Malaysia – Indonesien

Malaysia zum zweiten und Bali

Wie Adi fast einen Verschiffungsagenten vermöbelt und wir uns die Hände schrumplig schrubben. Von unserem Wiedersehen mit Mike-„Spike on the bike“ und von der Spannung, die bis zuletzt anhält, ob der Verschiffungskrimi ein gutes Ende nimmt. Und dann natürlich noch vom alles wieder gut machenden Empfang auf Bali. Aber mal von Vorne.

Die Einreise in Malaysia

Nachdem Adi in Koh Lanta der Daumen genäht wurde, machen wir uns auf zur Malayischen Grenze. Der unterste Zipfel Thailands gilt laut EDA als unsicher und so beschliessen wir, die letzte Nacht nicht ganz so weit unten, nämlich in der Nähe von Trang zu verbringen. Anderntags erledigt sich das Grenzprozedere fast wie von alleine. Erstens haben wir Übung und die Thais zweitens und die Malayen drittens auch. Schwupps, wir sind wieder in Malaysia, schon wieder ein bekanntes Fleckchen und erneut rufen wir uns die wenigen erlernten Sprachfetzen in Erinnerung und klauben das übriggebliebene lokale Bargeld aus dem Kasseli.

Angelversuche

Jetzt aber! Wir wollen es nochmal wissen und nehmen uns als erstes in Malaysia einen grossen Stausee vor, um dort endlich einen richtig fetten Fisch zum Znacht zu fangen. Es tummeln sich viele Locals mit Ruten um das ruhige Gewässer – scheinbar erfolgsversprechend hier. Die Abenddämmerung legt sich über die Hügel, die Luft kühlt angenehm ab und im blauen Schimmer des Sees spiegeln sich ein paar wuchtige Wolken. Die eifrigen Damen am Ufer, die schon einen ganzen Plastiksack voll Fische rausgezogen haben, beraten uns fachmännisch und teilen ihren Köder mit uns – ein nach Curry riechender, gelber Teig. Voller Optimismus macht Adi sich ans Werk. Und dann Janine.
Drei Stunden später haben wir, ausser die frechen Fischli mit Teig zu füttern, nichts erreicht. Petri Unheil, quasi. 🙂 (macht ja nichts, wir haben noch ca. 3,5 Monate Zeit)
Die Nacht dürfen wir, da wir sonst nirgends fündig werden, bei einem Feuerwehrdepot verbringen und die netten Männer passen auf uns auf. Hier in Malaysia soll es „not safe to sleep in the car“ sein. Sagen uns die Leute jedenfalls immer wieder.

Klang, Nervenprobe auf höchstem Niveau

Das grosse Ziel ist ja der rote Kontinent. Damit die Australier auch wirklich nichts an uns auszusetzen haben, planen wir eine ganze Woche Zeit zum putzen ein. Im Vorhinein hat Adi schon 3 Offerten für die Verschiffung eingeholt und nach eingem Abwägen, haben wir uns für die Firma ECULine entschieden, die uns zuverlässig und speditiv Timeline und die Kostenzusammenstellung zugestellt hat. Am Sonntag kommen wir in Klang an, der Suburb von KL und finden den idealen Platz für die bevorstehende Putzwoche. Das Hotel Viva liegt in Gehdistanz zum Verschiffungsagent, hat einen günstigen Inder um die Ecke (24h Betrieb und Reisteller für 2.-), den Waschsalon und Supermarkt in der Umgebung, den chinesischen Bauminimarkt als Nachbar und liegt im Kostenbudget. Montags, nach dem ersten Putzanlauf, betreten wir dann das Büro von Eculine. Hoppla! Der Wolkenkratzer mit seinen herausgeputzten Teppichetagen ist so gar anders als das improvisierte indische Zimmerchen in Kolkatta. Etwas geblendet von der professionellen Aufmachung treffen wir erstmals den verantwortlichen Agenten.
Leider stellt sich im Verlauf der Woche heraus, das der zwar die schöneren Lederschuhe als seine Berufskollegen in Kolkatta trägt und sein Englisch englischer rüberkommt, dies jedoch kein Indiz für Professionalität und Engagement sein muss. Während wir, an den zugestellten Zeitplan anknüpfend, das Auto putzen, warten wir vergebens auf neue Informationen betreffend der gebuchten Aussenreingung und des sogenannten Lashings, dem verzurren im Container. Die Firma enttäuscht unsere Erwartungen und wir müssen mehrmals vorbei gehen, auf den blankpolierten Tisch klopfen und unsere Abhängigkeit vom Zeitplan deutlich machen. Wird Roki nicht pünktlich eingeschifft, verpassen wir nämlich höchstwahrscheinlich die Fähre nach Tasmanien. Was erstens Weihnachten ohne Familie und zweitens hohe finanzielle Verluste bedeuten würde. Unseren Frust können wir nicht verbergen und nur beim schrubben etwas ablassen. Aber eben, die Warterei zieht sich hin… Der Agent vergisst ein Formular, das RoKi als „Dangerous Good“ deklarieren soll. Den angesetzte Termin fürs Lashing verpassen wir deshalb. Schon wieder sind wir wegen der Verschifferei ganz arg frustriert. Diesmal denn auch noch ganz überrascht, das es trotz guter Vorbereitung nicht klappt. Hier ist ja nicht Ramadan wie letztes Mal in Dubai. Und nicht Hochwasser wie in Mumbai. Nein, diesmal liegts einzig und allein an der Unerfahrenheit und Vergesslichkeit unseres Partners, das wir hier in festsitzen. Wir verfluchen alle Verschiffungsagenten der Welt und trösten uns beim Inder mit ganz viel süssem Tee!
Nun sind wir schon so lange hier, dass jeder in der Strasse uns morgens wie ein bekannter Nachbar begrüsst und wir die Menükarte an der Ecke auswendig kennen. Schön daran ist, dass beim Putzen immer wieder Besuch vorbei kommt und sogar mal eingeladen werden im Restaurant. Als Belohnung für den Einsatz gönnen wir uns dann ein Wochenende in der City und gehen wiedermal ins Kino, besuchen die extravaganten Petronas Towers, die Batu Caves, wo ein hinduistischer Tempel in eine riesige Höhle eingebettet ist, und spazieren im öffentlich zugänglichen Reh -/ Orchideenpark.
KL ist auf alle Fälle ein Besuch wert.

Wie wir putzen

Ich möchte hier etwas detailierter Beschreiben, welchen Aufwand wir auf uns nehmen, damit wir den lieben Australiern auch wirklich keine biogefährdenden Materialen einschleppen. Erstmal kommt alles raus aus der Kiste. Der Innenraum wird gesaugt und mit Seifenwasser und Bürste geschrubbt. Alle Textilien, inkl. Bettinhalt werden gewaschen und in die sauber gereinigten Kisten verstaut.
Jeder einzelne Schraubenzieher, jede Wäscheklammer, jedes Buch wird auf Verunreinigung untersucht, mit dem neuen (!) Lappen abgewischt und säuberlich verstaut. Jede Naht in den Polsterungen wird ausgesaugt. Der Wassertank 4x gespült. Die Armatur und der Fussbereich werden erst mit Seifenwasser geschrubbt, dann mit Zahnbürste und Wattestäbchen genauestens ausgeknibbelt, bevor alles mit Cockpitpflege auf hochglanz gebracht wird. Die Türen benötigen besondere Aufmerksamkeit, denn jede Dichtung befreien wir von hartnäckigem Schmutz und pflegen sie anschliessend mit Silikonspray. Dabei flicken wir auch das eine oder andere Eckchen mit Sekundenleim, Kitt oder – wenns zwar sauber ist, aber nicht so aussieht – einfach mit schwarzem Lackspray. Dann kommt alles, ausser unser Baligepäck wieder rein an seinen Platz.
Der Motorraum bekommt eine zärtliche, fettlösende Handwäsche mit der Zahnbürste und viel Schaum. Wir geben alles.
Stolz sind wir jetzt, Blasen zeugen von unserem Einsatz, der Rücken erinnert an die geleistete Arbeit. Von unserer Seite her sind nun, das glauben wir bis dahin, alle Vorbereitungen getroffen. Die Rucksäcke liegen gepackt im Hotelzimmer und nun warten wir nur noch auf die Jungs mit dem Hochdruckreiniger, die aussen nun mindestens genauso akribisch pingelig reinigen sollen wie wir innen. Die Aussenreinigung haben wir nämlich über den Agenten gebucht.

Der Aufsteller

Von Spike on the Bike, dem verrückten Briten auf Katie, seinem Velo, haben wir euch ja bereits mehrmals berichtet. Das Schicksal will es, das wir ihn tatsächlich wieder sehen! Unglaublich, aber wahr – wir haben in exakt der gleichen Zeitdauer Asien durchquert. Michael – den wir in Istanbul zuletzt gesehen haben – auf der nördlichen, wir auf der südlichen Route. Bei Dosenbier am Fluss in Kuala Lumpur, erzählen wir uns die strübsten, lustigsten und abenteuerlichsten Erlebnisse und freuen uns wahnsinnig, das unsere Wege sich genau hier nochmal kreuzen. Ein toller Abend mit einem tollen Menschen.

Besser spät als nie

Am Abend vor unserem Abreisetag gipfelt der Verschiffungskrimi in nervenaufreibender Spannung. Den ganzen Tag verbringen wir auf einem Waschplatz mit ein paar begummistiefelten, indischen Carwash-Jungs. Von denjenigen gibt es dort zwar einen Haufen, was es jedoch nicht gibt, ist der versprochene Hochdruckreiniger, sowie heisses Wasser. Als der gute Autowaschprofi nach ca. 20 min. mit seiner Prozedur durch ist, schauen wir uns sein Werk gespannt an. Nein, da muss er nochmals gründlich drüber. Gestikulierend und mit Nachdruck, zeigen wir auf schmutzige Stellen am Chassis und versuchen klar zu machen WIE sauber das hier werden soll. Leider sind die Vorstellungen verschieden und nach der dritten Schlauchdusche legen wir selber Hand an. Mit unverdünnter Chemie und  Bürste bewaffnet, machen wir uns am Unterboden zu schaffen. Dann, schätzungsweise 1000 Liter Wasser später, steht Adi nass bis auf die Unterhose auf dem ölverschmierten, sandigen Waschplatz. So harte Arbeit sind wir beiden verwöhnten Strandspaziergänger uns nicht mehr gewohnt.
Nach dem Trocknen übersprayen wir die unschönen Stellen mit schwarzem Lack.
Der Agent enttäuscht uns abermals und es ist schon dunkel, als der Abschlepptruck auf der Matte steht. Ausserdem regnet es in Strömen. Roki wird auf die schmierige Rampe aufgeladen und es geht los zum Hafen. Würden wir fahren, könnte die Putzerei von vorne beginnen, deshalb der Truck. Dort, nach weiteren Diskussionen (die zuständige Person hat Feierabend, es ist 22.00 Uhr) wird endlich ein leerer Container herbei gebracht. Aus Karton und Holzplatten basteln wir eigens einen „Teppich“ damit den Reifen auf dem Hafengelände kein Dreck anhaftet. Wir verlangen einen Besen, um den Containerboden eigens von eventuellen Unerwünschtheiten zu befreien. Danach, als Adi die Karre in die Stahlbox gezirkelt hat, wischen wir die Reifen zusätzlich alle nochmal ab. Batterie abhängen, letzter Kontrollblick mit der Taschenlampe und…23.00 Uhr: GESCHAFFT! Eine volle Woche später, 16 h vor Abflug nach Bali und ein paar graue Haare mehr.

Traumhaftes Bali / Indonesien

Ganz aufgeregt setzen wir uns in den Air Asia Flieger. Unsere strapazierten Nerven und geplagten Glieder sehnen sich nach der Erholung am Strand und unsere Herzen nach den beiden lieben Edith und Beni. Erstmals nach 7 Monaten ist da am Flughafen tatsächlich jemand, der uns abholt. Wir fallen uns in die Arme und können unser Glück kaum fassen! Adis Eltern haben für alles gesorgt und wir dürfen uns einfach ins Taxi setzen, unsere Geschichten sprudeln lassen und uns ganz dem süssen Wiedersehen hingeben. 4 Tage verbringen wir in Jimbaran in einem entzückenden Resort mit hinreissendem Frühstücksbuffet, traumhaftem Strand und ganz vielen gemütlichen Plauderstunden. Himmel, wie wir das jetzt geniessen!
Ein Ausflug nach Kuta, der touristischen Hochburg auf Bali, zeigt uns die, sagen wir mal belebtere Seite der Insel. Ein überfüllter Strand mit duzenden Surf-Anfängern, Strandverkäufern noch und nöcher und Australiern, die mit ihren Ferienstrohhütchen und einem kühlen Bier auf Plastikstühlen im Sand einsinken. Wir machen fröhlich mit. 🙂
Ab Mittwoch machen wir dann den Rest der Insel unsicher und entdecken zu 4t balinesische Kultur und Natur.

Uns geht es also grossartig! Happy End im Verschiffungskrimi. Hoffen wir nur, dass mit der Ankunft nicht auch noch so viel schief geht… Bitte drückt uns die Daumen!
Wir wünschen euch eine wunderbare Adventszeit, mit lieben Menschen um euch herum, und hoffentlich ganz vielen puderzuckrigen, weissen Flocken, die euch den Winter versüssen.

Cheers, J&A