Von fürsorglichen Tankwartinnen, unseren triefenden Erfahrungen mit der Wetseason und RoKi’s erstem hardcore Windeneinsatz. Und vom fröhlichsten, neugierigsten Unterwassertier, dem wir je begegnet sind! Und auch noch vom Anglerglück. Endlich! Von vorn:
Red center bis Westküste
Alice Springs wollen wir über den Tanami Track verlassen. Besagter verbindet Northern Territories mit Western Australia, ist eine 1077 Kilometer lange Schotterpiste an deren Weg fast nichts liegt, das Zivilisation nahe kommt. Es gibt unterwegs 2 Tankstellen, eine Goldmine, Temperaturen über 40 Grad und ansonsten nur unzählige, lustig moppelige Termitenhügel. Zum Vergleich: Für europäische Verhältnisse wäre das ca. Luzern-Hamburg. Einfach ohne Städte, Menschen, Wasser und sowas dazwischen. Wir bereiten uns brav vor auf die weite Reise, packen extra Notrationen Futter ein, viel Wasser und Diesel. Denn schlimmstenfalls kann es schon mal 3 Tage dauern, bis ein anderes Fahrzeug vorbei kommt. Wir fahren los, alles läuft rund. Die Dame bei der ersten Tankstelle ist dann auch entsprechend gesprächig, als wir bei ihr ankommen und fragt uns ganz genau aus, ob wir denn auch alles dabei haben, ob jemand Bescheid wisse wo wir sind, papipapo. Stolz können wir der lieben Frau alle Fragen richtig beantworten und sie lässt uns mit dem Versprechen gehen, dass wir sie anrufen, sobald wir „drüben“ sind. Manchmal sind sie etwas mütterlich, wenn es um Sicherheitsfragen geht, die Aussies… Aber uns solls Recht sein.
Umso mehr staunen wir dann aber, als am Morgen der ersten Nacht 3 normale PW’s gefüllt mit Thais neben unserem Camp stehen. Der Älteste von ihnen kommt nervös zu uns und erkundigt sich, ob es denn hier nach Darwin gehe. Nein, tut es leider nicht. Da hat sich der Herr um gute 450 Km getäuscht. Wir tun unser Bestes, damit die Gruppe heil den Rückweg findet und wissen nun auch, warum die Australier sich so sorgsam um ihre Touristen kümmern.
Die Natur – Ein Künstler!
Der Karijini NP im Inland, südlich von Port Hedland, erobert unser Herz mit seinen abenteuerlichen Schluchten, die als Belohnung am Ende allesamt mit erfrischenden Pools aufwarten. Jeden Morgen stehen wir in aller Herrgottsfrühe auf und erkunden auf Wanderungen die farbenfrohen Felswege hinab in den Schatten, zum grünen Wasser. Obendrein sind wir auch die einzigen dort und so geniessen wir drei Tage in der spektakulären Natur und dem Unterhaltungsprogramm, das sie zu bieten hat: Spa in den Pools, Farb- und Formen-Kunstgallerie an den Felswänden, Spurenlesen im Sand und das alles zum Soundtrack der frohlockenden Vögel.
Dass wir fast allein hier sind könnte übrigens daran liegen, dass es sehr heiss und trocken ist und einen die 10 Milliarden Fliegen fast auffressen. 7 Liter Wasser am Tag kombiniert mit der Frühaufstehertaktik und dem Fliegennetz sind da die Lösung.
Die atemberaubende Schönheit dieser Landschaft belohnt uns dafür umso mehr.
Der Sturm und der Fisch in Broome
An der Küste ist es dann feuchter. Es ist nämlich Wetseason in den tropischen Gebieten Westaustraliens. Nur haben wir bis anhin nichts davon mitbekommen, denn es ist immernoch heiss – so 34 grad schon um 6 Uhr morgens – und Regen haben wir fast nie. Die Luftfeuchtigkeit ist dafür umso höher.
In der Nähe von Broome passiert es dann. Wir haben gerade unser Lager nahe eines Mangrovenwäldchens aufgeschlagen und das Feuer fürs Roastbeef knistert bereits, als sich der Himmel rasant verdunkelt. Optimistisch wie wir sind, denken wir noch dass der Wind den ungemütlichen Sturm keinesfalls in unsere Richtung blasen wird. Und werden kurz darauf eines besseren belehrt. Ein Gewitter wie wir es noch nicht erlebt haben, tobt über uns hinweg.
Innerhalb weniger Sekunden ist das Feuer erlischt, wir sind nass bis auf die Knochen und im Eifer des Aufräumtrubels ist auch noch das schöne Fleisch im Sand gelandet. RoKi ist unser sicherer Hafen und so retten wir uns hinein, während der Boden unter den Donnerschlägen vibriert und wir den Rest des Abends mit grossen Augen die mächtigen Blitze bestaunen.
Da hat uns die Wetseason also gezeigt, was sie kann. Zum Glück ist ausser dem Znacht und ein paar Schrammen an der Haut nichts kaputt gegangen.
In Broome ist aber noch etwas anderes tolles endlich passiert. Der erste Fisch hing an der Angel! Ein ruckeln an der Schnur und dann mit Herzklopfen gezogen… Tatsächlich! Heureka! Jetzt haben wir den Dreh raus. Eine aufregende, glitschige Angelegenheit ist das! Vor lauter Juhee geht das Foto leider vergessen 🙁 Für intressierte: Es war ein „blue dotted coral stout“ und es folgen viele weitere, oft halt noch nicht pfannentauglich grosse Fische! Wir können uns im Moment fast nicht entscheiden, ob wir nun angeln, schwimmen oder schnorcheln wollen… Alles so toll hier!
Ein Nissan steckt im Bach
Im Cape Range NP widmen wir uns hauptsächlich dem Schnorcheln. Die Unterwasserwelt am Ningaloo Reef ist weltberühmt und wir verbringen täglich mehrere Stunden inmitten Fischschwärmen, schönen Korallen und buntem Getier. Die Hoffnung, eine Schildkröte, einen Riffhai oder einen Rochen zu sehen, bleibt (noch) unerfüllt.
Wir beschliessen, unser Glück weiter südlich zu versuchen und wollen den Yardie Creek, eine Flussmündung, am anderen Morgen bei Ebbe durchqueren.
Als wir dort ankommen sehen wir, dass es in der Tat eine schlechte Idee ist, es bei Flut zu versuchen.
Die beiden Brüder Andrew und Chris aus Perth haben ihren Nissan Patrol komplett bis auf den Rahmen im weichen Sand versenkt. Verzweifelt versuchen sie den bereits mit Salzwasser gefluteten Wagen mit dem Wagenheber und Sandblechen zu bergen, er steckt jedoch zu tief.
Adi versuchts mit der Seilwinde. Der sind aber die 4 (!) Tonnen des überladenen Wagens plus Sandwiderstand dann doch zuviel – sie streikt. Auch beim Versuch mit dem Abschleppseil regt sich der Patrol keinen einzigen Zentimeter. Der Ranger, der bei dem fünfstündigen Rettungsversuch nur achselzuckend gemeint hat, die Chancen stehen schlecht, ist wohl auch keine Hilfe. Er versucht dann wenigstens einen Traktor zu organisieren.
Da dieser aber ca. 2000 $ kosten soll, warten wir die abendliche Ebbe ab und wir machen uns beherzt nochmals mit der guten alten Schaufel und zusätzlich unseren Sandblechen ans Werk. Mit vollem Körpereinsatz unsererseits, der Hilfe zweier netten Holländer und der letzten Kraft der verzweifelten Brüder, schaffen wir die Karre ans Ufer! Freude herrscht 🙂
Mit dieser guten Tat haben wir übrigens grad noch ein schönes Projekt unterstützt. Die Jungs sind nämlich im Namen des „Blair Bush Project“ unterwegs, dass sie eigens ins Leben gerufen haben um während einer 6monatigen Reise durch Australien Spenden für die Familien von Kriegsveteranen zu sammeln.
Das wäre uns ja eigentlich schon Lohn genug gewesen, aber Andrew bedankt sich anderntags in Coral Bay äusserst grosszügig – mit einer ganzen Kiste Bier. Die Zwei schätzen unseren Einsatz so sehr, dass es fast schon rührend ist und so verbringen wir einen tollen Abend mit australischem Bier und ein paar Backpackern, die sich unsere Story wiederholt anhören dürfen 🙂
Von der Tierwelt
Noch nie zuvor haben wir so viele Tiere beobachten können wie hier in Westaustralien! Bei den Fahrten durch den Busch sind Begegnungen mit grossen und kleinen Eidechsen oder faulen Kängurus keine Seltenheit. Wir müssen sogar aufpassen, dass die im Schatten relaxenden Beuteltiere uns bemerken, bevor RoKi ihnen über den Schwanz rollt!
Dann sind da auch noch unsere liebgewonnenen Vögel. Um nur wenige zu nennen, die allgegenwärtigen Kakadus in klassischem weiss/gelb und schickem schwarz/rot, freche Gallahs in Pink und riesige Falken, deren Schatten sich im Sand abzeichnen und gwundrige Emus. Oder gar mächtige Adler, die wie in Zeitlupe ihre Flügel zum Abheben ausbreiten, wenn wir an ihnen vorbei fahren.
Im François Perron NP ist es dann erneut die Unterwasserwelt, die fasziniert. Vom Ufer aus, vergehen keine 3 Minuten, ohne dass man irgend ein Tier sehen kann. Sei es Rückenflossen von Delfinen oder Riffhais, den Kopf einer Schildkröte oder – und jetzt kommts – sogar Mantarochen! Die dunklen Flecken bewegen sich im türkisblauen Wasser und wenn dieses elegante Tier seine Flügel schwingt, erkennt man seine weisse Unterseite. Fabelhaft!
Eine ganz besondere Begegnung haben wir in Monkey Mia. Am späten Nachmittag erreichen wir die Bucht am Shark Bay, die besonders für ihre Delfine berühmt ist. Wir wollen uns noch kurz im Meer abkühlen und bekommen prompt Besuch! Zwei Bottlenose-Delfine werden neugierig und schwimmen keine Armeslänge entfernt um uns herum! Es scheint fast, als würden sie uns genauso spannend und sympathisch finden, wie wir sie – Wir können unser Glück kaum fassen und filmen, was das Zeug hält. SO TOLL!
19 Tage noch
Es gäbe noch bücherweise Geschichten zu erzählen, doch wir sparen uns noch was auf für Zuhause… Schon sehr bald sind wir nämlich wieder in eurer Runde.
RoKi hat bereits sein Ticket für die Verschiffung. Diesmal wird er in die zuverlässigen Hände des Massimo Bianco gegeben, denn da kann laut den vielen Empfehlungen, die uns zu Ohren kommen, gar nichts falsch laufen. Wir haben unser Heimflugticket für den 21. März.
Langsam neigt sich also unser Reiseabenteuer dem Ende zu. Aber!
Bis dahin wollen wir noch so oft es geht die australischen Eukalyptus-Duft-Explosionen riechen, frische Fische zum Znacht braten, die Füsse in den heissen roten Sand stecken und die freie, unbeschwerte und sommerliche Zeit ins Gemüt einsaugen. Um euch dann Zuhause stundenlang mit den Schwärmereien davon auf den Kecks zu gehen. 🙂
Wir werden aus Perth noch unseren Abschlussbericht senden, damit diese Geschichte ein gebührendes Ende findet.
Euch wünschen wir ganz viel freie Zeit im Terminkalender und dass ihr beim Staubsaugen ab und zu noch die letzten Konfetti findet, die euch ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
(Bei uns im Cockpit verstecken sich auch noch welche :))
Bis ganz bald, ihr Lieben.
Aus Kalbarri, J&A