna, mit noch stärkerem Akzent, eine der lustigsten Anekdoten aus deren Erlebnissen (Bei der Ford-Werkstatt passiert, sei hier dezent angemerkt).
Wir nutzen die Gelegenheit und fragen den beiden Löcher in den Bauch. Die Frage, woher denn in diesem Land das Geld für die ganzen neuen Geländewagen kommt, beschäftigt uns schon länger. Denn hier scheint die Schere von Reichtum und Armut noch heftiger auseinander zu klaffen als in Laos. Wo die eine, sagen wir mittelständische Familie, sich den Lebensunterhalt mit Autowaschen verdient und für eine halbe Stunde Schwerstarbeit zweier Personen mickrige 2USD verlangt, braust der andere im neuen Bentley oder einem Lexus SUV vorüber. Laut Adam sind die, die es sich eben leisten können, total versessen auf Luxusgüter. Was neues, teures verkaufen? In Kambodscha ist der Markt dafür! Und warum geht das ausgerechnet in einem Land, das bei uns in der Schweiz vorallem wegen Beat Richners Kinderspitälern bekannt wurde? Korruption ist die Antwort. Oder wie Adam es formuliert „I don’t ask“. Er fragt die Polizisten und Regierungsangestellten – die die Mehrheit seiner Kundschaft ausmachen – besser nicht, woher denn die Kohle kommt. Übrigens reicht sie nicht nur für den eigenen Wagen, sondern meist dem Vater auch gleich noch für einen. Gezahlt wird in USD und zwar cash! Viel Arbeit also für unsere neuen Freunde, denn so wird statt in die Strassen halt in Autoreparaturen investiert.
Die beiden humorvollen aus Polen bescheren uns einen hochspannenden und hinreissend lustigen Abend in der Hauptstadt.
Während sich RoKi anderntags auf den Lift begibt, verbringen wir den Tag ohne ihn in der Millionenstadt. Ein Ziel ist das ehemalige Foltergefängnis S-21 der roten Khmer. Was dort geschah, kann und soll hier nicht in ein paar kurzen Worten abgetan werden. Wer also etwas über die Geschichte dieses Landes lernen will, soll sich doch hier einlesen: Rote Khmer. Nichts für zart besaitete.
Abends sind alle Servicearbeiten erledigt und wir holen das Auto wieder ab. Weiter gehts über Schlammpisten-Highways nach Siem Reap, wo die Tempel von Angkor stehen.

Angkor Wat

Die Tempel von Angkor nehmen wir uns an einem unerwartet regnerischen Tag vor.
Doch trotzdem stehen wir früh auf und rollen mit RoKi ins Gelände. Das loht sich! Es sind gegen 7.30 Uhr erst ein paar wenige Touristen anzutreffen beim Ta Prohm aka „Tomb Raider‘-Tempel. Genau wie Angelina Jolie mit ihrem Defender kurven wir den ganzen Tag zusammen mit tausenden von Rikschaws und Reisebussen zwischen den fantastischen Tempelgebäuden umher, erkunden die moosbewachsenen, reich verzierten Mauern zu Fuss und landen schliesslich beim Herzstück, Angkor Wat. Zusammen mit tausenden von Touristen aus aller Welt. Was dort an Kunst die Wände ziert ist so unvorstellbar aufwändig und fein, sowas haben wir noch nie – nicht mal im Taj Mahal – gesehen. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Hier lassen wir gern die Bilder sprechen. Das Gewusel macht dann aber doch ziemlich schnell müde und so beschliessen wir uns bereits wieder Richtung thailändische Grenze aufzumachen.

Zurück in Thailand, Isaan

Es fühlt sich gut an, für einmal in ein Land einzureisen, von dem die vertraute Papierkarte bereits einige Knitter hat, die Währungsumrechnung im Kopf gespeichert ist und die wichtigsten Begriffe wie „Grüezi“ oder „Danke“ in der Landessprache schon zu unserem Wortschatz gehören. Was von uns beim letzten Besuch ausgelassen wurde, ist die Isaan Region im Nordosten Thailands. Das holen wir jetzt nach.
Die Strassen sind auch hier wie im ganzen Land top und wir merken erst keinen Unterschied, dass das hier die ärmste Region Thailands sein soll. Beim Mittagessen dann, fällt es erstmals auf – der grosse Nudelteller mit Gemüse und Poulet kostet 1 CHF. Wohlgemerkt, wir sind es gewohnt, ein thailändisches Mittagessen zwischen 2-5 CHF p.P. zu bekommen. Der Isaan ist schön idyllisch, wie er sich sonnig und mit seinen Reisfeldern vor uns ausbreitet. Die Leute hier sind freundlich und es gibt weniger Touristen, was man am Umgang der Locals merkt. Die freuen sich nämlich viel mehr, wenn wir bei ihnen am Gemüsestand einkaufen, als noch in den südlicheren Regionen. Landschaftlich könnte das hier aber genau so gut der Süden von Laos sein.
Der „Haushalt“ muss auch bei uns hin und wieder in Ordnung gebracht werden und so legen wir einen Tag ein, wo wir uns ums waschen, putzen, aufräumen, reparieren und ausmisten unserer 4qm kümmern. Frisch rausgeputzt fährt es sich angenehm Richtung südwesten mit einem Abstecher zum Tat Ton Nationalpark. Ein Wasserfall hat dort einen Felsen derart abgeschliffen, dass er viele tolle Gletschermühlenartige Mulden und einen einzigartigen Wasserverlauf erhalten hat. Die Pools, gefüllt mit kühlem Flusswasser laden zum Spa ein und die glitschige Oberfläche des Felsens wird, teils zum Spass und teils auch unfreiwillig, als Rutschbahn genutzt. Unsere Allerwertesten verschonen wir aber – nach ein paar schmerzhaften kleinen Tests – von diesem Abenteuer :).

Nationalparks und Blutegel

Bevor wir uns wieder ans Meer begeben, wollen wir die Wälder nochmals sehen. Einer der besuchten Parks ist Khao Yai, etwas höher um 1000m.ü.M. gelegen und somit herrlich kühl. Es gibt, wie in allen Nationalparks hier in Thailand, Plätze für Camper mit Feuerstellen und WCs, also ideal für uns (kostet ca. 14.-)!
Nach einem kurzen Spaziergang werden wir aber dann schon stutzig, als bereits 5 Blutegel an der Wade saugen! Egelig!
Für die nächste Wanderung rüsten wir uns so gut es geht aus, stülpen die Socken über die Hosen und machen uns gefasst auf die Invasion. Eigentlich sind wir ja wegen den etwas grösseren Tieren hier. Die Wanderung beginnt, wir werden nicht enttäuscht und bekommen mitten auf einem Feldweg einen wilden Elefanten zu sehen! Der Einzelgänger mit seinen zwei  grossen Stosszähnen steht einen Moment lang genauso stockstill da wie wir, als wir uns begegnen. Bis die Kamera dann hervorgeholt ist, hat er sich bereits auf den Rückweg gemacht. Tja, machs gut, Chang! Weiter entdecken wir im Morgengrauen ein Stacheltier, das über den Weg wackelt, sowie unzählige riesige Rehe und Hirsche. Der Dschungel beherbergt aber auch noch viele andere Tiere, wie beispielsweise die singenden Gibbon-Affen oder Wildkatzen. Erstere sorgen am Morgen für einen Heidenlärm, wenn sie in ihr Konzert einstimmen und holen uns zuverlässig aus den Federn.
Eines Abends als sich Adi an die Arbeit macht, uns ein gemütliches Feuer zu entfachen, passiert ihm ein Missgeschick. Der Gertel ist scharf, das Holz glitschig und so kommts, dass der Daumen blutet, ziemlich stark sogar. Autsch. Zum Glück ist unsere Apotheke erstklassig sortiert und Janine leistet erste Hilfe – weh tuts trotzdem.

Backpackers Paradies Südthailand

Langsam machen wir uns nun auf Richtung Süden, wir wollen ja Mitte November unseren RoKi in Kuala Lumpur wieder verschiffen. Nach kurzen Zwischenstopps in Phetchaburi und Chumphon landen wieder in der Region mit den klassischen Ferienorten für uns Europäer. Die Touristenattraktionen im Süden sind nun, 6 Wochen nach unserem ersten Besuch hier, ziemlich überlaufen. Tausende Touristen in Badeklamotten auf Motorrollern prägen das Bild in den Orten Khao Lak und Ko Lanta und eine Bar drängt sich an die nächste in den langgezogenen Dorfstrassen. Sextourismus, teurere Preise in den Restaurants und Strände voll mit Abfall trüben unser lieb gewonnenes Thailandbild. Schade. Obendrein will Adis Daumen einfach nicht abschwellen. Ein Vorteil hier sind aber die gut eingerichteten Arztpraxen an jeder Ecke. Da wird Adi dann nach kurzer Daumeninspektion sogleich unters Messer gelegt, die Wunde nochmals aufgeschlitzt (zur Infektionskontrolle) und mit 3 tiefen Nadelstichen sauber zugenäht. Der Arme muss ganz schön fest auf die Zähne beissen.
Eben, unser Thailand… Es zeigt nun sein abgenutztes, touristisch überbelastetes Gesicht, das wir in den nördlichen Regionen weniger gesehen haben. Was zudem auffällt sind die Tsunami-Warnschilder, die Fluchtrichtung und Distanz angeben. Der Tsunami-Katastrophe widmen wir einen Vormittag im hierfür errichteten Museum in Khao Lak. Ein erschütterndes vor Augenhalten der Tragödie – bereits 10 Jahre ist es her.
Gut an Orten, wo es viele Backpacker gibt, ist ja auch, dass man mal ein paar Leute zum Austausch findet. Und prompt laufen wir einem Paar aus Zug über den Weg, treffen einen Luzerner Geschäftsmann („Geds jo gar ned! vo Lozärn do häre gfahre?“) und unterhalten uns prächtig.
Ein weiterer wundervoller Zufall ist die Flipflopgeschichte am Strand von Khao Lak. Beim ersten Besuch hier gingen Janines Flipflops und Adis Trekkingsandalen nämlich dummerweise verloren. (Wir waren selber schuld, merke: Nie wieder was aufs Rad legen, es geht garantiert vergessen) Nach langem Gezeter haben wir uns dann auch damit abgefunden, dass die Schuhe passé sind. Aber! Als wir wieder unser Plätzchen am Strand aufsuchen – nach 6 Wochen wohlgemerkt – liegen die Flipflops tatsächlich unversehrt und unübersehbar im Sand! Freudentanz! Adis Sandalen haben dann wohl einen neuen Besitzer gefunden, die sind nämlich unauffindbar, leider.
Weil das Glück auf unserer Seite zu sein scheint, versuchen wir uns erneut in der Kunst des Angelns. Danke für deine tollen Tipps, Adrian Burger, wir haben zwar immer noch nichts gefangen, sind aber umso motivierter. 🙂 Vielleicht liegt’s heute auch daran, dass uns ein Sturm die Pläne durchkreuzt. Wir bleiben dran.

Kuala Lumpur Malaysia, das nächste Ziel, wird unsere Putzbasis sein. Dort wird RoKi australientauglich von jedem Käferchen, Dreckchen und Keimchen befreit, bevor er nach Melbourne schippert und wir buchen unseren Flug nach Bali. Dort wollen wir die Zeit, die RoKi auf See verbringt, mit Adis Eltern herumreisen und dürfen für einmal die Planung von 10 Tagen ganz in deren Hände geben. Unsere Vorfreude ist riesig, euch endlich zu sehen!!
Bis dahin geben wir uns Mühe, von Skorpionattacken (siehe Bild) und weiteren Unfällen verschont zu bleiben.
Euch wünschen wir wunderbar gemütliche, erste Raclette-Abende und allen Fasnächtlern viel Freude mit den Vorbereitungen für die rüüdige Zeit!

Allerbeste Reisegrüsse aus Ko Lanta,
J&A