Tasmanien

Tasmanien

Wie wir vom Mitsubishi Pajero Club of Victoria aufgenommen werden, von den doppelten Festtagen bei Baldocks. Und vorallem von der atemberaubenden, rauen Schönheit Täsys.

Der Plan geht tatsächlich auf! Wir rutschen auf der Warteliste für die Fähre nach Tasmanien nach oben und erreichen die lieben Baldocks 2 Tage vor Heiligabend.

Die Freude ist gross, wir fühlen uns nämlich schon sehr Zuhause bei dieser herrlich humor- und liebevollen Familie. Die Festtage im sonnigwarmen Wetter werden unvergesslich schön, denn sChreschchendli findet uns sogar hier, am anderen Ende der Welt und unsere Gastgeber verstehen es unheimlich gut, uns ein Gefühl der Heimat zu geben – sogar inklusiv Fondue Chinoise.Als Santa dann auch noch mit einer neuen Gartenrutschbahn vorbei kommt, legen wir eine Nachtschicht ein, um ihm zur Hand zu gehen.
Am nächsten Morgen haben Santa’s Rentiere all das Futter, welches die Kinder Abends zuvor eifrig ausgestreut haben, gefressen und er selbst hat Milch und Keckse verputzt. Von all dem haben wir nichts mitbekommen, obwohl wir im Vorgarten gecampt haben. Cleverer Typ dieser Santa. Auf jeden Fall freuen sich die Kids riesig über die neue Rutsche im Garten.
Doppelte Feiertage, doppelte Freude. Doppelter Gaumenschmaus, doppelte Geselligkeit. Wir kuscheln uns eine Weile die wohlige Familienwärme ein, bevor wir uns wieder ins Entdeckeroutfit stürzen.

Tassie, die raue Schönheit

Wir wählen die Route im Gegenuhrzeigersinn einmal um die Insel. Entlang der Westküste nach Süden, quer via Hobart an die Ostküste, zur berühmten Wineglassbay und nach Norden via Bay of Fires zurück zur Basis Baldock.
Wir halten bei charmanten Städtchen, essen frische Fish’n’Chips, strecken die Nase in die Luft an Windsurfstränden und erkunden zu Fuss diverse Nationalparks.Eine unglaublich schöne, wilde und temperamentvolle Landschaft empfängt uns. Bei einer Wanderung durch die einsamen Dünen verzaubern uns die unvergleichlichen Farben der Flechten auf den Felsen. Anderntags ist es der grüne, dichte Busch mit seinem Moosüberwucherten, modrig kühlen Chaos aus Farn und uns fremden Hölzern. Und immer wieder der Blick auf das ungestüme Meer in seinem dunklen Blau mit den schneeweiss gekrönten, riesigen Wellen.
Tasmanien, von jedermann liebevoll Tassie („Täsy“) genannt, ist der zweitkleinste Staat Australiens und entspricht mit seiner Grösse in etwa der Schweiz. Seine Einwohnerzahl, mit 500’000 sympathisch überschaubar, wird insbesondere an den einsamen Strassen und Stränden deutlich. Ein weiterer Sympathiepunkt bekommt die Insel von uns für seine Grosszügigkeit in Sachen Camping. Ein Feuer? – sehr gern hier bitte! Schwemmholz vom Strand verwenden erwünscht. Eine Fahrt über den Strand? Klar, warum nicht! Fischen? Lizenzfrei im Meer immer! Camping Gratis? Willkommen an den schönsten Plätzchen! – Ach, hier ist übrigens die Toilette. Wir empfehlen jedem Camper der Welt, mal hier in Täsy vorbei zu schauen. Einfach herrlich!
Deshalb treffen wir auch Gleichgesinnte, nämlich den Mitsubishi Pajero Club of Victoria, dessen offroadbegeisterte Mitglieder uns sogleich in ihren Konvoi aufnehmen. Es folgt unerwartet ein Tag auf den Tracks in der Arthur Pieman Conservation Area. (Ja, hier ist irritierenderweise „Recreational Driving“ in den Nationalparks erlaubt). Der Tag klingt am Lagerfeuer aus, wo die technischen und landschaftlichen Highlights des Tages nochmal verherrlichend ausgelegt werden, wie es sich gehört. Danke, Pajeroclub!

Auf ins 2015

Den Jahreswechsel verbringen wir in Corinna, mitten im Nirgendwo, wo weder Handyempfang, noch TV verfügbar ist, und geniessen die friedliche Stimmung der letzten Sonnenstrahlen im 2014 auf einer rustikalen Holzveranda. Der schottische Barbesitzer serviert stilecht Whisky aufs Haus im Kilt und die Gesellschaft von einigen interessanten Australiern tun den Rest dazu, dass wir uns am richtigen Ort fühlen. Das alte Jahr wird gebührend verabschiedet. Was hat es hat uns unvergleichliche Erlebnisse gebracht, was hat es uns hingerissen, und was hat es uns alles gelehrt!
2014 ist passé und die Wucht der vielen Erlebnisse darin bringt uns selber zum staunen. Um Mitternacht hüpfen wir beschwingt ins 2015 und danach direkt ins Bett. Was für ein Jahr!
Umgehend bringt uns das neue Jahr, wahrscheinlich um dem alten Konkurrenz zu machen, ein weiteres Highlight: eine tolle Offroadfahrt zum höchsten Wasserfall Tasmaniens, dem Montezuma Falls. 4h für 28km, über Stock & Stein, durch Bergbäche und Schlammpfützen, zeugen von einer anspruchsvollen Strecke für unseren Freund. Er meistert die technisch teils schwierigen Passagen ohne zu murren. Danke RoKi!

Als wir am nächsten Tag via Strahan über den Strand zum „Hells Gate“ fahren, wird es uns etwas zu gruselig und wir verziehen uns von der Küstenregion wieder ins bergige Innland, wo wir zufällig einem Paar aus Hobart begegnen. Mit den sypathischen Zwei harmoniert die Wellenlänge derart gut, dass nach dem gemeinsamen Nachtessen sogleich eine Einladung zu ihnen in die Hauptstadt erfolgt. Als einer von den vielen weiteren, sich täglich überbietenden Eindrücken, sei hier noch der Mt. Field Nationalpark erwähnt. Schon allein die Ankunft dort, als der sonnigwarme Eucalyptusduft uns in die Nase steigt, ist berauschend. Die Ranger bieten sich als Führer für kostenlose Tierbeobachtungen in der Abenddämmerung an und so lernen wir sogar noch so einiges über die ältesten Bewohner dieser Insel. Wir beschliessen, uns hier ein paar Tage die Gegend anzuschauen. Eine Beschreibung der Szenerie würde derjenigen in keinster Weise gerecht werden, daher schaut euch doch die Fotos davon an.

Hobart

Nach der spannenden alpine Szenerie fahren wir über kurvige Strassen und über Schotterweg-Abkürzungen in das beschauliche Städtchen Hobart. Wir besuchen den sonntäglichen Bauermarkt (und treffen dort prompt auf ein junges CH-Päärchen welches selbstgebackenen Zopf verkauft), schlendern durch die Viertel Salamanca und Battery Point und begeben uns danach ins etwas ausserhalb gelegene MONA, das „Museum for old and new art“. Es wurde von einem verrückten Typen gebaut, welcher all sein Geld beim gambeln gewann. Und genau so verrückt wie der Besitzer, so kurios sind die Ausstellungsstücke. Die Maschine, die den menschlichen Verdauungstrakt nachbildet und somit auch furzt & sch*** regt unsere Diskussion über Sinn und Unsinn von Kust insbesonders an. Mehr Details verrät Google.
Abends folgen wir dann der Einladung unserer neuen Bekannten aus Hobart. Wir geniessen die amüsante, gesprächige und herrlich entspannte Zeit mit den sportlichen, jungen Leuten und dürfen sogar im Gästezimmer übernachten. Danke euch beiden, wir sehen euch in der Schweiz!
Nach soviel Stadtluft zieht es uns wieder zurück in die Natur, diesmal an die Ostküste, wo wir den südlichsten Punkt unserer gesamten Reise, die „Devils Kitchen“ auf der Tasman-Peninsula anfahren und uns weiter nördlich ab der grandiosen Natur im Freycinet-Nationalpark ergötzen. Wandern auf den Mount Amos, baden im kristallklaren Wasser der Wineglass-Bay & kostenlose Campingplätze in der Umgebung sorgen für eine tolle Zeit.
Die letzte Station der Westküste heisst dann „Sloop Reef“ an der magischen Bay of Fires. Hier versuchen wirs nochmals mit der Fischerei. Leider helfen uns auch die Tipps anderer Camper nicht, wir warten weiterhin auf den ersten fetten Fang. Wird langsam aber sicher zum Running-gag, unsere kläglichen Versuche.
Mit der fröhlichen Camperschar auf dem kostenlosen Spot kommen wir am Lagerfeuer bei einem Glas Rotwein auch noch der neuen Bezeichnung für RoKi auf die Spur: Zum ersten mal nach knapp 9 Monaten und 30’000km kommt jemand auf die Idee, unseren treuen Freund als Schweizer Taschenmesser zu bezeichnen. Er sei doch rot, habe ein schweizer Kreuz drauf, sei aufklappbar und äusserst Vielseitig verwendbar. Danke Becca & Fredy für den Hinweis. Dass wir da nicht selbst drauf gekommen sind!

Bevor wir nun wieder mit der Fähre nach Melbourne fahren, gehts nochmal zur Baldock-Familiy. Die grossen Kids verbringen einen Tag im Tierpark mit uns und am allerletzten Tag fahren wir mit dem Boot der Familie noch nach Port Sorell und lassen uns über die Wellen ziehen. Was für ein grandioser Abschluss! Liebe Baldocks, ihr seid grossartig und wir sind euch dankbar für jede Sekunde eurer Wärme, eurer Gelassenheit und eurer Freundschaft. Ohne euer Lachen und die Kinderschar wird uns die Weiterreise schwer fallen. Wir hoffen, euch so bald wir möglich bei uns zu haben! Um hier nicht weiter melancholisch zu werden, fasse ich kurz zusammen:
Täsy ist die herzförmige Insel, die ihrer Form alle Ehre macht.

Euch lieben Zuhause wünschen wir, dass euch die Vorfasnacht viel Freude bringt, Hals und Beinbruch auf der Skipiste und dazu eine zünftige Portion echten schweizer Winter. Unsererseits gehts nun an den Endspurt der letzten 2 Monate.
Nächstes Mal berichten wir euch vom Outback!
J&A