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Laos

Von leckeren Wespenlarven zum Apéro, Kayakkonflikten und der schlimmsten Schlaglochpiste Südostasiens.

Der Strassenrand der gewundenen Wege über die nordlaotischen Hügel ist gesäumt von Bambushütten, gedeckt mit einfachen Dächern aus Palmblättern. Idyllisch sieht das aus – vorallem wenn dann noch die Kinder mit ihrem breiten Lachen davor herumhüpfen und uns fröhlich zuwinken. Überhaupt gibt es hier anscheinend nur fröhliche Kinder. Und anscheinend auch keine Prostituierten. Aber mal der Reihe nach…

Huay Xai
Über die neue Freundschaftsbrücke nähe Chong Khang verlassen wir Thailand und gelangen in das „vergessene“ der südostasiatischen Länder – Laos. Das Grenzprozedere nimmt ca. 3h in Anspruch und nicht alle Gebühren sind für uns ganz nachvollziehbar. Die Abzocker sind die Thais. Auf unsere Frage, warum denn die 200 Baht (ca. 6 CHF) für die Ausreise noch bezahlt werden müssen, wird uns unmissverständlich und mit einem steinernen Lächeln im Beamtengesicht gedroht, dass diese Gebühren auch auf 8000 Baht (ca. 250 CHF) erhöht werden können. Da geben wir lieber mal klein bei…. Zur Aufheiterung haben wir heute unsere ganz private Unterhaltungsmaschine Peter aus Australien dabei im RoKi, der sich einen Spass daraus macht, selbst im Niemandsland mit Ukulele, Schnörregiige und Stoffnastüechlimaus die Leute um sich herum zum Lachen zu bringen. Peter haben wir im Hub Pub aufgegabelt – einen solch liebenswürdigen Traveller nehmen wir doch gerne ein Stückchen mit.
Die ersten Kilometer fallen uns bereits einige Veränderungen auf. Zuerst gibts einen Seitenwechsel – wir sind jetzt glücklicherweise wieder im Rechtsverkehr. Dann sind da die vielen vielen gelbgrünen Beerlao-Schilder, die alle gefühlten 5m für eine Beiz werben. (Beerlao=DAS Bier in Laos) Sowieso scheint es sich hier oft ums Bier zu drehen. Ganze Harassenmauern neben den Restaurants, grosse Werbetafeln und hie und da ein torkelnder Konsument am Strassenrand. Warum? Das werden wir dann in Luang Namtha noch erfahren. Ausserdem fallen auf: die extrem vielen, neuen Toyota Pickups. Das erstaunt uns doch sehr – wir dachten Laos sei viel ärmer dran. Dazu hat Adi dann aber noch ein paar Worte in einem seperaten Bericht verfasst.
Das die Laoten gegenüber ihren Nachbarn aber doch noch etwas bescheidener leben, sieht man an ihren Hütten. Es gibt hier ausserhalb der Städte nur noch selten ein Haus aus Stein und die kleinen, aus wenigen Holzstämmen und Bambusgeflecht gezimmerten Heimetli betten sich in die Reisfelder, ganz wie auf dem Postkartensujet. Peter sucht sich eine Unterkunft und wir kommen wieder mal mit ein paar RoKi-Symphatisanten ins plaudern, bevor wir ausserhalb der Stadt einen Schlafplatz im Grünen finden.

Luang Namtha
Dort soll Dschungeltrekking ganz toll sein – das wollen wir ausprobieren. Dahin führt die nagelneue Strasse, die die Chinesen gebaut haben – geradezu luxuriös.
Die Kleinstadt Luang Namtha wird von Backpackern gerne bereist, das merkt man meist an den vielen Unterkünften und den Menükarten, die westliches Essen anbieten (in einer normalen laotischen Beiz gibts nämlich gar keine Karten – man sieht ja was in der Küche rumsteht und den Rest kann man sich denken).
Wir buchen bei Forest Retreat Laos eine 2tägige Dschungeltour und freuen uns, als eine französisch-mexikanische Familie und ein deutsch-französisches Paar sich dazugesellen. Zu neunt mit dem redseligen Guide Chiang wagen wir uns ins dichte, geheimnisvolle Grün aus Bambus, Palmen und Lianen. Am ersten Tag wandern wir zu einem abgelegenen Dorf, wo seit Jahrhunderten noch ein Stamm der Akha Zuhause ist. Der 5stündige Weg führt über Bäche, an riesigen, Lianenumschlungenen Bäumen vorbei. Wenn ein Bewohner krank wird, transportieren ihn seine Dorfkollegen übrigens auf einer Bahre über dieses unwegsame Gelände. Also bitte keine Knöchel brechen. Alle kommen heil aus dem Dschungel wieder heraus und als Belohnung für die schweisstreibende Leistung dürfen wir dann auch noch eine Delikatesse vom Grill kosten – Wespenlarven. Dank Gruppenzwang und Mutprobeneuphorie kriegen wir das auch noch hin. Wäh. Abgesehen davon werden wir jedoch kulinarisch verwöhnt. Alles was dort in den gepflegten Gärten des Dorfes wächst, wird mit uns geteilt: gekochte Auberginen, saftiger Kürbis, Tomaten, Bohnen, gebratenes Schweinefleisch mit Zwiebeln und natürlich Chilli, soviel das Herz begehrt. Alles immer lecker mit den Fingern gegessen und dazu eine grosse Portion Sticky Rice, authentisch im Bananenblatt serviert. Grandios!
Unser Gästehaus ist ein auf Stelzen stehendes Holzgebäude mit Veranda, das 8 Schlafplätze unter bunten Moskitonetzen birgt – urgemütlich!
Gut geschlafen haben wir auch, denn so wenig Zivilisation hatten wir schon lange nicht mehr um uns herum und so schlägt nach dem Abendessen und dem obligaten Beerlao eine herrliche Müdigkeit zu und haut uns in die Federn. Korrigiere; auf den Holzboden mit Stoffmatte ;).
Tag 2 ist dann Kayaktag. Den ganzen Weg zurück paddeln wir auf dem Namha River, der zurzeit beachtliche Strömung aufweist, durch Vogelgezwitscher und imposante hängende Pflanzenwelten. Das Wasser ist braun und kühl und die Sonne sorgt für mächtig Durst.
Falls irgendwer mal einen Teambildungsevent plant, das würde sich anbieten… 😉 Da geht es um Machtkämpfe, Vertrauen und Kommunikation. Bis zum Schluss sind wir dann doch ein ganz akzeptables Team – benötigen jedoch volle 5 Stunden Training :).
Zum Abschied erklärt uns Chiang dann noch, wir hätten Glück, denn gerade in dieser Zeit werde das Ende des Monsuns gefeiert und die Laoten brechen damit ihre Fastenzeit. Deshalb sei in den letzten Tagen ziemlich viel Bier und Reis-Schnaps vernichtet worden. Ach so, darum! Wir machen mit bei der laotischen Feierlaune und gehen als Krönung unserer Tour alle gemeinsam in die Dorfdisco. Das gibt es da tatsächlich :).
Im Gegensatz zu Thailand oder später auch in Kambodscha gibts in dem Lokal aber keine aufgedonnerten Girls, welche sich an die westliche Touristenschaft schmeisst und so Geld für ein kurzes Abenteuer ergattern will. Prostitution ist hier nämlich weder erlaubt noch geduldet und für Ausländer bestehen harte Strafen, wenn sie sich unverheiratet mit einer laotischen Frau einlassen. Wie die Situation in der Hauptstadt aussieht, wissen wir nicht, aber „auf dem Land“ sind wir keinen Prostituierten begegnet.

Nong Khiao, Nung Kiau, Nong Kiew oder Neon Cow
Die 228km dahin treten wir dann etwas später als üblich an. Das ist ein Fehler, denn die kurze Distanz hat es so richtig in sich. Die Landschaft um das Strässchen in den Bergen ist zwar sattgrün und attraktiv, die Strasse selbst jedoch eine Katastrophe. Keine 50 Meter kommen wir vorwärts ohne Schlagloch, Holperschotterpiste oder ausgewaschene Sandpassage. Fahrtechnisch eine herausfordernde Sache, die dann 7 Stunden unserer vollen Konzentration in Anspruch nimmt. Als es schon dunkel wird, erreichen wir hundemüde unser Ziel. Es wird hier übrigens recht früh dunkel, so gegen halb Sieben ists dann Zack – Nacht.
Das Dorf ist wieder recht beliebt bei den Backpackern und so gibts unzählige Guesthouses. Eines bietet sich uns dann mit seinem ebenen Vorplatz im dunkeln gleich an. Für 3.- dürfen wir sanitäre Anlagen und WiFi mitbenutzen. Unsere Overlander-Kollegen aus Russland, Boris und Kira, sind zufälligerweise auch hier. An der Grenze zu Laos sind wir ihnen das erste Mal begegnet, haben über den 250ccm EnduroTöff gestaunt und über ihre Reiseerlebnisse umso mehr (über ein Jahr in Indien ge-/überlebt). Von denen können wir noch was lernen! Gemeinsam mit den beiden gewieften Travellern verbringen wir einen schönen Abend.
Es hat sich gelohnt, den beschwerlichen Weg auf uns zu nehmen. Am Morgen dann enthüllt das Tageslicht die volle Schönheit der Umgebung: Die grün überwucherten Kalksteinformationen, wir kennen es von Krabi, türmen sich diesmal direkt vor uns auf und verzaubern die Landschaft in ein magisches Zusammenspiel aus Fluss, Berg und Dschungel. Mit einem krüppligen Mietvelo lässt sich Nung Kiau herrlich gut erkundschaften und wir radeln zum Barbier, einmal um das Dorf herum und schliesslich zu einer 3km entfernten Höhle. Dort empfängt uns die im nahe gelegenen Bach herumtollende Kinderschar mit wildem Geschrei. „Falang, Falang!“. Wir lassen uns von den aufgeregten Kids die Höhle, die als Kriegsversteck für die Vietcong diente, zeigen und hüpfen danach gemeinsam mit ihnen ins kühle Nass. Was für ein Gaudi!
Die Spuren der anderen Seite des Konflikts sind übrigens auch noch stark spürbar – auf einer Wanderung ist abkommen vom Pfad strengstens verboten denn es liegen noch immer Bomben der Amerikaner in der Landschaft.

Luang Prabang
Zum Glück sind dann die 300 km weiter südlich etwas besser, was die Qualität des „Highways“ anbelangt.
Die Landschaft wird immer flacher. Neben den omnipräsenten Beerlaoschildern gibts an den Strassen nun Melonenstände, an der Sonne trocknende Chillis und Bambusstreifen, sowie Reisfelder, die sich der Ernte neigen.
Das Kolonialstädtchen Luang Prabang strotzt nur so von französischem Einfluss mit seinen frisch gefüllten Baguettes, Croissants und den Gebäuden dieser Zeit (1887-1954).
Der Nachtmarkt ist ganz besonders eindrucksvoll. Wir schlendern zwischen typischen Souvenirs wie Tee oder Stick- und Webhandarbeiten, Silberschmuck und den leuchtenden Farben der Papierlaternen in der nicht enden wollenden Strasse. Das Buffet, wo man sich für 1.50 CHF einen Teller nach Herzenslust füllen kann, wird unser absoluter Futterfavorit.
Wie das so ist, kreuzen sich die Wege der Traveller an den beliebten Punkten immer wieder und so treffen wir anderntags auf Julie und Georges von unserem Dschungelcamp-Trüppchen. Ein schöner Aufsteller, nachdem ein Platten am Morgen unsere Stimmung etwas gedrückt hatte. Siehe Fotos vom fiesen Nagel!
Der Wasserfall etwas südlich der Stadt wird wild angepriesen und darum von uns zum Nachtquartier erkoren. Wir haben entdeckt, das solche Touristenparkplätze nach Torschluss zur Attraktion oft ganz ruhig, verlassen und gut für uns eingerichtet sind. Ausserdem werden im Restaurant den letzten Kunden die Schüsseln extra gefüllt, damit die Resten auch schön wegkommen. Ein weiterer Vorteil ist natürlich auch, das kurz vor Schluss nicht mehr ganz so viele fotogeile Hütchenchinesen vor Ort sind :).

Genug der Städte
Auf den Strassen Richtung Süden wird es wieder heisser. Der Wasserkonsum steigt und mit ihm die Stimmung.
Unterwegs lassen wir kurz vor Vientiane noch den Schaden der Schlaglöcher an RoKis Stossdämpfer beheben, eine Gummibuchse hat „ausgedämpft“. Der Inhaber der Offroad-Garage (ja, auch das gibt es hier) will für die Reparatur nicht mal was. Sehr erfreulich :).
Danach rollen wir entspannt gemeinsam mit knatterndem Einachserverkehr, unzähligen Schulkindern auf ihren Velos und mächtigen Wasserbüffeln entlang des Mekong.
Die Reisernte beschäftigt derzeit die laotischen Bauern und wir sehen ständig die kegelförmigen Bambushütchen auf den Feldern lugen. Alles hilft mit beim ernten, trocknen und dreschen – ein wunderschönes Bild.
Beim täglichen suchen des Schlafplatzes sind wir meist schnell erfolgreich und bei der Erkundigung ob das so okay ist, lachen die Laoten uns zu, nicken und sind nach einem kurzen neugierigen Blick ins Auto dann auch wieder verschwunden. Allgemein sind uns die Leute hier sympathisch, eine verschmitzte Coolness steht in den herzförmigen Gesichtern und nur ganz selten will mal jemand mit einem kleinen Trick den ein oder anderen Franken mehr mit seinem Geschäft ergaunern. Mittlerweile sind wir aber auch ganz schön auf Zack und schwer an der Nase herumzuführen. Schliesslich haben uns die letzten 6 Monate auch was gelehrt. Ein anderes Beispiel, in dem wir schon ganz tolle Erfolge vorweisen können, ist das „shower in public“ 😉 in Parks, hinter Tankstellen, neben Klostern und anderen möglichen und unmöglichen Orten sind wir Meister der verhüllten Körperhygiene geworden und verstehen es nun geschickt, den schmalen Grat zwischen Anstand und Sauberkeit zu gehen. Mit ein bisschen Training konnten wir den Dusch-Wasserverbrauch so auf 1.5l Wasser p.P. Inkl. Haarwäsche senken. Nur falls euch das interessieren sollte ;).
Was das Essen betrifft, lohnt es sich bei den Preisen hier kaum, die eigenen Pfannen schmutzig zu machen. Die Laoten kochen vorzüglich, freuen sich wenn wir auf ihren Plastikstühlen Platz nehmen und mit etwas Kreativität vermitteln wir ihnen, dass die am Nebentisch servierte Nudelsuppe oder die in der Küche stehenden Eier uns glücklich machen würden. Als ganz praktisches Hilfsmittel erweist sich auch das Zeigewörterbuch (danke, Freunde!), welches übrigens immer viel Gelächter grosses Interesse bei dem Locals auslöst.

4000 Islands
Die letzten Tage in Laos gönnen wir uns wieder etwas Inselleben und verschiffen RoKi auf eine der, eben 4000, Inseln: Don Kong. Eine amüsante Überfahrt, die ca. 5min. dauert auf einem zusammengeflickten Kahn, der aussieht wie etwas zwischen Hausboot, Fischkutter und Rosthaufen. Die 3 Stutz sind das Schauspiel sowie den Adrenalinkick – ob wir wirklich nicht untergehen- wert ;).
Dort angekommen gibts eine weitere herausfordernde Strasse aber sonst, neben ein paar Wasserbüffeln und abermals fröhlichen Winkkindern, nichts zu entdecken. Weiter gehts ohne RoKi auf die kleineren Nachbarinseln Don Det und Don Kon, wo wir mit dem Mietvelo über Sandpisten und kriminelle Holzbrüggli holpern, viele bekannte Reisefreunde wieder sehen und bei einem Bier unsere Geschichten austauschen. Mit Blick auf den Mekong und bei einem wunderbaren Sonnenuntergang. So lässt es sich leben.
Eine lustige Tatsache übrigens, was die Franzosen hier damals zur Kolonialzeit angestellt haben… Eine Eisenbahnbrücke verbindet die beiden kleinen Inseln, was doch erstaunt, wo man sie in weniger als einer Stunde umrunden kann. Wieso wird dann an der Südspitze klar: Dort haben sie früher die Schiffe vom Wasser auf die Schienen verlegt und so den Handelsweg bis nach China gesichert, ohne die Wasserfälle links und rechts der Inseln überwinden zu müssen. Clever! Ansonsten erinnert nichts mehr an die Kolonialzeit dort, ausser vielleicht, dass viel Weissbrot gegessen wird und das übrig gebliebene Bahntrasse.
Die Inseln sind grün bewachsen mit lehmigem Strand, die braune Brühe des mächtigen Mekong reizt zwar auf den ersten Blick nicht sehr für ein Bad. Trotzdem kühlen wir uns gerne ab und geniessen ein paar Tage in der Hängematte zum Abschluss im fantastisch schönen Laos. Das gibts hier schon ab 5 CHF – ein Bungalow mit Bad, Terrasse und Hängematte.

Fazit
Laos können wir also als durchwegs positiv verbuchen. Wir sind froh, dem südostasiatischen Raum durch unsere anfängliche Abkürzung direkt von Indien nach Malaysia mehr Zeit eingeräumt zu haben. Ansonsten hätten wir dieses bodenständige, zufriedene und unkomplizierte Volk nicht kennengelernt.
Und hätten – oh Schande – nie Wespenlarven probiert ;).
Im nächsten Bericht erzählen wir euch dann was über das Nachbarland – Kambodscha,
wo RoKi seinen Rundumservice kriegt und wir der Korruption auf die Spur kommen.

Dass es bei euch Zuhause nun langsam kälter wird, kommt uns schräg vor…
Wir beneiden euch fast ein bisschen um die schweissfreien Tage, denn so einen hatten wir seit langem nicht mehr ;).
Vorallem aber geniessen wir es nach wie vor, unterwegs zu sein, euch von abenteuerlichen Erlebnissen berichten zu können und dass ihr uns dabei virtuell so treu begleitet.
Das macht uns in den Heimwehmomenten viel Freude.

Von weiter Ferne (9562km Luftlinie) und mit den allerbesten Grüssen
J&A

Thailand – zum Zweiten

Thailand – die „Thailights“

Wie Adi vom Affen gebissen wird, wie wir mit Familie Duss Thairock entdecken und vom Opiumrausch. Und noch vieles mehr!

Erstmal vorweg -Thailand ist ein fantastisches Fleckchen auf unserer Kugel. Wir geniessen die neue Anonymität, denn hier scheint man sich den Anblick diverser Traveller, oder „farangs“ (Langnasen) gewohnt zu sein. Höfliche Zurückhaltung und angenehme Hilfsbereitschaft gehören genauso zu den Thais, wie die Orchideen, die hier wie Unkraut spriessen, die makellosen Strassen und das ständige Gekicher. Und natürlich das krähen des Hahns vom Morgen früh bis Abends spät. Schön!

Hua Hin
Wir sind ja auf dem Weg nach Norden und entdecken auf dem Weg ein cooles Städtchen namens Hua Hin. Der Künstlermarkt, der da jedes Wochenende stattfindet, hat nun 2 neue Fans. Wir lassen uns von der Dolcevita-Atmosphäre mit Liveband, Strassenkunst und Handwerkermarkt einlullen und findens supertoll. Die Stadt hat ausserdem einen Fischmarkt mit viel urtümlichem Gewusel und allerlei amüsant-ekligem auf den Verkaufstresen zu bieten. Bei einem Tempel auf dem Stadthügel herrscht die regelrechte Affenplage. Jeder Glacéschleckende Tourist muss um seinen Stengel bangen, denn die Viecher kennen da gar nix! Die eine Affenlady will dann dem Adi sogar an die Wäsche (konkret an seine Hosentasche) und als der sich wehrt, fängt er sich gar einen kleinen Biss ein. Freche Dinger! Aber lustigerweise in, mehr oder weniger harmonischem, Einklang lebend mit den dortigen Mönchen.
Apropos harmonischer Einklang… In Hua Hin leben übrigens viele graumelierte Europäer auf der Suche nach dem zweiten (oder gar dem ersten) Frühling. Den finden sie auch und wir begegnen öfters dem einen oder anderen frisch verliebten, eher einseitig jungen, Päärchen :-).

Sukothai
Das „Mini-Angkor Wat“ erkunden wir auf dem Velo. Nach 5 Monaten ist es wunderbar, einen Drahtesel zu steuern und wir kurven den Park dreimal so oft wie nötig ab, einfach weils so herrlich ist. Die bunte Tourischar, der wir am späteren Vormittag begegnen, trägt zu unserer Unterhaltung bei, denn die Europäer trotten doch tatsächlich nur bis zum ersten Souvenirshop und lassen die eigentliche Sehenswürdigkeit – eine jahrtausendealte, mehrfach umgenutze Tempelruine – links liegen. Eine interessante Entwicklung ist das.
Im TR Guesthouse quartieren wir uns mal wieder eine Nacht im Hostel ein. Wir gönnen uns so einmal wöchentlich eine anständige Dusche, etwas Platz fürs Wäsche waschen und Aircondition. Bei um die 10CHF für ein schönes Zimmer liegt das ja schon drin :-).
Ausserdem wollen wir ja für „s’Dusse“ auch schön gepflegt daher kommen.

Chiang Mai – oh, süsses Wiedersehn!
Weil wir es nicht erwarten können, unsere Freunde endlich zu umarmen, fräsen wir zügig gen Norden und erreichen das golden Elephant Resort, nahe Chiang Mai schon ein paar Tage vor Planung. Und das ist die beste Entscheidung überhaupt :-).
Mit einem riesen Hallo und ein paar Freudentränen werden wir Willkommen geheissen und sofort herzlich im Dussschen Familienclan aufgenommen. Der erste Abend läuft natürlich sofort auf eine überschwänglich feierliche Bierlitrinkete hinaus und ehe wir uns versehen, geben wir all unsere Reisegeschichten zum besten, planschen dabei genüsslich im Pool und geben uns ganz dem Glück des Wiedersehens hin. (Die unvernünftigen Geschichten dieses Abends werden hier diskret ausgeklammert :-))
Wir verbringen volle 5 Tage an diesem Ort, der übrigens hingebungsvoll von Som, der fleissigen Multitalent-Thai in Schuss gehalten wird und unsere allerherzlichste Empfehlung verdient.
Hier ein kleines Highlight aus dieser unvergesslich schönen Woche:
Eine Disco mit Livemusik soll ganz in der Nähe sein, also machen wir uns alle aufgekratzt und munter auf den Weg, der Hauptstrasse entlang. Die Verkehrsteilnehmer sorgen sich um uns und gleich 2 Pickups halten um uns zu helfen. Nach anfänglichen Verständigungsproblemen werden wir, acht an der Zahl, kurzerhand auf die Pickupladefläche verfrachtet und brausen im lauen Abendwind Richtung Disco. Der Abendwind sorgt dann auch dafür, dass Olis Cap einen eleganten Abflug macht und auf dem Highway landet. Auf Nimmerwiedersehen. Denken wir! Da kommt beim nächsten Rotlicht tatsächlich ein Motorroller daher mit capschwenkendem Fahrer. This is Thailand!
Spätestens als in der Disco dann auch noch eine Thaiband ganz nach unserem Geschmack abrockt, geht dieser Abend in die Geschichte ein!
Neben Ausflügen zum Nachtmarkt, der Schirmfabrik und unzähligen Genussstunden im Pool, haben wir auch noch einen Kochkurs besucht und uns im Minigolf und Karaoke gemessen. Und das allerbeste – wir haben viel gelacht, geplappert und jede Sekunde mit euch genossen.
Danke, das war legendär!

Mae Salong
Etwas wehmütig sagen wir Montag Morgens Tschüss und folgen der Strasse nach Fang. Zur Unterstreichung der Stimmung fängt es auch noch an zu regnen und so beschliessen wir, gleich noch ein Stück anzuhängen, bis nach Mae Salong. Dort soll ein tolles Wandergebiet sein, sowie viel chinesischer Einfluss, durch den Flüchtingsstrom der Kuomintang Ende der 40erjahren. Am Nachmittag finden wir uns bereits in mystisch nebelverhüllten Hügeln auf über 1000 m.ü.M. Da gibts wieder Teeplantagen, die sich akkurat an die Berge aufreihen, Gemüsehändler, die sich an die Strasse stellen und ein paar Grad Celsius weniger gibts auch. Das ist sie nun, die Schweiz Thailands. Wir finden einen verlassenen Ort Namens Mae Salong Mountain Home und merken erfreut, dass erstens noch tiefe Nebensaison ist und man hier zweitens auf Camping eingestellt ist. Das passiert uns nun schon zum zweiten mal in Thailand – super.
Aunty Lao, eine schrullig süsse Lady, begrüsst uns mit ihrem Grüntee und befiehlt, uns wie Zuhause zu fühlen. Gerne doch. Mit uns freut sich Dogong, der riesige Labrador, der seinem Namen alle Ehre macht, und hält uns mit seinem Gesabber auf Trab. Dogong bedeute Drache – in der Tat ist da was dran, rein schon von den Dimensionen :-).
Anderntags schnüren wir die Wanderschuhe. Über 5h wandern wir durch die Bergdörfer mit Strohhäuschen, durch Teeplantagen, über Bäche und Feldwege. Und sogar an den unwegsamsten Stellen entdecken wir Spuren von Motorrädern im Sand und dem Matsch. Unglaublich, was die mit ihren kleinen Töffs alles hinkriegen.

Chiang Rai
In der Touristeninformation dort arbeitet ein begeisterter Typ, der uns mit seinen Tipps sehr hilft und uns vor lauter Freude über RoKi gleich noch eine Ananas schenkt.
Wir beschliessen den Lam Nam Kok Nationalpark anzusteuern. Die Region hat vieles zu entdecken für uns! So baden wir im heissen Schwefelwasser, bestaunen enorm laut rauschende Wasserfälle, schlafen unter elefantenohrengrossen Baumblättern und geniessen bei alldem das wunderbare Privileg, allein zu sein. Nebensaison sei Dank. Nur beim Elefantenpark treffen wir auf einige Chinesen, die sich von den freundlichen Dickhäutern herumtragen lassen und offroad im Busch treffen wir auf belustigt grinsende Locals.
Bei den Elefanten gefällts uns übrigens besonders gut. Wir dürfen sie mit Bananen und Zuckerrohr füttern, ihnen beim duschen zusehen und sind schon bald ganz vernarrt in die sympathischen Riesen. Ausserdem stellen wir freudig fest, das die Karen, die Bergvölker, die dort leben, ihre Elefanten sehr respekt- und liebevoll behandeln.
Nach einer kleinen Offroadlektion für Janine durch den Busch (was diese Töffli können, kann RoKi doch schon lang! :-)) landen wir in Doi Tung. Dort locken Sehenwürdigkeiten wie die „Inspiration Hall“ (nichts weiter als eine Ausstellung über den König von Thailand) und eine wunderbare Aussicht über die ganze Region. Ein tiptop Schlafplatz über dem Lichtermeer mit toller Aussichtsterrasse macht uns glücklich – aber nur für kurze Zeit.
Die Polizei kommt vorbei und gibt uns zu verstehen, dass wir ihnen folgen sollen für „more safety“. Also gut. Wir verfolgen den Blaulichtpickup, der die Bergstrasse hinauf kriecht und werden auf der Polizeistation zum Parkplatz eingewiesen. Hier gibts sogar Dusche und WC für uns. Am morgen stellen wir dann  fest, dass von hier die Aussicht ebenfalls nicht zu verachten ist und bedanken uns bei den freundlichen Polizisten, die übrigens ihr Interesse am RoKi nun nicht mehr verheimlichen und uns grinsend begrüssen.

Golden Triangle
Das Dreiländereck zwischen Thailand, Laos und Myanmar ist zwar ein deutlich beliebteres Touristenziel, jedoch wie die gesamte Region um diese Zeit keineswegs überfüllt und wir sind neben ein paar dutzend Chinesen die einzigen, die sich da herumtreiben.
Die Chinesen haben gerade Feiertag und nutzen dies, um in SUV-Konvois nach Thailand zu fahren. Da reiht sich ein fetter Audi oder Mercedes mit blauem Nummernschild an den nächsten…
Weil diese Region dort berühmt für seine Opiumproduktion war, schauen wir uns eine Ausstellung an über Anbau, Herkunft und Folgen der ganzen Geschichte in der „Hall of Opium“. Zum Schluss darf man dann degustieren… Neiiin! Natürlich nicht 🙂
Wir schlendern lieber noch ein wenig am Mekong entlang und bewundern den grössten goldenen Buddha, der da fröhlich in den Himmel lächelt. Von denen gibt es im ganzen Land übrigens unzählige. Wie auch von den Tempeln, die allesamt wie eine offene Schatztruhe vor Gold und Glitzerkitsch nur so strahlen.
Für unsere vermeintlich letzte Nacht in Thailand gehen wir wieder -welch Luxus- in ein klimatisiertes Hotelzimmer. Leider ist von Genuss keine Rede, denn nach einiger Zeit wünschen wir uns innigst in unser gewohntes Bett… Bettwanzen sind der Grund.
Verfluchtes Ungeziefer!
Zimmerwechsel, erneute Dusche und beginnende Paranoia sind die Folgen. Das dritte Zimmer ist dann sauber. Und wir geschafft.

Chiang Khong
Ein Zufall will, dass das doch nicht die letzte Nacht gewesen sein sollte. In der Grenzstadt Chiang Khong entdecken wir auf der Karte eine Markierung „Bicycle Museum“. Das müssen wir sehen. Was dann kommt, entspricht alles andere als unserer Vorstellung…
Alan, ein Brite, der uns in Shorts und mit seiner Teetasse in der Hand begrüsst, freut sich dass jemand wegen der Velos kommt, und nicht nur wegen der Happyhour. Denn das Museum ist auch noch Bar, Café und nebenan sogar Guesthouse. Seit er 13 ist, sammelt Alan alles, was mit Velos zu tun hat. Einige seiner Lieblinge sind über 100 Jahre alt und es hat auch herrlich skurrile Stücke darunter. Alan vertieft seine Geschichte immer weiter und nach einer stündigen Privatführung wissen wir nicht nur viel mehr über Velos, sondern auch dass wir einen Ex-Fahrradprofi, Weltrekordhalter und herzlichen Idealisten vor uns haben.
Die Dinge nehmen ihren Lauf und der Abend in der Bar (The Hub Pub) entwickelt sich zu einem bunten, bierseligen Nationalitäten-Austausch zwischen der Schweiz, Belgien, Amerika, Thailand, England, Spanien und Australien. Mit einmaligen Geschichten aus dem Leben eines Velosüchtigen, eines Afghanistan-Soldaten und eines kinderlieben Ukulele-Spielers.
Wir schlafen im Garten und werden am morgen sogar noch (gut gegen Kater) mit englischem Frühstück verwöhnt.
Ihr seht, in Thailand ist ganz schön viel passiert :-).
Als nächstes gehts auf nach Laos!

Mittlerweile ist bereits Halbzeit auf unserer Reise. Wir glaubens selber kaum!
Wir vermissen euch nach wie vor und freuen uns immer über Nachrichten von Zuhause.
Es sind beispielsweise seit wir weg sind unglaubliche 6 Kinder unserer Freunde zur Welt gekommen! (Nein, keine Sechslinge, alle separat :-))
Hoffentlich gehts euch allen supergut, ihr habt einen goldig milden Herbst und übertrefft euch gegenseitig mit der tollsten Kürbissuppe!

Grüsse
J&A

 

Malaysia – Thailand

Von scharfen Fischsuppen, fiesen Dieben und Kapuzenpulliwetter

Malaysia (Teil 2)

Kuala Lumpur, KL

Braungebrannt, tiefenentspannt und RoKi-sehnsüchtig verlassen wir die Insel Tioman mit dem Ziel, unseren treuen Vierräder in Kuala Lumpur – kurz KL – zu empfangen.
Die Stadt überrascht uns mit ihrer extrem modernen und ziemlich irreführenden Strassengestaltung, verführt uns mit ihren unendlich vielfältigen Schlemmereien am Strassenrand und amüsiert uns mit einem lustigen Kulturenmix aus Indien, China und Thailand.
Nachdem die Details mit Care Container Lines in Klang geklärt sind, verschieben wir uns mit leichtem Gepäck in die Hauptstadt. Im „Birds Nest“ ist schnell eine Basis gefunden (ca. 20.- für klimatisiertes Doppelzimmer) von der aus wir die lebendige, muslimisch dominierte Metropole erkunden. Wir wagen uns mutig an kulinarisches Neuterrain in Chinatown und entdecken süsse, schlabbrige Früchte, sowie chinesische, indische oder thailandische Klassiker und pastellfarbene Desserts – zusammen mit 2 deutschen Backpackern – von denen gibts hier nämlich genausoviele wie von den exotischen Früchten.
Wir hätten es da schon noch ein wenig ausgehalten, doch einen Tag früher als erwartet, dürfen wir dann schon den Container „auspacken“ gehen! Die Freude ist gross, als sich die versiegelte Tür vor uns öffnet! Und diesmal ist auch fast nix kaputt gegangen. Einzig der Verschluss des Reservekanisters ist ein wenig verbogen und im Innenraum herrscht heilloses Durcheinander. Ein Glück, dass RoKi nicht seekrank geworden ist – auf hoher See muss es ihn ganz schön heftig durchgeschaukelt haben. Ach ja, und riechen tuts auch ganz interessant, wenn man so einen Container mal öffnet…
Uns kann es jetzt gar nicht schnell genug gehen, wieder „on the road“ zu sein und eilig machen wir uns ans Reifen pumpen und Gepäck einladen.
Die erste Nacht verbringen wir – sehr passend zu Malaysia – in einem Palmenwald. Die Monokulturen zur Palmölgewinnung finden sich hier überall und erstrecken sich teilweise über nicht enden wollende Felder. Leider eine nicht so tolle Geschichte.
Für uns ists aber schön im Gezirpe der Nachttiere unter den Palmblättern wieder draussen einzuschlafen.

Cameron Highlands, CH

Adi hat seine Gründe, die „Schweiz von Malaysia“ sehen zu wollen und das sind vor allem die schätzungsweise 7000 alten Landrover, die da in den Hügeln der malayischen Teeplantagen tapfer umherknattern. Ich hingegen habe gelesen, dass es da selten über 25 Grad werden soll – Dies allein genügt schon als Grund. Also: auf ins Hochland!
Was wir entdecken lässt uns tatsächlich stark an die schweizer Berge denken… Die Strassen sind verstopft, die Touristen stapeln sich in den Backpackerhostels und vor lauter Souvenirshops bleibt fast kein Trottoir mehr übrig. Trotzdem fühlen wir uns wohl. Ein Atemzug der frischen Bergluft mit einer Prise Tanne und etwas Nebel, eingepackt in den lange unbenutzten Kapuzenpulli, lässt unsere (heimwehgeplagten) Herzen höher schlagen.
Die lieben Leute vom „Hotel Arundina“ lassen uns kostenlos bei sich auf dem Parkplatz hausen und ihr WC / WiFi benutzen. Dort waschen, planen und köcheln wir und lernen nebenbei wieder einige ganz flotte Leute kennen (Richtig, aus Deutschland!).
Nach dem Wochenende lässt der Menschenandrang etwas nach und wir schnüren die Wanderschuhe. Eine Actionwanderung  ganz nach „Bear Grylls-Manier“durch den wilden Dschungel auf 2000 m.ü.M. hat es uns angetan und wir sind voll begeistert von der rauen Gegend.
Neben wandern, exzessivem Landy-fotografieren und gut schlafen in den kühlen Nächten, halten die Cameron Highlands noch weitere Glücksmomente für uns bereit. Wir campen in den wunderschön drapierten Hügeln, seufzen in den filmreifen Sonnenauf-/untergang zwischen den Teeplantagen, essen Erdbeeren und „Steamboat“ (quasi Fondue Chinoise, nur mit viel lustigeren fischigen Zutaten) und treffen sogar nochmal Mike, unseren kanadischen Freund. Cameron Highlands also – voll toll.
Und hier sei etwas noch besonders erwähnt: Nachts bis zur Nasenspitze in die Decke eingekuschelt, heisser Tee am nebligen Morgen, etwas kühler Wind im Gesicht und die Füsse den ganzen Tag in den dicken Wollsocken – ein unbezahlbar gutes Gefühl nach so vielen schwülheissen Tagen

Penang, Grrrrrrr

Die Insel Penang liegt an der Andamanenküste im Nordwesten Malaysias und wurde uns von vielen Seiten als Ausflugsziel empfohlen. Also rollen wir von den angenehmen Temperaturen in der Höhe wieder runter ans Meer und zu den sonnenhungrigen am Strand.
Zwei Brücken führen auf die Insel, von denen aus die Skyline von Georgetown den Eindruck einer regelrechten Grossstadt macht. Wir nehmen die südliche Brücke und umrunden die halbe Insel auf ihrer gewundenen Küstenstrasse, bevor wir in Batu Ferringhi einen Halt einlegen. Hier gibts schicke Ressorts, die sich an den Strand des zerzausten Meers aufreihen und allesamt Adrenalinkicks auf dem Jetski, beim Parasailing oder ähnlichem anbieten.
Wir treffen Pele („you know, like the famous football player!“) der uns einen Schlafplatz bei der Jetskigarage offeriert. Den Nachmittag verbringen wir mit Lesestoff unter dem Sonnenschirm, bis wir beim eindunkeln unsere Spaghetti neben dem Strandhüttchen schnabulieren. Die Betreiber des Wassersportgeschäfts sind alle indisch-stämmig und so werden wir noch ein bisschen mit klingeling-Musik beschallt, damit wir auch gut einschlafen können.
Am anderen Morgen ist unser erstes Ziel das Thailand-Visa. Kostet ca. 35.- p.P. und alles ist einfach, schnell und unkompliziert erledigt. Sogar schon um 15.30 am selben Tag abholbereit. Die nette französische Familie, mit der wir uns noch verplaudern, ist übrigens auch overland unterwegs… (www.majulialie.com) bewundernswert, was die so anstellen!
Wir verbringen einen spannenden Tag in Georgetown, dessen Tourismusverantwortliche einen wirklich tollen Job machen. Es gibt haufenweise zu erleben. Strassenkunst an jeder Ecke, die man per Stadtplan in einer kleinen Schnitzeljagd entdecken kann, einen Streetfood-Gourmetführer der zur besten und schärfsten Fischsuppe (Laksa) des ganzen Landes führt, Comics aus Stahldraht an den Fassaden, um was über die Geschichte der Stadt zu lernen…
Wir amüsieren uns grossartig! Als wir dann auch noch eine öffentliche Wäscherei finden, die Visageschichte erledigt ist und wir ausserdem einen gemütlichen Abend beim Tee mit anderen Touris verbringen, scheint dieser Tag ziemlich perfekt zu enden.
Leider aber nimmt die Nacht eine bitterböse Wende. Wir fallen glücklich in die Federn und fühlen uns auf dem Parkplatz (Love Lane beim Reggeahostel, overnight 4.- und WC beim Crystalhostel) so sicher, dass wir ohne Bedenken einschlafen. Am Morgen dann der Schock: Wir wurden bestohlen! Beide Handys, unsere Kamera, der eReader sowie Sonnenbrille und BH ( warum denn der BH??! Ja, das haben wir uns auch gefragt…) sind verschwunden. Der dreiste Dieb hat uns die Sachen quasi vom Nachttisch weggeklaut, während wir schliefen. So ein Zelt kann man halt schlecht abschliessen. Wir fluchen uns die Seele aus dem Leib, raufen uns die Haare über die eigene Dummheit und machen uns dann frustriert auf den Weg zur Polizei. Dort wird uns von einem runden, gemächlichen Offizier erklärt, dass das auch Einheimischen passiere und wir werden sehr freundlich und verständnisvoll behandelt. Den Rapport dürfen wir mitnehmen und die Diebe erhalten unsere schönsten Wünsche für ein fieses Gewissen.
Leider mit der Kamera auch alle schönen Fotos von Georgetown weg. Das schmerzt fast am meisten. Falls ihr euch die Strassenkunst trotzdem anschauen wollt: Google-Bildersuche.

Tasik Temenggor Nationalpark

Wir wollen jetzt so schnell wie möglich raus aus der Zivilisation und ins Grüne. Wir schütteln den Frust auf der Strasse ab und trösten uns damit, dass wir ja versichert sind und sich in Thailand bestimmt elektronischer Ersatz finden wird. Der Nationalpark fasziniert uns schon auf dem Weg, denn die Fahrt auf der Bergstrasse macht Spass und der Tourismus ist kaum mehr spürbar.
Wir verbringen 2 entspannte Tage am Wasser mit angeln und „füürle“. Das Feuer nützt uns leider nur als Beitrag zur Dschungelatmosphäre, denn fangen tun wir nichts mit unserer neu erworbenen Rute. Wir sind blutige Anfänger im fischen und verbringen die meiste Zeit damit, den Köder zu verlieren und wieder zu retten. Tipps eurerseits sind sehr willkommen.
In der Nacht lauschen wir dem exotischen Geräuschemix aus dem Dickicht und beobachten Glühwürmchen unter dem klaren Sternenhimmel. Übrigens haben wir dann später erfahren, dass dort öfters mal wilde Elefanten unterwegs sein sollen. Wir haben zwar ziemlich grosse „Bomele“ entdeckt, uns aber nichts weiter dabei gedacht. Leider (oder vielleicht auch zum Glück) sind wir den Dickhäutern nicht begegnet.

Thailand (Teil 1)

Songkhla

Wir überqueren die Grenze nach Thailand ganz im Westen, wie es empfohlen wird. Den Malayen müssen wir zwar erklären, wo sie unser Carnet de passage stempeln sollen, doch ansonsten läuft alles reibungslos, wenn man von der gewohnten Wartezeit mal absieht.
In Thailand dann gehts an der Grenze routiniert und kompetent zu. Brav anstehen, Pässe und Carnet stempeln und drin sind wir. Kein einziger Blick ins Fahrzeug, es haben alle nur freundlich gelächelt und gewunken. Hallo Thailand!
Für sage und schreibe 7.50CHF versichern wir den RoKi für 30 Tage.
Songkhla steuern wir als erstes an und lassen dort den ersten Thai-Abend auf uns wirken: Strassen sind in etwa gleich gut in Schuss wie in Malaysia, es sind mehr Pickups und Offroader unterwegs. Die Leute sind hier im Süden oft muslimisch und so sind immer noch viele bunte, im Wind flatternde Kopftücher auf den Motorrollern zu sehen.
Wir feiern die Ankunft mit einem Thai-Znacht und werden nicht enttäuscht… Feurig-frisch, aromatisch und leicht. Superlecker! Die Strandpromenade füllt sich Abends mit Teenies und jungen Familien, die sich an den, nennen wir sie „Futtertöffs“, ihre Snacks holen. Wir tun es ihnen gleich und verbringen den Rest des Abends damit, über die Dorfjugend zu schmunzeln, die prollig ihre Tuningkarren, die sie mit dröhnenden Soundsystemen und allerhand LED Discobeleuchtung verziert haben, zur Schau stellen.
Geschlafen wird im Park, neben dem Tennisplatz.

Krabi, Ao Nang

Die Kalksteinformationen in der Region Krabi sind sehr schön anzusehen. Sie ragen oft im rechten Winkel hinauf zum Himmel, sind skurril geformt, grün überwuchert oder in ockertöne getaucht. Coole Sache! Was etwas ernüchternd ist, ist dann die Menschenmenge, die daher angezogen wird. Es ist zwar Nebensaison, doch wie es zur Stosszeit aussieht, trauen wir uns gar nicht vorzustellen. Die Strassen sind gesäumt mit einem Hotel, Massagestudio, Touri-Infobüro, Tatoo-Studio und Restaurant am anderen. Wir tun, was echte Touris nun mal tun und essen was aus dem Heimatland! Im Swiss Chalet gibts Cordonbleu für ein Zehnernötli, das schmeckt wie Zuhause!
In 3 Tagen erkunden wir die Umgebung:
Unter anderem sehen wir in Railay den Amerikanerinnen beim klettern zu, auf einem Longtailboot lassen wir uns ordentlich durchschaukeln und in den Hot Springs entspannen wir im trüben Schwefelwasser. Hier in Ao Nang am Jetty gibts sogar eine Camping Area für uns – Einer der Vorteile eines touristischen Orts. Und Gesellschaft, aus welcher europäischen Ecke auch immer, ist auch massenhaft verfügbar.
Nebenbei – Die beste Fussmassage meines Lebens : Check!

Phang Nga und Khao Lak

Die Leute in diesem Ort sind so verzweifelt auf Touristenfang, dass sie sich mit ihren Tourangebots-Plakaten direkt vors Auto werfen. Die Zeit, als der James-Bond Felsen noch eine echte Attraktion war, sind wohl vorbei. Weils so heiss ist, entschliessen wir uns lieber für eine Tropfsteinhöhle. Die „Elefantenmagen-Höhle“ beeindruckt mit Stalaktiten und Stalakmiten in allen möglichen glitzernden und grusligen Variationen. Wir waten einen knappen Kilometer durchs knietiefe, kühle Wasser und lassen uns heilige Elefanten, Buddhas und versteinerte Fossilien zeigen.
Weiter in der Region Khao Lak werden uns zum ersten Mal die Folgen des Tsunamis von vor zehn Jahren vor Augen geführt. Die Resorts hier sehen verlassen aus und in kleinen Wäldchen liegt auch schon mal ein vor sich her rottendes Fischerboot. Wir folgen einem kleinen Strässchen zum Meer und finden uns an einem einsamen Strand wieder…
So haben wir uns das vorgestellt! Einmal mehr Antimückfeuer, ein weiterer missglückter Angelversuch und der Abend pendelt fischlos aber glücklich aus.

Der Weg nach Norden zieht sich nun weiter und wir planen Ende Monat in Chiang Mai anzukommen, wo wir die liebe Familie Duss & Co. Treffen. Wir freuen uns schon, mit euch ein paar Chang zu schlürfen und euch wieder mal in die Arme nehmen zu können!

Uns wünschen wir bald wieder Fotos machen zu können und per Whatsapp erreichbar zu sein und euch Daheim wünschen wir ab und an mal ein asiatisches Lächeln auf der Strasse, ein wenig Entschleunigung im Alltag und einen schönen Herbst mit viel Kapuzenpulliwetter!

Indien – Malaysia

Paradiesisches Malaysia

Es geht uns ja sowas von gut! Der Sommer 2014 in der Schweiz soll ja zu wünschen übrig lassen. Deshalb versuchen wir euch nun wenigstens literarisch ein wenig an unserem Sommergefühl teilhaben zu lassen.
Wer jedoch zu den Leuten gehört, die vor Neid grün und blau zu werden drohen, der sollte den Abschnitt Malaysia wohl besser nicht lesen, bitte. Wir haften für keine bleibenden Farbschäden.
Wer sich für die Facts interessiert: Unsere erste Statistik ist nun auch online.

Indien (Teil 3)
Kolkata

Aber wie immer wird von vorne angefangen. Bis zum 20.8. sind wir in Kolkata. Da teilen wir uns die Aufgaben in kleine, verträgliche Tagesdosen ein. Von unserem relativ luxuriösen Hotelzimmer aus, ziehen wir jeden Tag in den Stadtschungel Indiens. Einmal für eine Strassenparade (die dann schon zu Ende ist), einmal für den Besuch beim Verschiffungsagenten, einmal für den Besuch beim Don Bosco technical Institute und öfters mal um einen Schmaus für ein paar Rupien zu ergattern. Ach und auch mal für ein bisschen Sightseeing. Und immer durchgeschwitzt aber rechtzeitig wieder zurück in der sicheren Oase des Zimmers, bevor die Nerven überstrapaziert sind. Diese Strategie können wir nur empfehlen.
Was uns am besten gefällt, ist der tolle Tag bei Don Bosco. Beni hat uns auf die gute Idee gebracht, da mal rein zu schauen. Und spontan entwickelt es sich so, dass Adi und ich zum ersten Mal einen Tag als „Dozenten“ verbringen dürfen. (Und nebenbei noch rasch die Befestigung vom Solarpanel optimiert wird).
Aber eben – von vorn – das kam so:
Bei Don Bosco werden Automechaniker, Polymechaniker, Elektriker, Schlosser und Kältetechniker ausgebildet. Und das sogar ziemlich gut. Die Werkstätten, in denen wir herumgeführt werden, sind mit allen Schikanen ausgerüstet und das ganze Areal kommt äusserst gepflegt daher. Ausserdem herrscht untypisch eiserne Disziplin. Gut so.
Da RoKi für viele der Schüler ein gutes Vorzeigeobjekt ist – da ja mit Mechanik und Elektrik etc. vollgestopft – macht Frater Jose mal kurz eine Ausnahmeregelung im Lehrplan. Ganzen 6 Schulklassen präsentieren wir während dem ganzen Tag unsere rote Kiste. Wir zeigen, wo geschweisst, verkabelt, verschraubt und genietet wurde, beantworten 1000 Fragen zu unserer Reise und erklären wie wir fahren, waschen und kochen. Die staunenden Studentengesichter, die sich gespannt um uns drängeln um ja nichts zu verpassen, werden uns noch lange in Erinnerung bleiben. Todmüde von 6h hardcore-englisch-Präsentation, können wir über die tägliche Leistung unserer Lehrer-Freunde nur den Hut ziehen. Uns hats Spass gemacht und für die Schüler wars eine willkommene Abwechslung. Zitat eines Lehrers: „Seit 20 Jahren bin ich nun hier, und das war endlich mal ein Tag mit etwas Abwechslung“. Gerne doch!

Verschiffung

Wir sind ja sicher in unserem Zimmerchen einquartiert. RoKi jedoch muss draussen im Stadtgewimmel bestehen und das kann so nicht bleiben. Nach eine Odyssee der Parkplatzsuche – überall zu kleine Einfahrt – werden wir dann nach 5h in der Verkehrshölle endlich fündig. Für die nächsten: Fragt einfach euren Verschiffungsagenten nach einem sicheren Parkplatz. Uns ist das dummerweise nicht in den Sinn gekommen. Die Leute von Care Container lines, machen dort einen guten Job und wir fühlen uns angenehm umsorgt. Ob Taxishuttle zum Hotel oder halbtages-Sightseeingprogramm zur Zeitüberbrückung – alles inklusive. Der Preis ist dafür auch ziemlich hoch.
Endlich, endlich kommt der Tag des Verladens. Wir sind ja mittlerweile schon eine Woche in Kolkata und können es kaum erwarten, weiter zu ziehen.
Adi darf selber in den Container rollen. Das diesmal das Solarpanel unversehrt bleibt, nicht wie bei den vermaledeiten Hafenindern in Dubai, lassen wir grosszügig Luft aus den Reifen, spannen zusätzlich die Federn zusammen und erreichen so die 3,4cm Luft zur Containerdecke. Ganz schön knapp… Adi muss vollen Körpereinsatz geben und kriecht, von der gwundrigen Hafenmannschaft beobachtet, eifrig unter Roki herum. Alles läuft glatt und ist ausserdem herrlich amüsant für diejenigen, die zuschauen dürfen.

Malaysia

Mit dem Nachtflug von Air Asia erreichen wir Kuala Lumpur. In Sepang kurz mit Mückenspray und Sonnencrème eingedeckt und schon gehts mit dem Bus weiter nach Mersing. Ein Segen für unsere strapazierten Geister…
Weil ganz im Gegensatz zu vorher fällt uns folgendes auf:
– Die Leute schreiben ihre Preise an – für uns gilt der Preis wie für alle anderen auch.
– Wir werden freundlich angelächelt.
– Es gibt Verkehrsregeln. Und die werden befolgt!
– Der Fahrstil ist anständig. Fast schon langweilig anständig 🙂
– Die Temperaturen dümpeln zwischen göttlichen 27 und 35 Grad.
– Der Abfall an den Strassenrändern ist verglichen mit Indien geradezu ignorabel.
Kurz- Es ist fantastisch hier!! Und es kommt noch besser…

Pulau Tioman

Von Mersing aus geht unsere Fähre zur wunderschönen Ferieninsel Pulau Tioman.
Hier warten goldene Sandstrände mit haushohen Kokospalmen auf uns. Im türkisschimmernden Wasser tümmeln sich allein schon am Hausriff hunderte von Clownfischen, Papageienfischen und allerlei bunte Korallen.
Die kurze Asphaltstrasse, die durch Tekek, den Hauptort hier führt, wird von Motorrollern, auf denen fröhliche Malays sitzen, dominiert. Abends werden an den Grillständen an der Strasse frische Fische gebrutzelt und die bunten Lichter über den Plastikstühlen werden angeknipst. Obwohl Hochsaison sein soll, herrscht eine ruhige, zufriedene und durch und durch entspannte Stimmung und ein einsamer Strand ist rasch gefunden.
Mit einem leichten Wind um die Nase, einem zollfreien Bier in der Hand und den Füssen im feinen Sand, löst sich sofort auch noch das allerletzte bisschen Indienfrust in Wohlgefallen auf.
Da die Unterwasserwelt hier extrem vielfältig ist und wir volle 2 Wochen Zeit zum ausspannen haben, entschliesst sich Adi zu meiner Freude kurzum, hier seinen Tauchschein zu machen. Alles Gute zum 30sten, mein Schatz 🙂
Während also er seine Nase ins Tauchlehrbuch steckt, verbringe ich die sonnigen Tage mit Mike, unserem neuen kanadischen Freund. Mike sieht ein bisschen so aus wie Hannibal Smith aus „the A-team“, ist eine Sportskanone und lässt sich so leicht nicht aus der Fassung bringen. Schliesslich verbringt er seine Frühpension seit 3 Jahren hauptsächlich im Raum Südostasien. Er hat also schon so ziemlich alles gesehen und überhäuft uns mit seinen Tipps.
Wir klettern und wandern stundenlang im dichten Dschungel über die Insel, paddeln stehend übers Wasser, geniessen das schmackhafte, leichte Essen und schnorcheln bis wir schrumplig sind.
Adi meistert seinen Kurs mit Bravour. Er ist der Beste seiner Klasse. (naja, auch der Einzige :-))
Ab jetzt können wir gemeinsam abtauchen und vergessen bei abenteuerlichen Tauchgängen in der magischen Unterwasserwelt die Zeit komplett.
Wir sehen Haie, Schildkröten, Moränen, knallbunte Nacktschnecken, riesige Quallen, Baracudas und finden uns in scheinbar endlosen Fisch-Schwärmen wieder. Es fällt mir dazu nur einen passenden Ausdruck ein: Huere geil!!

In ca. einer Woche sollte der dritte von uns dann in KL abfahrbereit warten und wir sind wieder als Camper unterwegs. Bis dahin lassen wir hier im Swiss Cottage mal schön unsere Seele baumeln und widmen uns weiter dem hinreissenden Strand.
Ob an Adis legendärem Lagerfeuer mit neuen Bekanntschaften oder in der bezaubernden Strandbar – wir sind nun schon öfters dabei, unsere Reisegeschichten Revue passieren zu lassen. Bereits viereinhalb Monate sind vergangen und schon 16’639 km weit hat uns RoKi durch die Welt chauffiert.
Zeit für uns, das Tempo zu verlangsamen und unseren enorm vielfältigen Eindrücken mal die Gelegenheit zu geben, sich zu setzen… Beim dösen im Schatten der Bäume und mit dem Rauschen des Meeres in den Ohren klappt das ganz gut.

Ein neues Kapitel unserer Reise hat hiermit seinen geglückten Anfang genommen – Hallo Südostasien!

 

Statistiken

Wir sind nund rund 4,5 Monate unterwegs, da ist es mal Zeit für ein paar Statistiken:

(Stand 31.8.2014. Alle Angaben ohne Gewähr)

Abfahrt: Samstag 19. April 2014

Tage unterwegs: 134d

Kilometerstand bei Abfahrt: 159819 km

Kilometerstand aktuell: 176458 km

Gefahrene Kilometer: 16639 km

Diesel-Verbrauch (Durchschnitt): 11L / km

Gesamt-Dieselverbrauch: ca. 1800 Liter

Teuerster Diesel: Türkei (knapp 2.- pro Liter)

Billigster Diesel: Iran (ca. 10 Rappen pro Liter)

Besuchte Länder bisher: 16

Besuchte Kontinente: 2 (Europa, Asien)

Kürzester Aufenthalt: Slowenien, weniger als 1h

Längster Aufenthalt: Indien, 40d

Längste an einem Stück gefahrene Strecke: 750km, Mumbai – Udaipur (alles Adi)

Verschiffungen: 3x

(1x Fähre Iran-VAE, 1x Container VAE-Indien, 1x Container Indien-Malaysia)

Flüge: 5x
(Dubai-Muscat, Muscat-Mumbai, Mumbai- Kochi, Kochi-Mumbai, Kolkata-Kuala Lumpur)

Nächte im Auto geschlafen: 82x (davon 1x im Notbett)

Nächte im Hotel: 38x
(1x Mazedonien Ohrid, 1x Türkei Dogubayazit, 5x VAE Fujairah&Dubai, 7x Mumbai, 6x Alleppey, 1x Jaipur, 2x Bundi, 6x Kolkata, 1x Sepang, 1x Mersing, 8x Tioman)

Nächte als Couchsurfer: 3x (1x in Dubai, 2x in Mumbai)

Nächte eingeladen zum schlafen: 2x (1x Teheran, 1x Esfahan)

Nächte als House-sitter: 6x (Dubai)

Auf Hotelparkplätzen gecampt: 13x (2x Mazedonien, 3x Türkei, 1x Iran, 7x Indien)

Bei Tankstellen gecampt: 2x (Indien)

Bei Autowerkstatt gecampt: 1x (Albanien)

Auf Autowaschplatz gecampt: 1x (Kosovo)

Auf Supermarktparkplatz gecampt: 1x (Indien)

In Stadtparks gecampt: 10x
(5x Türkei, Iznik&Yesilova, 4x Iran, Chalus & BandarAbbas, 1x Indien, Udaipur)

Auf Restaurant-Parkplatz gecampt: 1x (Türkei, Trabzon)

Auf Hafengelände gecampt: 2x (Türkei, Akcaabat)

Im Schiff geschlafen: 1x (Fähre Iran-Sharjah)

Im Flugzeug geschlafen: 2x (Muscat-Mumbai, Kolkata-KualaLumpur)

Weggeschickt worden: 1x (Türkei, Trabzon)

Gast auf Notbett übernachtet: 2x (Chappi, Türkei)

Lagerfeuer entfacht: 2x (Iran, Malaysia)

Höchste Temperatur: 48 Grad Celsius (Dasht e Lut, Iran)

Tiefste Temperatur: geschätzte 7 Grad Celsius (Sarajevo, Bosnien)

Standheizung gebraucht: 3x (Kroatien, Bosnien)

CH-Freunde getroffen unterwegs: (Lars, Leo, Raphi, Claudia in Kroatien, Chappi & Markus in der Türkei, Sile & Beni in Indien)

Krank geworden: 1x (J&A in Mumbai, Chotzer&Schiisser)

Unfälle: 1x (Jaipur, unser Fehler. RoKi ist nix passiert, aber der „Gegner“ braucht eine neue Stossstange an seinem Honda… Problem gelöst mit 2000 Rupien in cash)

Platte Reifen: 1x (Indien, Bundi. Loch selber geflickt)

Tiere angefahren/überfahren: 1x Taube, 1x Hund (Indien). Beide habens überlebt.
Dazu 1000de tote Insekten auf der Frontscheibe

Service am RoKi: 1x Türkei, alle Filter und Öle ersetzt

Reparaturen & Defekte:

-Gasschlauch angesengt (Italien, ersetzt im Eisenwarenladen)
-Wasserverteilung, T-Stück undicht (Kroatien, ersetzt im Baumarkt)

-Wassertank, Entlüftung neu angebracht (Kroatien, Material vom Baumarkt)

-Schiebefenster hinten rechts klappert (repariert mit Knetmetall)

Kurbelwellenriemenscheibe (Crankshaft-Pulley) gebrochen. Austausch in Garage in Albanien

Riemenspanner macht Geräusche (Ersetzt während dem Service in der Türkei)

-Tankdeckel verloren (Ersatz durch Bosch- Garage in Türkei)

Zyklonfilter vom Schnorchel zerbrochen (Dubai). Repariert mit Panzertape und 2K-Leim

Starterbatterie altersschwach, Ersatz gekauft in Dubai

-Solarpanel beschädigt (bei Containerverlad in Dubai durch Hafenpersonal), Ersatz gefunden in Jaipur

Dach beschädigt, kleiner Riss in der Dachhaut: (bei Containerverlad in Dubai durch Hafenpersonal), repariert mit Knetmetall

Dieselpumpe heult und pfeift, zT schlechtes Startverhalten (seit Dubai, bis in Indien). Entlüftungsmembran ausgebaut und gereinigt (2x), Dieselfilter ersetzt. Problem gelöst

Platter Reifen in Bundi (Indien), Reserverad montiert und Loch repariert

Abblendlicht vorne rechts defekt (Indien, Agra). Ersatzbirne H4 montiert

-Standlicht vorne rechts defekt (Indien, Varanasi), Pendenzen noch offen

Wassereinbruch hinten rechts (Indien), repariert mit Knetmetall

Lampenanschluss vorne rechts Wackelkontakt (immer wieder und überall, weil leider schlechte Qualität des Steckers von Nakatanenga). Repariert mit Kabelbindern, Panzertape und verbiegen einzelner Glühbirnen-Anschlüsse)

Steinschläge auf Frontscheibe: 1x (Iran), ca. 1 cm langer Riss

Stecken geblieben: 0

Winden-Einsätze: 0

Haarschnitt Adi (Coiffeuse Janine): 3x (1x Griechenland, 1x Dubai, 1x Malaysia)

Barbier-Besuche Adi: 5x (1x Türkei, 2x Iran, 2x Indien)

Defektes Smartphone: 2x
(1x iPhone
4, 1x Sony Xperia Z), Ersatz durch Chappi in die Türkei geliefert

Likes auf Facebook: 374

Berichte online gestellt: 11

Bücher gelesen: Janine: 12, Adi:8

Fotos auf Laptop gespeichert: 4175 (22,5 GB)

Kino-Besuche: 2x (1x Mumbai, 1x Jaipur)

Tolle Leute getroffen: UNZÄHLIGE!

Andere Overland-Traveler getroffen: 2 (Spike on the bike, ToKi unterwegs)

Taschenmesser verschenkt: ca. 15 Stück

Visa’s unterwegs besorgt: 2x
(Iranisches Visum in Trabzon Türkei, 2d. Indisches Visa in Dubai, 9d!!)

Salda Gölü, Yesilova - Türkei

Salda Gölü, Yesilova – Türkei

Indien zum Zweiten

Eine leidenschaftliche Hassliebe hat sich zwischen uns und diesem Land entwickelt.
Immer mal wieder kommen wir unseren persönlichen Grenzen gefährlich nahe.
Hier mal ein Abriss unserer Erlebnisse.

Udaipur
Ein toller Zufall beschert uns der erste Abend in Udaipur. Wir sind durchgefahren und voller Enthusiasmus geben wir uns der Illusion hin, die nächsten 15 km bis in die Stadt seien ja nun sicherlich einfach zu meistern. Falsch. Es endet damit, dass wir hupend im Dunkeln durch die engsten Gässlein Udaipurs um Kühe und Rikshas zirkeln und unsere Entscheidung verfluchen. Völlig ausgelaugt und am Ende unserer Geduld, stellen wir RoKi auf den viel zu exponierten Platz nahe einer Aussichtsplattform und kochen die ersehnten Spaghetti, während die Inder uns unhöflich Nahe kommen und uns hemmunglos beglotzen. Schon fast wollen wir unserem Unmut Luft machen, da kommt ein Herr mit ganz anderen Manieren daher und bittet uns in höflichstem, wohlformuliertem Englisch, seine Mobilnummer anzunehmen. Er sei ein leidenschaftlicher Töffahrer und sehr interessiert an unserer Art des Reisens. Soweitsogut.
Weil der Herr uns so sympathisch war, beschliessen wir am nächsten Tag, ihn mal auf einen Schwatz zu treffen. Die SMS mit dem Text „I want you to be my guest at the Taj Lake Palace“ klingt verheissungsvoll und wir sind gespannt, was nun folgt.
Unglaublich, aber wahr… Der gute Herr ist tatsächlich der Manager des Taj Lake Palace (bekannt aus James Bonds „Octopussy“) und lädt uns zum Tee im luxuriösen, überwältigenden Inselpalast ein. Wir verbringen volle 2 Stunden mit Ameeya und seinem Kollegen und Küchenchef Dilipp. Super spannende Diskussionen, die weit über das übliche “ wer, woher, wohin etc.“ hinaus gehen und erhalten sogar ein indisches Kochbuch als Geschenk! Einfach unbezahlbar!

Abends finden wir in der „Krishna Ranch“, etwas ausserhalb der Stadt, einen herrlichen Schlafplatz neben einer Pferdescheune. Von 30 auf 0 hpm (honks per minute) in nur 7 km. Rekordverdächtig. Dort treffen wir auch noch auf die CH-Familie Hudson, einigen vielleicht bekannt vom Swisstravel-Festival. Nach einem gemütlichen Abend bei Ranch-Dinner, Schwiizerdütsch und Grillengezirpe haben wir so das Gefühl, dass Indien doch gar nicht so übel ist.
Aber eben… Es kann auch anders.

Wieder frohen Mutes auf RoKis Sitzpolstern platziert, geht die Fahrt weiter nach Jaipur.
Der „INDERviduelle“ Strassenverkehr verzaubert jedoch schnellstens die beste Laune in blankes Entsetzen. Was wir erleben, lässt insbesondere mich auf dem Beifahrersitz, tausend Tode sterben. Herabhängende Achsen bei Tempo 80. Kühe, Ochsen, Kälber, Munis, Ziegen und Hunde, die scheinbar alle höchst suizidgefährdet sein müssen, so wie die sichs auf dem Asphalt gemütlich machen. Geisterfahrer auf der Überholspur. Busse mit ohrenbetäubenden Hupis (die aber, wie alle anderen Hupis, einfach ignoriert werden). Einbiegenden Verkehr, ohne Blick in den Spiegel. Mehr Geisterfahrer… (Sind wir auch wirklich auf der richtigen Spur?!) Schlaglöcher. Nein, nicht das was man bei uns Schlaglöcher nennt. Richtige Schlaglöcher.
Das sind nur einige Beispiele. (Wer sich einen Eindruck machen will, der kann sich das hier anschauen. Gibt unsere Erlebnisse ziemlich genau wieder: Landrover Experience Seidenstrasse) Wir planen unsere Fahrten ab jetzt mit doppelter Zeitangabe, die das Navi angibt. Geduld soll ja die Mutter aller Tugenden sein. (Genau, eine Mutter mit Schnauz!)
Ausserdem machen uns die Armut, die wir zu sehen bekommen, sowie der Müll, der hier scheinbar niemanden stört, nachdenklich und traurig. Und manchmal auch richtig wütend. Es geht uns einfach nicht in die Köpfe, wie man so unfassbar schlampig mit Infrastruktur umgehen kann. Wie es einem egal sein kann, dass die kleinen Kinder am Strassenrand von vorbeibrausenden LKWs nur um des Schutzengels Willen nicht überfahren werden. Wie man die achsoheiligen Kühe in den verdammten stinktriefenden Müllbergen futtern lassen kann. Es ist zum heulen und wir kämpfen mit der Verzweiflung, die teilweise sogar schon in Aggression umzuschlagen droht. Wir müssen wohl lernen, mit der Rolle als geduldigen Beobachter klarzukommen. Nicht unsere Stärke.

Jaipur
Aber wie das mit der Hassliebe so ist, sehen wir bald wieder die Sonnenseiten.
Sile und Beni kommen am Flughafen in Jaipur an. Wir platzen vor Freude!!
Die nächsten 5 Tage verbringen wir gemeinsam in der „Pink City“ Jaipur. Sile und Beni schlafen in der Villa Anurag und wir gleich daneben im RoKi. Pink ist übrigens Ansichtssache.
Wir haben Glück, denn gerade als wir da sind, findet das Teej- Festival statt, das den Monsun begrüssen soll. Neben der Parade, sehen wir uns ein paar prächtige Touristen-Attraktionen an und lassen dabei die Zeit zum reden, lachen, essen und trinken nie zu kurz kommen! Sile und Beni sind eine Wohltat und tragen dazu bei, uns dank ihrem Humor und ihrer Unkompliziertheit gleich viel besser zu fühlen. Ein gutes Gespräch mit solch lieben Freunden ist wohl das beste Mittel gegen jegliche Reisefrustration.
Gemeinsam entdecken wir die Küche Rajastans, bestaunen imposante Bauwerke, quetschen uns zu 4. in Rikshaws und proBieren sämtliche Kingfisher durch.
Zu einem der vielen Highlights, in der Zeit zu viert, zählt der Kinobesuch im Raj Mandir.
Allein der Billetkauf ist schon ein Spektakel, denn die ewig langen Schlangen werden von Sicherheitsmännern mit Bambusstecken streng überwacht! Das ist auch nötig, denn die Inder vergessen sich fast vor lauter Aufregung. Als wir am nächsten Abend dann den Kinotempel betreten, überwältigt uns erst mal der Anblick des überdekorierten Interieurs. Erst recht überwältigend: Die Reaktion des Publikums, auf das Geschehen auf der Leinwand! Als der Bollywoodstar erscheint, flippt das Publikum aus, wie bei uns an einem Justin Bieber Konzert! Wir lassen uns mitreissen von der emotionsgeladenen Stimmung und buhen/johlen kräftig mit. Sprache verstehen wird völlig überbewertet.

Bundi
Weiter entdecken wir Bundi, das neben einem schönen Wasserfall auch tausende von Affen beheimatet. Die vielen Rooftop-Restaurants müssen sich mit Bambusgeflechten vor den aufmüpfigen Dieben schützen. Gegen den Gestank der Affensch***** hilft das aber leider nix.  Dafür dürfen wir dort den Luxus eines liebevoll und farbenfroh gestalteten Guesthouses geniessen, auf den wir von den beiden Lieben eingeladen werden. Unvergesslich schön!

Agra
Der Taj Mahal soll den Abschluss unserer gemeinsamen Reise bilden. Wir machen uns also zu viert auf den Weg nach Agra (RoKi ist in Indien nämlich für 6 Personen zugelassen. Zumindest interpretieren wir das so, wenn wir uns die anderen Verkehrsteilnehmer anschauen). Nach 10 h Fahrt im heissen, stickigen Verkehr erreichen wir die geschäftige Stadt… Im Dunkeln. Das soll uns nun aber wirklich nicht mehr passieren!
Der Taj wird am nächsten Tag dann ausgiebig von uns begutachtet uns fotografiert, während wir wiederum von den indischen Touristen begutachtet und fotografiert werden. In weiser Voraussicht, dass es kein Ende nehmen würde, lehnen wir schon bei den ersten Anfragen für „picture!?“ ab. In Mumbai haben wir gelernt, das so ziemlich rasch eine Kettenreaktion ausgelöst wird. Wir verstehen bis jetzt immer noch nicht ganz, was die Damen und Herren dann mit den Fotos von und mit uns wollen. So schön sind wir ja nun auch wieder nicht…
Der Taj Mahal hingegen ist es. Wirklich sehr, sehr schön!

Schweren Herzens nehmen wir nach 9 Tagen von Sile und Beni Abschied.
Wir freuen uns jetzt schon, euch Daheim wieder um uns zu wissen, ihr seid die Besten.

Varanasi
Ein Monat Indien ist nun aber genug für uns. Wir entschliessen kurzerhand, dass wir Bangladesh von der Reiseliste streichen und direkt ab Kolkata nach Malaysia verschiffen wollen. Auch Nepal fällt weg, weil der Monsun da derart Schaden angerichtet hat, das wir unsere und RoKis Sicherheit nicht den Erdrutschen ausliefern wollen. Wir nehmen die Abkürzung. Also fahren wir innerhalb von 4 Tagen via Varanasi nach Kolkata, Mutter Theresas Stadt. Varanasi ist der Ort am Ganges, wo die Hindus direkt in den Himmel kommen sollen, anstatt sich der mühsamen Wiedergeburt hinzugeben. Das Mekka Indiens. Für uns ist aber das eigentliche Schmuckstück dieser Stadt nicht die Szenerie am Ganges, wo die Hindus ihre Bräuche zelebrieren. Unsere Begeisterung fällt viel mehr auf das, was dort die Lebenden vollbringen. Eine Schweizerin hat hier vor 30 Jahren ein Hilfswerk für körperlich behinderte Kinder aufgebaut. „Kiran“ heisst das Projekt, das den Betroffenen Ausbildung in vielen Bereichen ermöglicht, wie in der Bäckerei, der Werkstatt oder in der Handarbeit. (www.kiranvillage.org)
Wir lassen uns von den aufgestellten gleichaltrigen mit Gehbehinderung erklären, was sie alles lernen und schaffen. Ein schöner Lichtblick zeigt es uns auf, inmitten der erdrückenden Armut. So kaufen wir die liebevollen Handarbeiten doppelt so gern, bei dem guten Zweck dahinter. Schon wieder also gibts ein Päckchen!
Wir parken komfortabel im Hinterhof eines Luxushotels und freunden uns mit der dortigen Wäscherei-Crew an. Der Hotelpool wird exzessiv von uns benutzt. Dort treffen wir dann auf ein Grüppchen Engländer/ Schotten, die sich für den guten RoKi begeistern. Nachdem wir wieder einmal die ganze Reiseroute heruntergebetet haben und die meistgestellten Fragen zu Einrichtung, Komfort und Dieselverbrauch beantwortet sind, stossen auch noch Holländer, Amerikaner, Schweden und weitere hinzu und so wird es ein lustiger, bierseliger Abend mit mit allen möglichen Varianten englischer Akzente.

Kolkata
Ein paar Nächte auf Tankstellen, einige Nahtoderfahrungen im Verkehr und viele viele Highway-Zollstellen später erreichen wir die Metropole der Armut, Kolkata.
Wir habens uns ehrlich gesagt schlimmer vorgestellt und sind positiv überrascht, dass die Stadt uns zeitweilig sauberer als z.B. Mumbai oder Varanasi vorkommt.
Das Verschiffungsprozedere wird nun eine Woche in Anspruch nehmen.

Durch die Abkürzung werden wir dann dafür in Südostasien mehr Zeit zum entdecken haben, so sind neu auch Kamboscha und Laos zu dem geplanten Ländern hinzugekommen (wer Tipps hat, immer her damit!). Von Anfangs September bis Ende November findet ihr uns also in der Region Südostasien, wenn ihr uns sucht.

Beste Grüsse aus dem Land der Farben.
Von den Zwei mit der roten Kiste.
Janine & Adi

VAE – Indien

Wie wir vom Luxus in die Gosse kommen.

VAE (Teil 3)

Das Visum für Indien ist rechtzeitig in unseren Händen und so können wir uns, immer noch gemütlich bei Stevens Familie einquartiert, um die Verschiffungsangelegenheit kümmern. Verschifft wird ab Dubai. Muskat, wie ursprünglich geplant, ist laut Agent momentan nicht möglich.
Vielleicht liegt’s daran, dass die Muslime den heiligen Monat Ramadan feiern und es bei der Arbeit etwas lockerer angehen als sonst. Sprich: Es wird nur ungefähr halb soviel gearbeitet und das halt auch verschoben, je nach Laune… Der eine, der kommt morgens früher und trifft den, der erst vor Mittag angefangen hat dann halt nicht mehr.
Übrigens – man darf in der Öffentlichkeit nicht essen, trinken oder rauchen.
Wir auch nicht.
So kommt es, dass wir weitere 5 Tage brauchen, bis der ganze Papierkram erledigt ist und während der Wartezeiten in den Büros heimlich in einer Ecke unseren Durst und Hunger stillen. Zum Glück sind wir nun beide Nichtraucher.

Oman wäre eines unserer ersehnten Ziele… gewesen. Leider bleibt uns wegen des gebuchten Fluges ab Muscat keine Zeit mehr und wir schieben dieses Land etwas traurig auf unsere länger werdende „das nächste Mal dann“- Liste. Von Dubai fliegen wir nach Muscat, steigen um und schweben dann im Nachtflug über die Lichter der omanischen Hauptstadt und stürzen uns im Morgengrauen direkt ins Chaos von Mumbai!

INDIEN

Mumbai

Was für ein Kontrast! Gerade noch lagen wir unter Palmen im Pool und nun fährt uns ein Taxi auf der „falschen“ Strassenseite vorbei an Müllbergen in denen barfüssige Menschen herumwühlen, durch incredible Mumbai.
Via Couchsurfing.com haben wir uns im vorhinein einen Schlafplatz bei Kushal sichern können… der Fahrer findet die Adresse sogar nach nur dreimaligem Nachfragen bei Passanten und wir stehen mit unseren Rucksäcken um 6.30 Uhr dann tatsächlich klingelnd vor seiner Tür.
Wir sind todmüde, durstig, etwas ernüchtert vom Anblick des schäbigen Treppenhauses und bereits voller Eindrücke nach der kurzen Taxifahrt durch die aufwachende Stadt mit ihrem schockierend ungeschminkten Morgengesicht.
Doch niemand reagiert auf unser Klingeln. Fast schon will die Verzweiflung Überhand nehmen, da meldet sich Kushal am Telefon. Nach dem besten Tee unseres Lebens, überlässt er uns sein Zuhause um zur Arbeit zu gehen und wir sinken zum Soundtrack „Hupkonzert“ erleichtert in die Kissen seiner Couch.
Als er Abends zurückkehrt, werden wir von seinen Freunden bekocht und geniessen, mittlerweile ausgeschlafen, den gemütlichen Abend im trockenen, während sich draussen der Monsun austobt.

Am 11.7. geben wir uns die erste komplette Dosis Mumbai. Frühmorgens (nach Kushals Tee, versteht sich) gehts mit der Autoriksha zum Bahnhof. Allein schon die Fahrt in diesem tollen Vehikel durch das Gewusel und Gehupe der Strassen Mumbais wäre ein eigenes Kapitel wert. Aber: Wir sind auch noch Zug gefahren.
Uns blasen die Ventilatoren ins Gesicht, während sich der ratternde Bummler, mit offenen Türen langsam Richtung Zentrum bewegt. An den Gleisen zieht das Leben an uns vorüber… Kinder spielen in ölig schimmernden Wasserpfützen, Wäsche trieft an den Leinen im Monsunregen, Berge von Abfall türmen sich entlang der Geleise und unser persönliches Highlight: Wir sehen jede Menge nackte Hintern. Ja, kein Witz! Wer kein Klo Zuhause hat, der macht sein Geschäft halt an den Bahngleisen. Wir gewöhnen uns nun ziemlich rasch an, statt Nase den Mund zum atmen zu nutzen
Trotz all dem fühlen wir uns erstaunlich wohl in Mumbai. Mit etwas Humor betrachtet und mal um die Ecke gedacht, ist es hier nämlich ganz super. Hier leben beispielsweise ein ganzer Haufen verschiedener Religionen friedlich beieinander, arm und reich können sich nicht voreinander verstecken und in punkto Sparsamkeit können wir uns da also eine dicke Scheibe abschneiden. Ausserdem versuchen viele junge Leute hier ihr Glück als Bollywood-Star… Wir sind also quasi mitten im L.A. Indiens Einfach mit, sagen wir mal, etwas anderen Hygienevorstellungen.
Wir verbringen den Tag damit, uns durch die Stände mit dem scharfen Futter zu probieren, den Sightseeingpfaden zu folgen, uns mit Gästen einer amerikanisch-indischen Hochzeit anzufreunden und buchen noch gleich einen Geburtstagsausflug in den Süden.
Die Leute sind anständig zu uns, wir werden weder betatscht, belästigt, noch zu arg angestarrt und uns wird bei Fragen freundliches Kopfwackeln entgegengebracht. Wir wissen dann zwar nicht, ob damit Ja oder Nein gemeint ist, verlassen uns dann einfach auf unser Bauchgefühl.
Abends dann, führt uns Kushal aus in die „rude lounge“. Er hat sich extra zu meinem Geburtstag etwas einfallen lassen. Himmlisch feines Essen, einen echten Geburtstagskuchen, und: Tanzen wie wild inmitten des aufgedrehten Bollywood-Partyvolks! Einfach unbezahlbar! 😀

Der Süden – Kerala

Die Wartezeit auf den guten RoKi wollen wir nutzen, um den Süden zu erbackpacken.
Immer wieder, wenn wir mit den vielen Indern (die sind in fast jedem Land aufgetaucht) geredet haben, waren sie alle untröstlich, dass wir den Süden ihres Landes auslassen wollen.
Also gut! Wir fliegen nach Kochi und weiter gehts, mit Alex dem Russen, den wir noch aufgabeln, nach Aleppey.
Die gesamte Region ist berühmt für ihre Ayurveda-Kuren, für die Backwaters Flusslandschaften (wo viele ihre Flitterwochen auf einem Hausboot verbringen) und für die Freundlichkeit der Leute. Tatsächlich bemerken wir einen riesigen Unterschied diesbezüglich.
Hier tragen die Herren einen kecken, gewickelten Rock, die Damen den typischen Sari und viel öfter sind in den Gesichtern neben den Farbtupfen auch echte Herzlichkeit und Freude zu sehen.
Wir nesten uns in einem schönen Guesthouse ein und machen eine ganze Woche lang entspannte Ferien. Wir essen fantastische, sauscharfe Gerichte, lassen uns in der Knatter-Riksha im bunten kleinen Städtchen herumchauffieren, kaufen haufenweise Souvenirs (das Paket ist unterwegs. Irgendwo und machen Tagesausflüge. Ein wirklich wunderschöner Ausflug war der in die Backwaters mit einem Holzkanu. Einen ganzen Tag lang rudert Babou, der Guide uns zusammen mit 2 anderen Touris (aus Basel – welch Zufall!) durch die Kanäle und Seen dieses Gebiets, das Venedig von Indien genannt wird.
Die Indischen Schönheiten schrubben gerade an den Ufersteinen ihre bunte Wäsche, die Fischer werfen ihre Netze aus und es herrscht eine betriebige Harmonie inmitten des tropischen Regenwalds. Lächelnde Gesichter heissen uns Willkommen und wir fühlen uns wie im Märchen inmitten der farbenprächtigen Vögel und abertausenden von Kokosnusspalmen (zum Glück hat unser Kanu ein Stoffdach).
Als Lunch bekommen wir frischen Fisch serviert. Alle Zutaten kommen direkt aus der unmittelbaren Umgebung…Kokosnuss-Mango Chutney, Kartoffelcurry und natürlich Reis. Dieser ist gerade mal 20m neben uns im Reisfeld gewachsen und schmeckt fantastisch fluffig frisch!
Wir werden dann auch noch vom Monsun beglückt und erleben die Wasserflut, die sich innerhalb von wenigen Sekunden über uns freisetzt, hautnah. Bis auf die Unterhosen durchtränkt und überglücklich kehren wir in unser Nest zurück.
Hier ist zwar Nebensaison, doch da unser Guesthouse im Lonelyplanet empfohlen wird, sind einige Besucher zu Gast. So verbringen wir u.a. Einen lustigen Abend mit den 2 unkomplizierten Schweizern, 2 flotten britischen Schwestern und unserem enthusiastischen russischen Freund Alex. (Er baut grad ein Hostel in Sri Lanka auf Namens FIRST, also auf nach Sri Lanka mit euch! )

Die Schattenseiten

Zurück in Mumbai, noch an die freundlichen Gesichter des Südens gewöhnt, zeigt uns dann die Stadt ganz andere Seiten. Die Rikshafahrer sind agressiv drauf und wollen uns allesamt übers Ohr hauen. Das Wort NO, wird völlig ignoriert und wir werden das erste mal richtig laut. Und das allerschlimmste: Wir werden krank. Drei mal dürft ihr raten… Genau! Oben und unten kommts raus, wir werden vor gar nix verschont. Es ist zum heulen. Erst nach 48 h, vielen Bananen und Isopräparaten können wir mal einige Schritte vors Hotel wagen. Und das immer noch extrem schwach.
In diesem Zustand wird es dann auch sehr schwer, über die schlimmen Zustände hinweg schauen zu können. Es stinkt grauenvoll, es ist überall eklig dreckig und die Bettler gehören zu praktisch jedem Strassenbild. Unser schwaches Nervenkostüm ist noch nicht bereit für eine weitere Dosis Mumbai.
Dazu gehört eine grosse Portion Toleranz, ganz viel Humor und inneren Frieden. Wenn wir uns diese Eigenschaften antrainiert haben, gehts dann wieder. Hoffentlich.
Die beiden letzten Abende (uns gehts wieder etwas besser) in der Megapolis verbringen wir in Bollywood-Kino (sehr lustig, auch wenn wir nicht verstehen was die da sprechen) und mit einer kanadischen 3er-Gruppe aus jungen Ladies, welche gerade Ferien von ihrem Wohltätigkeitsjahr in Nepal machen.

RoKi returns

Wir vermissen RoKi sehr und unsere Geduld wird stark auf die Probe gestellt, denn sein Schiff kann wegen der starken Regenfälle auch nicht entladen werden. Es dauert eine ganze Woche, bis wir endlich am Hafen unseren treuen Freund wiedersehen.
Leider sind die fiesen Hafenarbeiter gar nicht zimperlich mit ihm umgegangen und haben beim einladen in Dubai prompt das Solarpanel zerstört. „!/#*~*****!!!!“
Adi hat 100 mal betont, dass bei den Reifen die Luft raus muss!
Naja, bezahlen tun sies wenigstens. Jetzt müssen wir halt sehen, wo wir ein neues herkriegen.
Trotzdem sind wir überglücklich, unsere geliebten Sitzplätze wieder einnehmen zu können, geniessen den Luxus der eigenen 4 Wände und die Freiheit einfach mal losfahren zu können.
Auf in den Norden! Adi zeigt Talent für den Strassenverkehr der Inder und vor lauter Freude, wieder am Steuer zu sein, fährt er die knapp 800 km von Mumbai nach Udaipur gleich durch.

Fazit

Zugegeben, wir hatten sehr viele Vorurteile und wussten auch nicht, wie wir Camper uns als Backpacker so anstellen würden. Aber zum Glück hat sich uns dieses vollgestopfte, kunterbunte, laute, chaotische und wilde Land von beiden Seiten gezeigt, von der „gruusigen“ und auch von der faszinierend schönen Seite nämlich.
Wir machen uns nun auf, um mit Sile und Beni noch weitere spannende Blickwinkel Indiens zu entdecken. Könnens kaum erwarten, euch zu sehen!!

Euch Lieben Zuhause wünschen wir einen bunten, glacereichen und laaaangen Sommer, inkl. Bester Gesundheit, versteht sich!

Namaste, J&A

VAE (Voll abgefahrene Emirate)

UAE oder VAE (Teil 2)

Kulturschock Dubai
Man gewöhnt sich ja bekanntlich an Alles. An wohlriechende Toiletten, Supermärkte mit fetten Rabatten, an hellblau schimmernde Swimmingpools… Und auch an eine Villa mit Garten kann man sich sehr gut gewöhnen.
Das geht sogar erstaunlich schnell 🙂
Wir haben den Kulturschock nun etwas überwunden und ergeben uns dem Lebensstil der Emiratis. Also, erstmal nicht ganz…Wir machen da so eine Mischkalkulation: Zwar gönnen wir uns den Luxus eines Zimmers in der Jugi, sparen aber beim Essen und es gibt statt Restaurant Picknick im Zimmer, was der indische Discountsupermarkt so anbietet. Vorteil, neben der Aircondition, die uns vor der 35grad-Nacht verschont, ist, dass in so einem Badezimmer tiptop Wäsche gewaschen werden kann. Und getrocknet, versteht sich. Die Emiratis habens nicht gern, wenn man ihnen die Unterhosen draussen an der Wäscheleine zeigt, haben wir gelesen. Ist ja eigentlich auch total unanständig, oder nicht? 😉

Die Zeit in der Jugi, die ganz zentral an einer hochmodernen Metrostation liegt, verbringen wir am liebsten mit anderen Reisenden. Es gibt vorallem deutsche Backpacker auf der Heimreise, aber auch exotischeres, wie eine Kanadierin, die Jordanien besuchte oder auch jede Menge Geschäftsmänner. Die Jugi steht einem normalen Hotel nämlich in nichts nach.
Mit einem sympatischen deutschen Schulabgänger, machen wir uns auf zum Gold-Souk. Der berühmte Bazar platzt förmlich aus allen Nähten vor lauter Gold und das obwohl Freitag ist und darum noch nicht mal alle Geschäfte offen sind. Wir lassen uns vom Glanz verzaubern, von den Verkäufern belästigen, trinken frischen Fruchtsaft, probieren Nüsse und riechen an spannenden Gewürzen… Und fühlen und schon fast wieder wie im Iran, wo weit und breit kein Supermarkt zu finden war. Auch die alte Bootli-Nussschale, die uns über den Creek schippert, erinnert uns an die einfache Lebensart auf der anderen Seite des persischen Golfs (kostet ca. 25 Rp. p.P.).
Wir geniessen eine Wasserpfeife am Ufer (einen Tag später darf man das übrigens nicht mehr… Da fängt nämlich der Ramadan an und essen, trinken und rauchen in der Öffentlichkeit sind verboten) und plaudern mit Jonas über seine Zeit in Bolivien. Er hat da 2 Monate Dank seinen Jonglierkünsten mit den Artisten der Strasse gelebt und bannt uns mit seinen spannenden und ergreifenden Geschichten.
Ein ander Mal treffen wir uns mit einem Philippino namens Mark, der hier in Dubai als Buchhalter arbeitet und seine Couchsurfer-Stories zum Besten gibt. Mit ihm schauen wir uns dann auch die Wasserspiele beim riesigen Springbrunnen vom Burj Kalifa an.
Da haben die Emirati sich ja wieder mal selbst übertroffen. Gigantisch, was da mit ein paar extrastarken Wasserpumpen, Musik und Licht geschaffen wird. Ein riesen Spektakel.

Camping
Drei Tage im Luxus von WiFi, kühlem Bett und Dusche sind uns dann genug und wir wollen wieder die Abenteuer der Wildnis entdecken! Also rauf in die Berge Richtung Osten. Der starke Wind dort erleichtert uns die Temperaturen, dafür lässt er uns in der Nacht kein Auge zutun. Ein anderer Versuch, die schönen Küsten des omanischen Golf’s zu entdecken scheitert in einem komplizierten Grenzbüro-Marathon. Die Küste ist dann auch nicht so sehr attraktiv, ausser dass es da viele tolle Krebse gibt, die lustig am Strand entlangkrabbeln.
Aber: Wir sind beim RoKi, campen direkt am omanischen Golf und gewöhnen uns ans tropische Klima. Drei Tage lang tuckern wir also mehr oder weniger fröhlich herum und testen intensiv die Saugfähigkeit von RoKis Sitzen. Bei 40grad in einem Park von Fujaira, ist unsere Schmerzgrenze dann aber erreicht und wir lassen uns zum Angebot vom modernen Ibis Hotel (35 Dollar inkl. Frühstück) mit Pool hinreissen. Und so sind wir wieder im Zivilisationshimmel. Und geniessen es diesmal doppelt. Nur dass es halt etwas langweilig ist. Wie sollen wir denn so dieses Land kennenlernen? Die Emiratis (sowieso nur 20% von all den Menschen hier, der Rest sind Gastarbeiter) sind schwer zu finden…Wir reden mehr mit pakistanischen oder indischen Angestellten. Wir wollen zurück nach Dubai und Leute kennenlernen. Couchsurfing ist also unsere Chance.

Couchsurfing
Da hat da Schicksal uns mal wieder was tolles bereit gehalten! Den Markus…
Der topfitte Ex-Münchner, der ein wahnsinnig spannendes Leben mit seiner Familie auf dem ganzen Erdball führt, ist seit 6 Jahren in Dubai. Da er gerade eben so eine Art wie pensioniert wurde, hat er mehr Zeit fürs Kitesurfen, Gleitschirmfliegen und andere verrückte Sachen und nebenbei lädt er gerne Couchsurfing-Gäste zu sich ein. Nämlich uns!
Die Villa in der Green Community ist mit wundervollen Möbeln aus aller Welt eingerichtet, die im Laufe der Zeit aus allen Ländern, in denen die Familie gelebt hat, zusammen kamen. Und Asha, die Hausmaid gibts auch noch, by the way. Das Haus verfügt über eine TOP Küche mit Gasherd und allen Schikanen, die man sich wünschen kann. Die nimmt Janine dann mal in Beschlag. Wir haben Markus als Dank für seine Einladung nämlich versprochen, dass wir ein schweizer Abendessen kochen. Älplermagrone ond säubergmachts Öpfumues. Die munden dem Markus und der Hanne (eine weitere Couchsurferin und Freundin der Familie) dann zum Glück auch und wir verbringen einen herrlichen Abend mit vielen Geschichten, Gelächter und ein paar Bier (hui, und das im Ramadan!) miteinander. Wahrenddessen verliert die gute CH-Nati den Achtelfinal gegen Argentinien, was unserer Stimmung aber ziemlich gar nichts anhaben kann. 🙂
Andern Tags verabschieden wir uns mal provisorisch. Markus meint, wir dürfen zurückkommen, wenn sich keine andere Couchsurfer-Möglichkeit ergibt.

Als ob das nicht schon genug wäre, kommts dann noch dicker.

RoKi’s Starterbatterie muss ersetzt werden. Sie ist nun wirklich zu alt und läuft ständig am Limit. Darum ab zum nächsten Händler. Der Highway ist etwas verstopft und so haben die anderen Verkehrsteilnehmer Zeit, uns und das exotische Fahrzeug zu mustern. (Man muss dazu noch sagen, dass hier 80% der Autos weiss sind, aus Japan kommen und alle Scheiben getönt sind. Ja, alle. Manchmal inklusive der Frontscheibe. Da sieht Roki komplett anders aus.)
Wir werden angehupt. „What are you guys doing here?!“ Aus dem Landcruiser V8 (weiss natürlich) auf der linken Spur grinst uns ein sympatischer Typ an. „Traveling…“  geben wir etwas verwirrt zurück „Well, do you want to stay in my house for a week?“ Uns bleiben die Münder offen stehen. Wir folgen ihm einfach mal in die nächste Villenzone, in die Arabian Ranches.

Bei den Schweizern
Tatsächlich sind wir nun bei den Steven und Denise Zuhause und werden behandelt, als wären wir schon lange Freunde der Familie. Die beiden Schweizer sind seit 15 Jahren hier und auch sie beeindrucken uns schwer mit all dem, was sie so erleben und auf die Beine stellen. Neben seinem Job als Pilot, hat Steven mit seiner Familie noch diverse weitere Geschäfte aufgezogen, unter anderem lustige Kamel-Souvenirs herstellen und einen Heimwerker-Service.
Einmal durchs Haus geführt, den Schlüssel in die Hand gedrückt, und schon werden wir angewiesen, uns wie Zuhause zu fühlen. Fällt uns auch nicht schwer, denn in dem Haus wo die Türen für alle offen zu sein scheinen, geht ein heiteres Treiben vor sich… Da werden Spaghetti gekocht, während Handwerkertermine koordiniert werden. Mitarbeiter eingearbeitet, während die Töchter Schoggifondue schlemmen. Familiengeschichten erzählt während ein paar E-mails beantwortet werden. Unglaublich, welche positiv-chaotische Energie da drin steckt in diesem Haus.
Die Familie mit den zwei Teenie-Töchtern verreist in die Schweiz und lässt uns ihre Villa zur freien Verfügung (da gibts sogar einen Pool und das wohl bequemste Bett auf der ganzen Welt)
Weiter brauchen wir auch gar nichts zu wissen, denn die Housemaid bleibt ja da.
Jackpot! Superjackpot!
Hier sei noch angemerkt: Steven kann immer gute Handwerker gebrauchen. Das Geschäft läuft wie verrückt und wer mal ein paar Monate in Dubai verbringen und so seinem CV etwas Würze verleihen will, Steven ist euer Mann! www.thetoolbox-ae.com

Am Donnerstag 3. Juli, also genau eine Woche nach dem Besuch der indischen Visa-Agentur, haben wir unsere Pässe mit den indischen Multi-Entry-Visa drin zurück! Nun kümmern wir uns auch noch online um die Verschiffungsgeschichte. Leider können wir nicht wie geplant vom Oman aus verschiffen, sondern müssen RoKi bereits in Dubai in einen Container verfrachten. Kommenden Sonntag wollen wir unser Heim auf vier Rädern in die Hände der Verschiffungsagentur geben und unsereins mit dem Bus nach Oman fahren. Da werden wir dann als Backpacker die Wadis unsicher machen. Von Muscat aus gehts dann am 10. Juli mit dem Flieger nach Mumbai.

Weil das ja ein bisschen was zu organisieren gibt, sind wir in nächster Zeit ganz oft online.
Falls also jemand mal skypen möchte. 🙂

Grüsse aus dem Luxusparadies

J&A

Über Kopftuch und Privilegien

Da ich das wunderbare Privileg habe, meine Meinung offen, ohne Angst vor Konsequenzen und so laut ich will kundzutun, werde ich das hier nun mal machen.
Im Vorfeld habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich mit dem Kopftuch klarkommen werde. Man muss nämlich, das sagt das iranische Gesetz, die Haare und den Körper, sprich Arme und Beine in der Öffentlichkeit bedeckt halten. Positiv- wie ich meistens bin- habe ich mir gedacht: „Kein Problem! Kopfbedeckung muss eh sein bei dem Wetter und die Kleidung- Naja, dann brauch ich wenigstens keine Sonnencreme einschmieren zu müssen.“ Ausserdem zeige ich den Iranern so meinen Respekt, gegenüber ihrer Religion. Gut so.
Aber es steckt ja viel mehr dahinter, hinter dieser Bedeckungsgeschichte. Es hat mich die ganzen 16 Tage, die wir im Iran verbracht haben, beschäftigt. Und oft wars bei Frauengesprächen, das Thema Nummer 1.
Erstens mal, konnte ich mich bis zum Schluss nicht daran gewöhnen, dass da was stört. Ständig rutscht es rum, behindert die Sicht, gibt warm und flattert. Ich habe diverse kreative Techniken ausprobiert, um es mir so angenehm wie möglich zu gestalten. Die einzige, wirklich bequeme Art, ist der afrikanisch-anmutende Turban. So fühlt man sich um den Hals rum wenigstens nicht ständig als würde man bald stranguliert. Da ich aber einige Blicke geerntet habe, die ungefähr bei „empört“ eingeordnet werden könnten, habe ich mir diesen Look nur für während der Fahrt im Auto aufgehoben. Auch die Iranerinnen haben oft ihre liebe Müh, wenn Kinder, Wind oder Bewegung, ihr Tuch zerzaust. Ich habe sie alle beobachtet, und auch sie sind ständig damit beschäftigt ,an sich herumzuzupfen. Also keine Frage der Gewohnheit, behaupte ich jetzt mal.
Da der gute Roki ja unser Zuhause ist, aber dieses Zuhause meist in der Öffentlichkeit steht, waren die einzigen Gelegenheiten, mal bequem herumzulaufen folgende:
– zu Besuch bei liberalen Iranern
– beim Schlafen
– in der Wildnis, wenn niemand anders da ist (Achtung, Hirten kommen immer mal wieder vorbei)
Ausserdem habe ich mir immer wieder Sorgen gemacht, ob ich nun auch ausreichend bedeckt bin. Denn es gibt sehr grosse Unterschiede, wie die Bedeckungsvorschriften ausgelegt werden.
In den kleinen Dörfern, wo Frauen auf der Strasse selten entdeckt, dafür öfters hinter einem Vorhang hervorlugend, erspäht werden können, da herrschen die Dschadors vor.
Im ganzen Dorf bin ich also die einzige Frau ohne glänzend schwarzen Umhang über alles drüber, sondern mit türkisblauem, locker übergeworfenem Tuch, Reisehose und Oberteil im Sackdesign, Grösse XXL. Komme mir vor wie ein Papagei unter Rabenvögeln.
Diese Frauen sind so darauf bedacht, dass von ihnen ja nicht zuviel zum Vorschein kommt, dass sie das Tuch sogar mit den Zähnen festhalten, wenn sie mal beide Hände voll haben. Wenn sie auf der Strasse sind, habe ich den Eindruck, dass sie sich unwohl fühlen. Sie schlingen ihre Hände ein in ihr Tuch, gehen mit gesenktem Blick. Wenn ich sie anlächle, kommt ein scheuer, freundlicher Ausdruck zurück.

Ganz anders zum Beispiel in Teheran.
Die jungen, starken und spürbar selbstbewussten Frauen, hüllen sich meist in bunte Farben. Herrlich anzusehen, wie sie ihren Schal zuhinterst auf dem Hinterkopf balancieren, wie sie unter dem „bis zur halben Oberschenkellänge“ reichenden Mantel, knallbunte, enge Hosen und Stöckelschuhe tragen. Die Oberteile reichen bis zum Ellbogen, sind körperbetont geschnitten. Die Frauen sind wunderhübsch anzusehen und stolzieren in den Strassen zur Uni, zum Einkauf, zur Verabredung.
Ich habe bei den Gesprächen oft den Frust der Damen gespürt. Eine davon hat sogar gemeint, sie bete jede Nacht dafür, dass sich dieses Gesetz bald ändern würde. Es sei „altmodisch“, die von den Arabern, zum Schutz vor sexuellen Übergriffen verhängte Verhüllungspflicht weiterzuführen. „Nicht mehr nötig heutzutage.“ „Eine reine Schikane.“ „Ein Symbol der Unterdrückung.“ „Scheissding.“
Dazu ein Beispiel: Am Imam-Square in Esfahan, sind wir mit einer grossen Gruppe unterwegs. Wir spazieren lachend und ausgelassen, als eine der Cousinen sich zu den hinteren umdreht: „Psst!“ zischt sie und zieht sich das Kopftuch tiefer nach vorn ins Gesicht. Alle Ladies tun es ihr nach. Auch ich. Wenige Meter später, ist die Stimmung wie vorher, nur ich bin etwas verwirrt. „Ach, da sei ein Polizist gewesen..“  meinen sie.
Ich finde es krass.
Vorallem an der Türschwelle fällt es so extrem auf. Kaum drin, sind sie alle Frei. Shorts bei den Männern, Tshirts und wallende Haarpracht bei den Frauen. Aber gehts an die Tür, so sieht man genau die Grenze, die dort so klar zwischen Privat und Öffentlich einschneidet.

Es ist wirklich was ganzganz tolles, meine Damen und Herren, wenn man sich anziehen darf, wie man will. Wo man will. Und sei es auch noch so wenig. Oder von mir aus auch viel.
Dass man, ausser ein paar missbilligenden Blicken anderer Ladies, nichts zu befürchten braucht, wenn man den Dresscode nicht ganz getroffen hat.
Ich bewundere die Frauen, die ich getroffen habe sehr. Meine, freiheitsverwöhnte und emanzipierte Wenigkeit, hat sich oft fürchterlich unfair behandelt gefühlt. Aber diese Frauen ertragen die Regeln mit einer Würde und einer Geduld, die ich nie aufbringen könnte. Respekt.
Ich wünsche ihnen von Herzen, dass sie bald die Freiheit bekommen, sich ganz nach ihrem Geschmack kleiden zu können. Ob mit oder ohne Schleier. Ob traditionsbewusst oder modern.
Und ich wünsche ihnen eine Menge Mut, dass sie sich für diese Freiheit stark machen.

Janine

Kopftuch am Steuer

Kopftuch am Steuer

Iran & Vereinigte arabische Emirate

Iran (Teil 2) & VAE

Yazd
Nach unserer Nacht in der Nähe von dem zarathustrier Pilgerdörfchen ChakChak wollen wir am anderen Tag den dortigen Feuertempel besuchen. Zu unserem Pech sind aber genau jetzt deren heiligsten Tage vom Jahr und der Zutritt für Fremde ist untersagt. Ein Soldat auf dem Parkplatz erklärt uns, dass wir aber von unten gerne Fotos machen dürfen.
Über eine staubige Piste fahren wir also weiter in die Wüstenstadt Yazd. Wir besuchen gleich als erstes das örtliche Wassermuseum, wo sie Exponate und Bilder über ihre alten Qanat-Anlagen zeigen. Interessant, aber nach rund 40min sind wir auch schon wieder draussen. Auf der Suche nach einem Internetcafé gelangen wir zum Silkroad Hotel. Wir stellen fest, das ist DER „place to be“ in Yazd. Wir treffen das erste mal im Iran eine grössere Ansammlung von anderen Travelern. Nach einem Kamel-Gulasch im Innenhof des Hotels und dem hochladen unseres letzten Berichts lernen wir Michi aus Sursee, Fabio und Jara aus Bern, crazy Max aus Lettland (nächstes Reiseziel Kabul/Afghanistan), Remigius aus Polen, die Motorradfahrenden Kerstin, Konstantin und Ralf (www.2malweg.eu) aus Deutschland, ein paar Belgier, Franzosen, zwei Japaner (einen davon haben wir in Trabzon im iranischen Konsulat getroffen), eine jungen Shanghaierin, zwei Motorradfahrende Türken und ein älteres Grüppchen aus Australien kennen. Die eine Dame der Gruppe gibt uns alsgleich ihre Adresse in Perth, wir sollen sie doch irgendwann mal besuchen. Werden wir gerne!
Wir beschliessen, bei rund 40 Grad im Schatten am späteren Nachmittag noch einen kleinen Spaziergang zu machen und besuchen die alten Wasserspeicher mit den imposanten Windtürmen. Prompt landen wir in einer italienischen Rentner-Reisegruppe und folgen denen „unauffällig“ hinab zur Wasserentnahmestelle.
Wir gehen zurück zum Hotel, wollen noch was trinken und dann raus in die Wüste zum Übernachten. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Diverse andere Traveler wollen noch unser Auto inspizieren. So unterhalten wir uns bei lauwarmen Wasser und diversen Süssigkeiten auf dem Parkplatz noch bis spät in die Nach hinein mit den deutschen Motorradfahrern, dem Duo aus Polen&Lettland und den Ostasiaten und irgendwann ist’s dann wirklich zu spät um noch in die Wüste raus zu fahren. So übernachten wir gleich auf dem Parkplatz vor dem Hotel, wie es dem vernehmen nach schon so viele andere vor uns gemacht haben.
Unser zweiter Tag in Yazd soll ein etwas aktiverer werden. Also erstmal wieder Essen einkaufen, Janine kauft sich noch ein Kleidchen (Ein irantaugliches Kleidungsstück ist leider nicht genug) und Adi geht für 2.- wieder mal bei einem Barber den Bart stutzen. Den heissen Nachmittag verbringen wir dann wieder im Innenhof des Silkroad-Hotels, wo wir mit Ralf, Michi, crazy Max und Remigius die Zeit mit alkoholfreiem Bier und austauschen von Reiseerlebnissen verbringen. Da Janine in Yazd Kamelreiten will, sucht sie eifrig noch zwei Personen, welche mit uns dem vom Hotel organisierten Ausflug besuchen, um die Kosten zu teilen. Leider wehren alle ab, bis sich dann die ultra-spontanen, Neuankömmlinge Angela und Wolfram aus Augsburg sofort entscheiden, mit uns mit zu kommen.
Gemeinsam mit Amir und den beiden Deutschen fahren wir raus aus der Stadt bis zu den Schweigetürmen der Zoroastrier, wo Amir uns etwas über deren Religion und deren Bräuche erzählt. Weiter gehts raus in die Wüste, wo schon zwei Kamele, deren Führer und dessen kleiner Sohn auf uns warten. Paarweise steigen wir auf und wir reiten auf dem Rücken der Trampeltiere eine Viertelstunde raus in die Wüste, wo Amir schon mit einer frischen Wassermelone auf uns wartet. Er erklärt uns einige Dinge über die Kamele, zeigt uns alte Qanat-Zugänge und nach dem Sonnenuntergang reiten wir in der Wüstenromantik zurück. Im Silkroad wird gerade das WM-Spiel von Deutschland gegen Portugal gezeigt. Wir gesellen uns nochmals dazu trinken noch was und setzen nun doch noch den Plan von gestern in die Tat um, raus in die Wüste zu fahren um zum übernachten. Ganz in der Nähe wo wir mit den Kamelen waren, finden wir auch in der Dunkelheit noch ein Plätzchen hinter einem Erdhaufen und probieren in der grossen Hitze etwas Schlaf zu finden.

Dasht e Lut
Die Wüste Lut ist die grosse Wüste im Osten von Iran und erstreckt sich über ein riesiges Gebiet und verschiedene Zonen. Wir wollen aufgrund einer Empfehlung von Isa unbedingt ist sogenannte Kalut-Gebiet, zu den Yardang Formationen. Etwas weiter nördlich von den Kaluts ist der heisseste Punkt der Erde, bei den schwarzen Lavasteinfeldern. 70,1 Grad sind dort schon gemessen worden. Aber wegen der angeblich etwas ungenauen Messmethode wird dieser Rekord nicht offiziell anerkannt.
Von Yazd aus fahren wir also via Rafsanjan und Kerman durch die Berge nach Shahdad. Das Dorf hat die letzte Tankstelle vor der Wüste und so wollen wir sicherheitshalber nochmals volltanken. Da die Temperaturen am späten Nachmittag schon bald 50 Grad erreichen, wird das etwas zur Prozedur. Die Zapfsäule macht fast Schlapp, der Diesel dampft ganz schön und der Tankwart malträtiert den Schlauch und die Zapfsäule derart, um an die von uns gewünschten 50 Liter zu kommen, dass wir uns fragen, ob da nachher je wieder was rauskommen wird.
In unserem Reiseführer steht was von einem Wüstencamp, welches DER Ausgangpunkt für Tripps zum Kalutgebiet sein soll. Da man nicht allein in die Wüste fahren soll, hoffen wir dort ein paar Gleichgesinnte zu treffen um nächsten Morgen raus in den Sand zu fahren.
Dort angekommen finden wir aber nur noch Anlagen vor, welche am zerfallen sind. Das Camp ist verlassen, es sieht aus wie ein kleines Geisterdorf mit runden Strohhütten. Entweder machen sie im Sommer wegen der grossen Hitze zu oder es wurde aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben. Wir wissen es leider nicht..Aber schön aussehen tuts allemal, also richten wir uns für die Nacht ein und geniessen den nächtlichen Sternenhimmel über der Wüste. Haben wir schon erwähnt, dass Abends um 21:00 immer noch 38 Grad herrschen??
Früh stehen wir anderntags auf, um noch bei einigermassen aushaltbaren Temperaturen raus zu den Kaluts zu fahren. Vom Camp zurück an die Hauptstrasse folgen wir dieser rund 20km bis wir mitten in den Yardang-Formationen stehen. Wir können es nicht lassen und fahren mit RoKi ab von der Hauptstrasse und rein in den Sand. Da wir aber alleine unterwegs sind und wir nicht gross Bock auf schaufeln und Sandbleche verlegen bei über 35 Grad haben, bleiben wir immer in Sichtweite zur Hauptstrasse, welche quer durch die Wüste führt. Nach rund einer Stunde in dem grossen Sandkasten und viele Fotos und Videos von der eindrücklichen Natur später, fliehen wir vor der aufkommenden Hitze zurück in die Berge. In Sirch wollen wir kurz noch ein paar Früchte einkaufen und den Weg nach Rayen erfragen, da werden wir auch schon wieder auf englisch angesprochen. Abbas, ein älterer Familienvater aus Kerman, ist unterwegs zu seinem Gartenhaus in Sirch und lädt uns gleich zum Tee ein. Wir folgen ihm ein paar Meter und stehen dann in seinem grossen, umzäunten Garten, welcher eigentlich mehr ein Ferienhaus mit Umschwung ist. In der grossen Stube wird Tee serviert, die ältere Tochter erscheint auch noch und schon will Abbas uns unbedingt auch noch zum Mittagessen bei sich behalten. Da wir aber noch einige Kilometer vor uns haben, wehren wir uns mit Händen und Füssen dagegen und verabschieden uns nach den obligatorischen Gruppenfotos wieder von Abbas und seiner Familie. Von Sirch aus folgen wir nun der Strecke nach Golbaf und weiter durch die farbigen Berge bis nach Rayen.

Rayen
Eigentlich wollten wir nach dem Kalut-Gebiet weiter nach Bam fahren, um die dortige Lehmstadt zu besichtigen. Bam wurde aber vor rund 10 Jahren von einem schweren Erdbeben mit vielen Toten verwüstet und die Altstadt liegt bis heute noch in Trümmern. Die Wiederaufbauarbeiten sind voll im Gange, aber so schön wie vor dem Erdbeben, so hören wir, sei es da nicht mehr. Deshalb haben wir uns entschieden, Bam wegzulassen und nach Rayen zu fahren. Dort befindet sich eine rund 1000 Jahre alte persische Zitadelle aus Lehm im änhlichen Stil wie in Bam.
In Rayen besuchen wir also die alte Zitadelle oberhalb der Stadt auf einem Hügel. Der Wärter verkauft uns total unmotiviert und schläfrig die Eintrittstickets und wir treten ein in die mächtige Anlage. Da wir die einzigen Besucher sind, ist es fast schon etwas unheimlich. Die ganze Anlage ist komplett aus Lehmziegeln erbaut und alles ist mit einer Lehm-Strohmischung verputzt. Sieht von weitem aus, wie eine riesige Sandburg. Das gleiche Prinzip kennen wir ja bereits aus Abyaneh in der Nähe von Esfahan. Das ganze ist wirklich imposant und lässt einem über die Baukunst der damaligen Zeit staunen.
Unser Nachtlager schlagen wir dann etwas ausserhalb von Rayen in einen Flussbett bei Qaleh Hassan Ali auf. In unserem Reiseführer haben wir etwas von einer Wanderung zu einem Vulkankrater gelesen, welche wir anderntags machen wollen.
Wir machen uns also frühmorgens auf zu dem Krater. Durch die etwas unpräzise Beschreibung im Reiseführer, Tomaten auf den Augen und dem fehlen von Wegweisern gelangen wir erst nach einem kleine Umweg zu einem Berggipfel zu dem besagten Kratersee. Oben angekommen treffen wir auf eine Gruppe Iraner.

Bandar Abbas
Nach der Wanderung wollen wir noch so viele Kilometer wie möglich schaffen um sobald als möglich den persichen Golf zu erreichen. Wir verlassen also allmählich das zentrale, trockene Hochland und kommen langsam in die feuchtheisse Küstenregion. Wir schwitzen was das Zeug hält und müssen nonstop Wasser nachschütten. Immer wieder passieren wir Checkpoints der Armee und der Polizei, welche in der Regel freundlich lächeln und uns durchwinken. Ausser bei einem werden wir rausgepickt und die, mit Kalaschnikov bewaffneten Polizisten, wollen unsere Pässe sehen. Da sie noch nie einen so schönen, farbigen Pass gesehen haben, kommt die halbe Mannschaft aus dem Wachhäuschen und alle wollen erfahren, was da für komische Leute mit einem so exklusiven Auto draussen stehen. Grinsend geben sie uns die Dokumente zurück und wir dürfen weiterfahren.
Wir erreichen kurz vor dem Eindunkeln die Stadt Minab, wo wir etwas ausserhalb in einem Gebiet, welches der afrikanischen Steppe entsprungen sein könnte, hinter ein paar Büschen zusammen mit tausenden von Mücken, versuchen Schlaf zu finden.
Heute wollen wir in die Hafenstadt Bandar Abbas um einigen Punkte unserer ToDo-Liste abzuarbeiten. Wir kontaktieren Arash, welchen wir in Chalus im Norden Irans kennengelernt haben, da er uns damals ja angeboten hat, uns zu helfen.
Leider erwies er sich nicht als allzu grosse Hilfe. Erster Punkt ist wieder mal volltanken. Diesel gibts im Iran nicht an jeder Tankstelle (die Autos laufen alle mit Benzin, nur LKW brauchen Diesel) und wir sahen tags zuvor an allen Dieseltankstellen rund um Bandar riesige Schlangen mit Lastwagen, welche alle Diesel brauchen. Arash kennt sich leider auch nicht so gut aus wie erhofft („i can help you with all your problems…“). Wir folgen ihm und seinem Sohn (aka Rotzlöffel) rund 50km raus aus der Stadt, bis wir endlich (mit dem letzten Tropfen Diesel im Tank) eine Tankstelle finden, welche Diesel im Angebot hat und nicht ausverkauft ist. An der Tanke ist aber wieder die Hölle los, dutzende LKW’s stehen Schlange. Arash kann uns dann doch irgendwie einen Deal einfädeln und von ein paar Jungs bekommen wir 80L Diesel aus irgendwelchen dreckigen Kanistern (zum Glück haben wir eine Feinfilter dabei) zum doppelten Preis. Dafür müssen wir nicht zwei Stunden anstehen. Leider ist aber eine Bride beim Tankstutzen am RoKi etwas undicht und etwa 2L Diesel tröpfeln schön langsam dem Schmutzfänger entlang auf den Sandboden… Hmpf! Sorry Umwelt!
Zurück in der Stadt wollen wir Arash und seinem Sohn zum Dank zum Mittagessen einladen. Leider ist aber Freitag, was quasi unserem Sonntag entspricht und die meisten Restaurants öffnen erst am Abend. Nach einer weiteren Stunde Irrfahrt durch Bandar Abbas finden wir dann doch noch eine kleine Pizzeria und wir können etwas essen und uns herrlich über die nicht vorhandenen Manieren von Arash’s Sohn aufregen.
Danach zeigt und Arash noch den Dowlat-Park direkt am Meer, wieder einer diesen vielen Stadtparks im Iran, wo man sich Abends trifft, badet, Musik hört, Fussball spielt und campiert.
Kaum auf dem Platz sind wir auch schon wieder die Stars, bleiben aber dieses Mal etwas mehr unter uns. Sogar ein kleines Haustier haben wir, eine Ratte knabbert genüsslich weggeworfene Lebensmittel im Gebüsch und beisst auch noch ein Loch in Adi’s Frotteetuch, welches über den Stuhl gehängt wird.
Nach einer weiteren sehr feuchtheissen Nacht fahren wir mit dem Taxi zum Büro der Valfjar-Shipping im Gebäude der IRISL (Islamic Repulic of Iran Shipping Line) etwas ausserhalb der Stadt, um die Tickets für die Fähre nach Sharjah (Vereinigte Arabische Emirate) zu kaufen. Bei einem Tee erfahren wir, dass die Preise leider aufgrund des Zerfalls ihrer Währung gestiegen sind und wir alles in allem (2 Erwachsene, 1 Auto, Bill of Loading, Hafengebühren in Bandar, Steuern etc.) rund 780$ zahlen müssen. Autsch, mit soviel haben wir nicht gerechnet. Aber was bleibt uns anderes übrig, wir stimmen zähneknirschend zu. Leider haben wir nicht so viel Bargeld dabei und müssen zuerst mit dem Taxi nochmals zurück zum RoKi, knacken unsere Dollar-Reserven und wechseln es in einer Wechselstube in Rial um. Wieder zurück mit dem Taxi zum Shipping-Gebäude (4x Taxi fahren = 4x anderer Preis. Von 1.50.- bis 5.- war alles dabei) will der Agent als erstes natürlich unsere Pässe und das Carnet sehen. Leider haben wir nicht ans Carnet gedacht, aber irgendwie klappts dann doch mit den Tickets und wir können in der im Haus untergebrachten Bank das Geld einzahlen. Mit der Info, dass wir am Montag Morgen um 09:00 im Hafen sein sollen (wohl gemerkt, die Fähre fährt erst um 21:00) fahren wir zurück in die Stadt und decken uns auf dem Basar wieder mal mit Lebensmitteln ein.
Nach einer kurzen Diskussion entscheiden wir uns, noch kurz auf die Insel Hormoz zu fahren. Die Fähre ist äusserst günstig und wir denken uns, das wird eine gute Abwechslung. Grosser Fehler. Das Dörfchen auf der Insel ist äusserst heruntergekommen, das alte portugiesische Fort komplett zugemüllt und die Restaurants sind alle zu. Für eine eine grosse Inselrundfahrt ist es zu heiss und wir fahren mit der nächst besten Fähre wieder zurück und gehen zum schlafen wieder zum Dowlat Park. Die dort ansässigen Dauercamper (oder anders ausgedrückt: die Obdachlosen) erkennen uns bereits wieder und kommen auf einen Schwatz vorbei. Nach dem eindunkeln folgen dann noch zwei junge Polizisten, welche gerade Feierabend haben und wir unterhalten uns mit Händen und Füssen und dem Google-Translator auf dem Handy. Die zwei sind määäächtig beeindruckt von unserem Unternehmen und vorallem von der Tatsache, dass wir im Auto schlafen können. Die beiden kriegen sich fast nicht mehr ein.
Den letzten Tag im Iran fahren wir raus zum im Reiseführer beschriebenen Genu Park. Leider gibts da ausser stinkendem Schwefelwasser nicht viel zu sehen. Den Nachmittag verbringen wir dann wieder zusammen mit den „Dauercampern“ im Dowlatpark und relaxen, surfen beim nahe gelegenen Beizli im Netz und skypen mit unseren Liebsten.

Die Überfahrt
Dank der Webseite von zwei Deutschen Reisenden (www.dananna.de) wissen wir ungefähr, wie kompliziert der Ablauf mit der Hafenbehörde in Bandar Abbas ist. Zuerst mal wird bei unserer Ankunft das Carnet und die Fahrgestellnummer geprüft. Weiter gehts zum Zollgebäude wo sie uns von Schalter zu Schalter schicken und irgendwann einen Penalty von 400000 Rial aufbrummen wollen, weil unsere Carnet in Bazargan damals versehentlich für nur 10d abgestempelt wurde, wir aber schon 14d im Iran waren. Unsere Versicherung aber lautet auf 20d. Adi fordert freundlich aber bestimmt, den Chef zu sprechen, da wir nicht bereit sind eine Busse zu zahlen für etwas, wo wir nichts dafür können. Dem Wunsch wird uns entsprochen und noch bevor wir im Büro des Chefs ankommen ist die Sache im Vorzimmer schon wieder ohne etwas zu bezahlen erledigt.
Weiter gehts im „Haus das Verrückte macht“. Stempel hier, Kopie da, Dokument abgeben hier, neuen Stempel wieder da, Hafengebühren hier, zurück für die nächste Kopie und irgendwann behält einer Adi’s Pass zur Bearbeitung ein, was uns natürlich ganz und gar nicht behagt. In einer Halle der Hafenbehörde hat dann noch ein Mitarbeiter Geburtstag und wir dürfen fröhlich von den angebotenen Küchlein mitessen. Irgendwann bekommen wir die Erlaubnis, RoKi an den Verlade-Pier zu fahren.
In der Abfertigungshalle sollen wir nun bis ca. 20:00 Uhr warten (es ist jetzt ca. 13:00 Uhr). Wir kommen durch den Hintereingang rein und schon laufen wir direkt in die Hände des Chef dieser Halle, welcher uns den Weg zum kleinen Restaurant fürs Mittagessen zeigt und uns eindringlich davor warnt, hier ja nicht allen zu vertrauen. Er zeigt sich etwas verstört, als wir im sagen, das einer seiner Kollegen meinen Pass zurückbehalten hat. Nach einiger Intervention unserer- und seinerseits ist dann auch klar warum: irgend ein Zettel hätte zusätzlich noch abgegeben werden müssen. Also mit viel Tamtam nochmals raus zum Auto (da hätten wir eigentlich bis am Abend nicht mehr hin dürfen), Zettel holen, zurück zum Hafenbüro und tataaaaa, der Pass ist wieder in Adi’s Händen.
Nun heissts also Zeit vertreiben mit Schach spielen und der zensierten Version von Wall-E (die zensieren tatsächlich Disney-Kinderfilme!!!) auf dem grossen Fernseher schauen.
Die Abfertigungshalle ist übrigens voll belegt mit arabischstämmigen Iraner, vorwiegend ärmere Leute aus der Region Belutschistan. Anscheinend gehen viele von denen während des Ramadans rüber nach Dubai. Das betteln während dieser Zeit soll da ziemlich lukrativ sein. Wir sehen also sehr viele voll verhüllte, schwarze Dschador tragende Damen und ältere Herren in hellen Beduinen-Pyjamas.
Irgendwann startet das Abfertigungsprozedere mit Gepäck und Passkontrolle. Da die sog. Port-Guards uns mittlerweile eh schon alle kennen und sie wissen, dass wir noch das Auto zu verladen haben, werden wir an allen Schlangen vorbei bis zum Grenzbeamten geführt (aber natürlich Frauen und Männer getrennt), welcher unseren Pass abstempeln soll. Janine ist etwas schneller am Schalter als Adi. Der Beamte will Janine’s Pass beibehalten und ihn ihr in ca. 10 Minuten raus zum Terminal bringen. Neinnein Bürschchen so läuft das nicht. Er winkt Adi dazu und will ihm seinen Ablauf erklären. Nix da… Nicht nochmal. Solange er unsere Pässe hat,  warten wir genau vor seinem Schalter bis er den Sch***-Stempel gemacht hat. Wir verlassen unsere Pässe nicht mehr! Nun folgt wildes fluchen, ein paar Rückfragen bei seinen Kollegen und irgendwann gibt er uns mit der Bemerkung „you are very difficult“ die abgestempelten Pässe zurück. Natürlich haben wir damit die ganze Abfertigung ins Stocken gebracht und einige Araber-Ladies schauen uns nun noch etwas schräger an, aber das nehmen wir in Kauf. Dafür kennen uns nun wirklich alle anwesenden Beamten persönlich.
Nach der Personenkontrolle stehen wir also im Terminal, wo uns inmitten des Chaos aus Dschadorhühnerhaufen und Pyjamas ein gross gewachsener Mann in Uniform auffällt. Das muss der Kapitän des Schiffs sein. Wir steuern ihn direkt an und sagen mal Hallo.
Kapitän Abdulramen ist ein alter Seebär. Er mag die Araber nicht so besonders und hat etwas Mitleid mit uns, das wir mit diesem aufgebrachten Haufen aufs Schiff müssen. Er sagt uns, wir sollen nach dem Essen auf dem Schiff zu ihm auf die Brücke kommen, um gemeinsam einen Kaffee zu trinken.
Der wilde Hühnerhaufen rund um uns herum wird wieder separiert zwischen weissen Pyjamas und schwarzen Dschadors (sprich Mann und Frau) und mit viel lautem Geschrei und einigen „yalla-yallas“ werden die Passagiere aufs Schiff geschickt.
Wir kommen dann wieder mal an allen vorbei und können raus zum Pier, wo RoKi brav auf uns wartet. Nachdem die Anhänger welche alle mit iranischem Marmor beladen sind, auf das Schiff bugsiert sind, dürfen wir auch an Bord fahren.
Danach begeben wir uns auch nach oben in den grossen Raum für die Passagiere. Auch hier wieder Geschlechtertrennung, Männer hinten auf den bequemen Einzelsesseln, Frauen und Kinder vorne auf den unbequemen Bänken. Wir werden vorne hin gesetzt und es strömen immer noch mehr Leute rein. Der Kapitän muss immer wieder eingreifen und den Leute ziemlich deutlich klarmachen, wo sie sitzen müssen, bis endlich alle Platz finden.
Mit 2h Verspätung stechen wir um 23:00 Uhr endlich in See und es gibt Reis mit Hühnchen.
Nach dem Essen wollen wir mal runter zum Bauch des Schiffs um unser Nachtlager einzurichten (der Captain selbst hats vorgeschlagen) um nachher in aller Ruhe auf die Brücke zu gehen. Kaum wollen wir los, steht besagter vor uns und führt uns rauf in die völlig abgedunkelte Brücke, wo er uns dem jungen 1. Offizier und dem jungen Steuermann vorstellt. Wir dürfen uns auf die kleine Bank vor dem Steuerpult setzen und geniessen bei einem Kaffee die Fahrt vorbei an den hell erleuchteten Inseln Hormoz und Qeshm und den vielen vor Anker liegenden Öltankern und Containerschiffen. Die jungen Offiziere erklären das Radar, die Funkanlage, den Schiffsmotor, alle Anzeigen, Messgeräte und die Seekarten. Tolle Sache!
Der Kapitän verabschiedet sich irgendwann und schlägt uns vor, wir sollen doch gleich auf der Brücke schlafen. Adi darf es sich auf dem Kapitäns-Sessel gemütlich machen und Janine darf sich auf der Bank vor dem Steuerpult schlafen legen. Nehmen wir natürlich gerne an! Die Brücke ist nämlich im Gegensatz zum Frachtraum angenehm klimatisiert.
Nachdem sich der Kapitän in seine Kabine zurück gezogen hat, bringt uns der Steuermann völlig unerwartet einen Tequila. Huch! Na denn Prost! Die Besatzungsmitglieder verzichten natürlich auf Alkohol, sie sind schliesslich im Dienst. Aber uns gönnen sie den Schnaps dafür um so mehr 🙂
Der Kapitän taucht im Schlafanzug nochmals auf, checkt den Kurs, gibt letzte Anweisungen für die Nacht und sagt zu Janine, wir seien nun auf internationalen Gewässern und nicht mehr im Iran, sie soll doch bitte endlich ihr Kopftuch ablegen. Juhuuuuuuuu! Freiheit!!!!!!
Wir schlafen wunderbar wie lange nicht mehr und bald nach dem aufwachen tauchen am Horizont die ersten Hochhäuser Dubais auf.
Wir dürfen während der ganzen Zeit, wo wir in den Hafen von Sharjah einfahren, auf der Brücke bleiben und können so dem Wendemanöver und dem anlegen an den Entlade-Pier aus nächster Nähe beiwohnen. Spannend, wie das mit den Kommandos, den Funksprüchen und dem hantieren mit allen Hebeln so vor sich geht. Eine riesen Ehre für uns!

Vereinigte arabische Emirate (V.A.E oder auch U.A.E.)

Sharjah
Das Schiff ist am Pier vertäut, die Ladeluke geöffnet und schon machen sich dutzende indische Gastarbeiter daran, das Schiff zu entladen (sogenannt „löschen“). Das ganze Theater mit den arabischen Passagieren, welche sich überall vordrängeln wollen und sich zum Teil erst wieder beruhigen, als die Crew die am Pier wartenden Polizisten dazu holt, ersparen wir euch.
Irgendwann kommt der Agent der Valfjar-Shipping zu uns und wir dürfen RoKi vom Schiff fahren und hinter einem Gebäude im Schatten parkieren. Fast unverzüglich wird wieder die Fahrgestellnummer kontrolliert und wir geben das Carnet dem Agenten ab.
Wir müssen zurück zum Schiff und warten, bis alles entladen ist und werden irgendwann aufgefordert, zurück zum Auto zu gehen und gemeinsam mit einem Inder welcher es sich auf dem Beifahrersitz gemütlich macht, dem Polizeiwagen bis zum ersten Zollgebäude zu folgen, um unser Visa-on-arrival zu erhalten.
In dem Gebäude sind mittlerweile auch die ersten weiblichen Passagiere mit einem Bus hingebracht worden. Wir werden wieder an der Schlange vorbei gelotst, bekommen unsere Stempel und müssen wieder raus zum RoKi, welcher nun von einem Drogenhund untersucht wird. Der Hund ist entweder alt und fett oder schwanger, aber so gemächlich wie der durch das Auto geht ist es für uns schon fast ein Genuss dem ganzen zuzuschauen 🙂 Härzig.
Wir dürfen noch kurz raus aus dem Zollgebäude zum Gebäude der Hafenbehörde (da werden wir heute noch ein paar Mal rein müssen) um beim Bankomaten Geld abzuheben, um die ganzen Hafengebühren und Steuern zu bezahlen.
Wir fahren zurück zum Container-Büro des Agenten, welcher uns das fertige Carnet und eine kleinen Zettel mit dem genauen Ablauf, welchen wir nun befolgen müssen, aushändigt und die ersten Gebühren einkassiert.
Man ist überall sehr freundlich, lässt uns vor, schickt uns vom Schalter 35 zum Schalter 25 und zurück zum Security-Gebäude, Stempel hier, Gebühren da, zurück zum Schalter 35, dann bietet uns der Mann vom Schalter 37 Wasser und Dattel-Gebäck an, wieder rüber zu den Hafenbehörden, zurück zum Zoll, Carnet zeigen hier, Pass zeigen da und irgendwann sollen wir den letzten Zettel, quasi die Genehmigung zum rausfahren, in einem Container in der Nähe unseres Autos abholen. Da die aber bald Feierabend machen, fährt uns ein quirliger (und entzückend schwuler) Zollbeamter mit seinem Auto gleich selber dort hin und hupt so lange, bis endlich einer raus kommt und uns den Zettel überreicht. Super! Also, nun rein ins Auto, zum Security-Gebäude fahren, Zettel abgeben, ein letztes Mal Fahrgestellnummer kontrollieren und wir sind endlich drin in den vereinigten arabischen Emiraten!

Dubai
Von Sharjah fahren wir rüber nach Dubai, vorbei an unzähligen Hochhäusern und suchen uns erstmals ein Restaurant, um etwas zu essen und im Internet eine günstige Bleibe zu finden. In UAE ist es unverheirateten Paaren nämlich verboten, gemeinsam im Auto zu übernachten… No comment.
Nach etwas rumspielen am Navi, verfahren und im Stau stehen finden wir dann doch noch das YouthHostel „A“ in der Nähe der Metrostation „Stadium“, wo wir erst mal für 2 Nächte einchecken. Nach einer ausgiebigen Dusche (RoKi hat ja keine Klimaanlage und so schwitzen wir beim fahren wieder schön vor uns hin) treffen wir in der Lobby drei Deutsche, welche miteinander plaudern. Michel, ein junger Student am rumreisen, Thomas, ein pensionierter Velofahrer (www.toki-unterwegs.de) und Saleh, ein syrisch-deutscher Geschäftsmann, wollen gemeinsam Essen gehen und wir dürfen sie gleich begleiten. Es wird ein lustiger Abend wir diskutieren angeregt übers Reisen, Religionen, unsere Erfahrungen Unterwegs. Zurück im Hostel fallen wir todmüde ins Bett. Im klimatisierten Zimmer. Gottseidank.
Am Tag zwei in Dubai wollen wir uns ums Indien-Visum kümmern. Nach einigen Recherchen im Internet und ein paar Telefonaten mit der Botschaft und der Visa-Agentur (die Inder haben die ganzen Visa-Angelegenheiten an eine Firma ausgelagert) stellen wir fest, dass das nicht so schnell und einfach von statten gehen wird wie wir uns das vorstellen. Wir überlegen, das Visum eventuell erst im Oman zu beantragen, doch die dortige Botschaft informiert uns am Telefon, dass sie Visa nur im Notfall ausstellen und verweisen uns wieder an die Agentur in Dubai. Irgendwann ist schon wieder Mittagszeit und somit hat das Büro der Agentur auch schon wieder zu, und so verbringen wir den Nachmittag halt im Pool des Hostels.
Am Abend beschliessen wir, doch noch raus in die Stadt zu fahren und gehen mit der Metro zur Dubai Mall, dem grössten Einkaufscenter der Welt. Die Mall steht gleich neben dem Burj Khalifa, dem höchsten Gebäude der Welt (mit dem grössten Springbrunnen der Welt) und ist ausgestattet mit dem grössten Aquarium der Welt, mit der grössten Aquarium-Sichtscheibe der Welt, der gefühlt stärksten Klimaanlage der Welt und einer Eislaufbahn. Willkommen im Grössenwahn des Kapitalismus!
Was für ein krasser Gegensatz zum Iran, wo man noch einzeln zum Bäcker, zum Gemüsehändler und zum Mini-Markt fahren muss, um sich die Lebensmittel für einen Tag zu kaufen. Hier gibt es einfach alles zu kaufen.
Wir schlendern durch die gigantische Mall, lassen uns berieseln und zu süssen Sünden hinreissen und stehen eine Weile mit offenen Mündern vor dem Aquarium.
Tickets für den Unterwassertunnel und den zugehörigen Meeres-Zoo gönnen wir uns. Wenn wir nun ja schon mal da sind…Und kommen dort aus dem staunen nicht mehr heraus. Ein tolles Erlebnis das Ganze.

Neuer Tag, neues Glück. Oder eben auch nicht.
Mit dem Taxi gehts zu einem der vier Büros der indischen Visa-Agentur in Dubai. Wir ziehen ein Zettelchen und kommen nach etwa einer Stunde Wartezeit zum Schalter. Und nun lernen wir die erste grosse Lektion in indischer Bürokratie. Wir müssen dem Typen alle Angaben diktieren (sehr mühsam) und irgendwann fragt er nach unserer Handynummer. Die CH-Nummer und unsere Internationale-Nummer kann er aber nicht in sein heiliges Formular eintragen. Wir müssen also extra eine UAE-SIM-Karte im benachbarten Einkaufscenter kaufen gehen. Unser Puls ist schon auf 180. In der Mall nebenan (hier gibts eigentlich NUR Malls) bekommen wir für 35 Dirham eine PrepaidKarte und wir gehen zurück zur Agentur. An dem Schalter wo wir waren sitzt jetzt natürlich eine andere Dame. Sie füllt die Formulare fertig aus, wir geben ihr die Fotos und alle notwendigen Kopien ab. Jetzt will die Dame doch tatsächlich auch noch unsere Flugtickets nach Mumbai sehen. Natürlich haben wir den Flug noch nicht gebucht, da wir noch nicht genau wissen, wann wir von Oman aus fliegen wollen. Die Dame erklärt uns, ohne Flugticket gibts kein Visum. Adi ist stinkesauer und hätte der Dame am liebsten die ganzen Papiere in den Hals gestopft!!! Also wieder rüber ins Einkaufscenter, Laptop mit dem WLAN verbinden und den günstigsten möglichen Flug ab Muscat buchen. E-Tickets weitermailen und ausdrucken im asiatischen Multifunktionscopyshop. Wieder gehts zurück zur Agentur und wir geben die Tickets ab. Die Dame erklärt uns nun, dass wir die Pässe wieder mitnehmen können. Wir müssen ein paar Tage auf ein SMS auf unserer neue UAE-Nummer warten, wo sie uns Bescheid geben, dass das Visum bereit ist. Dann müssen wir die Pässe vorbeibringen und 3 Tage später schicken sie uns dann die Pässe mit dem Visum ans Youthostel. Mit anderen Worten, eventuell hängen wir nun 10d in Dubai fest. Adi ist nun drauf und dran seine gute Erziehung zu vergessen und würde den ver*** Indern am liebsten ZENSIERT.
Damit haben wir eigentlich nicht gerechnet, wir würden ja lieber im etwas günstigeren Oman warten, aber eben die stellen eigentlich keine Visa an Touristen aus.
Wir überprüfen nun nochmals alle Formulare, lassen die ganzen Fehler noch korrigieren (ja, Switzerland ist nicht gleich Swaziland), bezahlen die Gebühren und verlassen völlig entnervt die Agentur und begeben uns zurück zum Hostel. Dort angekommen müssen wir uns erstmals einen neuen Schlachtplan überlegen. Wir suchen uns nun eine Couchsurfing-Host und wollen erst wieder im Hostel einchecken, wenn sie uns die Pässe dort hin schicken. Wir surfen also noch ein wenig im Internet, schreiben diesen Bericht und kontaktieren unsere Verschiffungsagenten in Mumbai, um alles für RoKi’s Überfahrt zu klären.

Leider hat die Story hier kein happy end. Wir sind etwas entmutigt von den ganzen Papierkram und müssen uns erstmal wieder etwas sammeln. Ok, wir wissen ja, das so eine Reise kein Zuckerschlecken ist, aber in den letzten paar Tagen wars einfach etwas zu viel des ganzen.
Wünscht uns Glück, wir können es gebrauchen!

Grüsse aus der Land der Klimaanlagen
Adi & Janine