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VAE (Voll abgefahrene Emirate)

UAE oder VAE (Teil 2)

Kulturschock Dubai
Man gewöhnt sich ja bekanntlich an Alles. An wohlriechende Toiletten, Supermärkte mit fetten Rabatten, an hellblau schimmernde Swimmingpools… Und auch an eine Villa mit Garten kann man sich sehr gut gewöhnen.
Das geht sogar erstaunlich schnell 🙂
Wir haben den Kulturschock nun etwas überwunden und ergeben uns dem Lebensstil der Emiratis. Also, erstmal nicht ganz…Wir machen da so eine Mischkalkulation: Zwar gönnen wir uns den Luxus eines Zimmers in der Jugi, sparen aber beim Essen und es gibt statt Restaurant Picknick im Zimmer, was der indische Discountsupermarkt so anbietet. Vorteil, neben der Aircondition, die uns vor der 35grad-Nacht verschont, ist, dass in so einem Badezimmer tiptop Wäsche gewaschen werden kann. Und getrocknet, versteht sich. Die Emiratis habens nicht gern, wenn man ihnen die Unterhosen draussen an der Wäscheleine zeigt, haben wir gelesen. Ist ja eigentlich auch total unanständig, oder nicht? 😉

Die Zeit in der Jugi, die ganz zentral an einer hochmodernen Metrostation liegt, verbringen wir am liebsten mit anderen Reisenden. Es gibt vorallem deutsche Backpacker auf der Heimreise, aber auch exotischeres, wie eine Kanadierin, die Jordanien besuchte oder auch jede Menge Geschäftsmänner. Die Jugi steht einem normalen Hotel nämlich in nichts nach.
Mit einem sympatischen deutschen Schulabgänger, machen wir uns auf zum Gold-Souk. Der berühmte Bazar platzt förmlich aus allen Nähten vor lauter Gold und das obwohl Freitag ist und darum noch nicht mal alle Geschäfte offen sind. Wir lassen uns vom Glanz verzaubern, von den Verkäufern belästigen, trinken frischen Fruchtsaft, probieren Nüsse und riechen an spannenden Gewürzen… Und fühlen und schon fast wieder wie im Iran, wo weit und breit kein Supermarkt zu finden war. Auch die alte Bootli-Nussschale, die uns über den Creek schippert, erinnert uns an die einfache Lebensart auf der anderen Seite des persischen Golfs (kostet ca. 25 Rp. p.P.).
Wir geniessen eine Wasserpfeife am Ufer (einen Tag später darf man das übrigens nicht mehr… Da fängt nämlich der Ramadan an und essen, trinken und rauchen in der Öffentlichkeit sind verboten) und plaudern mit Jonas über seine Zeit in Bolivien. Er hat da 2 Monate Dank seinen Jonglierkünsten mit den Artisten der Strasse gelebt und bannt uns mit seinen spannenden und ergreifenden Geschichten.
Ein ander Mal treffen wir uns mit einem Philippino namens Mark, der hier in Dubai als Buchhalter arbeitet und seine Couchsurfer-Stories zum Besten gibt. Mit ihm schauen wir uns dann auch die Wasserspiele beim riesigen Springbrunnen vom Burj Kalifa an.
Da haben die Emirati sich ja wieder mal selbst übertroffen. Gigantisch, was da mit ein paar extrastarken Wasserpumpen, Musik und Licht geschaffen wird. Ein riesen Spektakel.

Camping
Drei Tage im Luxus von WiFi, kühlem Bett und Dusche sind uns dann genug und wir wollen wieder die Abenteuer der Wildnis entdecken! Also rauf in die Berge Richtung Osten. Der starke Wind dort erleichtert uns die Temperaturen, dafür lässt er uns in der Nacht kein Auge zutun. Ein anderer Versuch, die schönen Küsten des omanischen Golf’s zu entdecken scheitert in einem komplizierten Grenzbüro-Marathon. Die Küste ist dann auch nicht so sehr attraktiv, ausser dass es da viele tolle Krebse gibt, die lustig am Strand entlangkrabbeln.
Aber: Wir sind beim RoKi, campen direkt am omanischen Golf und gewöhnen uns ans tropische Klima. Drei Tage lang tuckern wir also mehr oder weniger fröhlich herum und testen intensiv die Saugfähigkeit von RoKis Sitzen. Bei 40grad in einem Park von Fujaira, ist unsere Schmerzgrenze dann aber erreicht und wir lassen uns zum Angebot vom modernen Ibis Hotel (35 Dollar inkl. Frühstück) mit Pool hinreissen. Und so sind wir wieder im Zivilisationshimmel. Und geniessen es diesmal doppelt. Nur dass es halt etwas langweilig ist. Wie sollen wir denn so dieses Land kennenlernen? Die Emiratis (sowieso nur 20% von all den Menschen hier, der Rest sind Gastarbeiter) sind schwer zu finden…Wir reden mehr mit pakistanischen oder indischen Angestellten. Wir wollen zurück nach Dubai und Leute kennenlernen. Couchsurfing ist also unsere Chance.

Couchsurfing
Da hat da Schicksal uns mal wieder was tolles bereit gehalten! Den Markus…
Der topfitte Ex-Münchner, der ein wahnsinnig spannendes Leben mit seiner Familie auf dem ganzen Erdball führt, ist seit 6 Jahren in Dubai. Da er gerade eben so eine Art wie pensioniert wurde, hat er mehr Zeit fürs Kitesurfen, Gleitschirmfliegen und andere verrückte Sachen und nebenbei lädt er gerne Couchsurfing-Gäste zu sich ein. Nämlich uns!
Die Villa in der Green Community ist mit wundervollen Möbeln aus aller Welt eingerichtet, die im Laufe der Zeit aus allen Ländern, in denen die Familie gelebt hat, zusammen kamen. Und Asha, die Hausmaid gibts auch noch, by the way. Das Haus verfügt über eine TOP Küche mit Gasherd und allen Schikanen, die man sich wünschen kann. Die nimmt Janine dann mal in Beschlag. Wir haben Markus als Dank für seine Einladung nämlich versprochen, dass wir ein schweizer Abendessen kochen. Älplermagrone ond säubergmachts Öpfumues. Die munden dem Markus und der Hanne (eine weitere Couchsurferin und Freundin der Familie) dann zum Glück auch und wir verbringen einen herrlichen Abend mit vielen Geschichten, Gelächter und ein paar Bier (hui, und das im Ramadan!) miteinander. Wahrenddessen verliert die gute CH-Nati den Achtelfinal gegen Argentinien, was unserer Stimmung aber ziemlich gar nichts anhaben kann. 🙂
Andern Tags verabschieden wir uns mal provisorisch. Markus meint, wir dürfen zurückkommen, wenn sich keine andere Couchsurfer-Möglichkeit ergibt.

Als ob das nicht schon genug wäre, kommts dann noch dicker.

RoKi’s Starterbatterie muss ersetzt werden. Sie ist nun wirklich zu alt und läuft ständig am Limit. Darum ab zum nächsten Händler. Der Highway ist etwas verstopft und so haben die anderen Verkehrsteilnehmer Zeit, uns und das exotische Fahrzeug zu mustern. (Man muss dazu noch sagen, dass hier 80% der Autos weiss sind, aus Japan kommen und alle Scheiben getönt sind. Ja, alle. Manchmal inklusive der Frontscheibe. Da sieht Roki komplett anders aus.)
Wir werden angehupt. „What are you guys doing here?!“ Aus dem Landcruiser V8 (weiss natürlich) auf der linken Spur grinst uns ein sympatischer Typ an. „Traveling…“  geben wir etwas verwirrt zurück „Well, do you want to stay in my house for a week?“ Uns bleiben die Münder offen stehen. Wir folgen ihm einfach mal in die nächste Villenzone, in die Arabian Ranches.

Bei den Schweizern
Tatsächlich sind wir nun bei den Steven und Denise Zuhause und werden behandelt, als wären wir schon lange Freunde der Familie. Die beiden Schweizer sind seit 15 Jahren hier und auch sie beeindrucken uns schwer mit all dem, was sie so erleben und auf die Beine stellen. Neben seinem Job als Pilot, hat Steven mit seiner Familie noch diverse weitere Geschäfte aufgezogen, unter anderem lustige Kamel-Souvenirs herstellen und einen Heimwerker-Service.
Einmal durchs Haus geführt, den Schlüssel in die Hand gedrückt, und schon werden wir angewiesen, uns wie Zuhause zu fühlen. Fällt uns auch nicht schwer, denn in dem Haus wo die Türen für alle offen zu sein scheinen, geht ein heiteres Treiben vor sich… Da werden Spaghetti gekocht, während Handwerkertermine koordiniert werden. Mitarbeiter eingearbeitet, während die Töchter Schoggifondue schlemmen. Familiengeschichten erzählt während ein paar E-mails beantwortet werden. Unglaublich, welche positiv-chaotische Energie da drin steckt in diesem Haus.
Die Familie mit den zwei Teenie-Töchtern verreist in die Schweiz und lässt uns ihre Villa zur freien Verfügung (da gibts sogar einen Pool und das wohl bequemste Bett auf der ganzen Welt)
Weiter brauchen wir auch gar nichts zu wissen, denn die Housemaid bleibt ja da.
Jackpot! Superjackpot!
Hier sei noch angemerkt: Steven kann immer gute Handwerker gebrauchen. Das Geschäft läuft wie verrückt und wer mal ein paar Monate in Dubai verbringen und so seinem CV etwas Würze verleihen will, Steven ist euer Mann! www.thetoolbox-ae.com

Am Donnerstag 3. Juli, also genau eine Woche nach dem Besuch der indischen Visa-Agentur, haben wir unsere Pässe mit den indischen Multi-Entry-Visa drin zurück! Nun kümmern wir uns auch noch online um die Verschiffungsgeschichte. Leider können wir nicht wie geplant vom Oman aus verschiffen, sondern müssen RoKi bereits in Dubai in einen Container verfrachten. Kommenden Sonntag wollen wir unser Heim auf vier Rädern in die Hände der Verschiffungsagentur geben und unsereins mit dem Bus nach Oman fahren. Da werden wir dann als Backpacker die Wadis unsicher machen. Von Muscat aus gehts dann am 10. Juli mit dem Flieger nach Mumbai.

Weil das ja ein bisschen was zu organisieren gibt, sind wir in nächster Zeit ganz oft online.
Falls also jemand mal skypen möchte. 🙂

Grüsse aus dem Luxusparadies

J&A

Über Kopftuch und Privilegien

Da ich das wunderbare Privileg habe, meine Meinung offen, ohne Angst vor Konsequenzen und so laut ich will kundzutun, werde ich das hier nun mal machen.
Im Vorfeld habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich mit dem Kopftuch klarkommen werde. Man muss nämlich, das sagt das iranische Gesetz, die Haare und den Körper, sprich Arme und Beine in der Öffentlichkeit bedeckt halten. Positiv- wie ich meistens bin- habe ich mir gedacht: „Kein Problem! Kopfbedeckung muss eh sein bei dem Wetter und die Kleidung- Naja, dann brauch ich wenigstens keine Sonnencreme einschmieren zu müssen.“ Ausserdem zeige ich den Iranern so meinen Respekt, gegenüber ihrer Religion. Gut so.
Aber es steckt ja viel mehr dahinter, hinter dieser Bedeckungsgeschichte. Es hat mich die ganzen 16 Tage, die wir im Iran verbracht haben, beschäftigt. Und oft wars bei Frauengesprächen, das Thema Nummer 1.
Erstens mal, konnte ich mich bis zum Schluss nicht daran gewöhnen, dass da was stört. Ständig rutscht es rum, behindert die Sicht, gibt warm und flattert. Ich habe diverse kreative Techniken ausprobiert, um es mir so angenehm wie möglich zu gestalten. Die einzige, wirklich bequeme Art, ist der afrikanisch-anmutende Turban. So fühlt man sich um den Hals rum wenigstens nicht ständig als würde man bald stranguliert. Da ich aber einige Blicke geerntet habe, die ungefähr bei „empört“ eingeordnet werden könnten, habe ich mir diesen Look nur für während der Fahrt im Auto aufgehoben. Auch die Iranerinnen haben oft ihre liebe Müh, wenn Kinder, Wind oder Bewegung, ihr Tuch zerzaust. Ich habe sie alle beobachtet, und auch sie sind ständig damit beschäftigt ,an sich herumzuzupfen. Also keine Frage der Gewohnheit, behaupte ich jetzt mal.
Da der gute Roki ja unser Zuhause ist, aber dieses Zuhause meist in der Öffentlichkeit steht, waren die einzigen Gelegenheiten, mal bequem herumzulaufen folgende:
– zu Besuch bei liberalen Iranern
– beim Schlafen
– in der Wildnis, wenn niemand anders da ist (Achtung, Hirten kommen immer mal wieder vorbei)
Ausserdem habe ich mir immer wieder Sorgen gemacht, ob ich nun auch ausreichend bedeckt bin. Denn es gibt sehr grosse Unterschiede, wie die Bedeckungsvorschriften ausgelegt werden.
In den kleinen Dörfern, wo Frauen auf der Strasse selten entdeckt, dafür öfters hinter einem Vorhang hervorlugend, erspäht werden können, da herrschen die Dschadors vor.
Im ganzen Dorf bin ich also die einzige Frau ohne glänzend schwarzen Umhang über alles drüber, sondern mit türkisblauem, locker übergeworfenem Tuch, Reisehose und Oberteil im Sackdesign, Grösse XXL. Komme mir vor wie ein Papagei unter Rabenvögeln.
Diese Frauen sind so darauf bedacht, dass von ihnen ja nicht zuviel zum Vorschein kommt, dass sie das Tuch sogar mit den Zähnen festhalten, wenn sie mal beide Hände voll haben. Wenn sie auf der Strasse sind, habe ich den Eindruck, dass sie sich unwohl fühlen. Sie schlingen ihre Hände ein in ihr Tuch, gehen mit gesenktem Blick. Wenn ich sie anlächle, kommt ein scheuer, freundlicher Ausdruck zurück.

Ganz anders zum Beispiel in Teheran.
Die jungen, starken und spürbar selbstbewussten Frauen, hüllen sich meist in bunte Farben. Herrlich anzusehen, wie sie ihren Schal zuhinterst auf dem Hinterkopf balancieren, wie sie unter dem „bis zur halben Oberschenkellänge“ reichenden Mantel, knallbunte, enge Hosen und Stöckelschuhe tragen. Die Oberteile reichen bis zum Ellbogen, sind körperbetont geschnitten. Die Frauen sind wunderhübsch anzusehen und stolzieren in den Strassen zur Uni, zum Einkauf, zur Verabredung.
Ich habe bei den Gesprächen oft den Frust der Damen gespürt. Eine davon hat sogar gemeint, sie bete jede Nacht dafür, dass sich dieses Gesetz bald ändern würde. Es sei „altmodisch“, die von den Arabern, zum Schutz vor sexuellen Übergriffen verhängte Verhüllungspflicht weiterzuführen. „Nicht mehr nötig heutzutage.“ „Eine reine Schikane.“ „Ein Symbol der Unterdrückung.“ „Scheissding.“
Dazu ein Beispiel: Am Imam-Square in Esfahan, sind wir mit einer grossen Gruppe unterwegs. Wir spazieren lachend und ausgelassen, als eine der Cousinen sich zu den hinteren umdreht: „Psst!“ zischt sie und zieht sich das Kopftuch tiefer nach vorn ins Gesicht. Alle Ladies tun es ihr nach. Auch ich. Wenige Meter später, ist die Stimmung wie vorher, nur ich bin etwas verwirrt. „Ach, da sei ein Polizist gewesen..“  meinen sie.
Ich finde es krass.
Vorallem an der Türschwelle fällt es so extrem auf. Kaum drin, sind sie alle Frei. Shorts bei den Männern, Tshirts und wallende Haarpracht bei den Frauen. Aber gehts an die Tür, so sieht man genau die Grenze, die dort so klar zwischen Privat und Öffentlich einschneidet.

Es ist wirklich was ganzganz tolles, meine Damen und Herren, wenn man sich anziehen darf, wie man will. Wo man will. Und sei es auch noch so wenig. Oder von mir aus auch viel.
Dass man, ausser ein paar missbilligenden Blicken anderer Ladies, nichts zu befürchten braucht, wenn man den Dresscode nicht ganz getroffen hat.
Ich bewundere die Frauen, die ich getroffen habe sehr. Meine, freiheitsverwöhnte und emanzipierte Wenigkeit, hat sich oft fürchterlich unfair behandelt gefühlt. Aber diese Frauen ertragen die Regeln mit einer Würde und einer Geduld, die ich nie aufbringen könnte. Respekt.
Ich wünsche ihnen von Herzen, dass sie bald die Freiheit bekommen, sich ganz nach ihrem Geschmack kleiden zu können. Ob mit oder ohne Schleier. Ob traditionsbewusst oder modern.
Und ich wünsche ihnen eine Menge Mut, dass sie sich für diese Freiheit stark machen.

Janine

Kopftuch am Steuer

Kopftuch am Steuer

Iran & Vereinigte arabische Emirate

Iran (Teil 2) & VAE

Yazd
Nach unserer Nacht in der Nähe von dem zarathustrier Pilgerdörfchen ChakChak wollen wir am anderen Tag den dortigen Feuertempel besuchen. Zu unserem Pech sind aber genau jetzt deren heiligsten Tage vom Jahr und der Zutritt für Fremde ist untersagt. Ein Soldat auf dem Parkplatz erklärt uns, dass wir aber von unten gerne Fotos machen dürfen.
Über eine staubige Piste fahren wir also weiter in die Wüstenstadt Yazd. Wir besuchen gleich als erstes das örtliche Wassermuseum, wo sie Exponate und Bilder über ihre alten Qanat-Anlagen zeigen. Interessant, aber nach rund 40min sind wir auch schon wieder draussen. Auf der Suche nach einem Internetcafé gelangen wir zum Silkroad Hotel. Wir stellen fest, das ist DER „place to be“ in Yazd. Wir treffen das erste mal im Iran eine grössere Ansammlung von anderen Travelern. Nach einem Kamel-Gulasch im Innenhof des Hotels und dem hochladen unseres letzten Berichts lernen wir Michi aus Sursee, Fabio und Jara aus Bern, crazy Max aus Lettland (nächstes Reiseziel Kabul/Afghanistan), Remigius aus Polen, die Motorradfahrenden Kerstin, Konstantin und Ralf (www.2malweg.eu) aus Deutschland, ein paar Belgier, Franzosen, zwei Japaner (einen davon haben wir in Trabzon im iranischen Konsulat getroffen), eine jungen Shanghaierin, zwei Motorradfahrende Türken und ein älteres Grüppchen aus Australien kennen. Die eine Dame der Gruppe gibt uns alsgleich ihre Adresse in Perth, wir sollen sie doch irgendwann mal besuchen. Werden wir gerne!
Wir beschliessen, bei rund 40 Grad im Schatten am späteren Nachmittag noch einen kleinen Spaziergang zu machen und besuchen die alten Wasserspeicher mit den imposanten Windtürmen. Prompt landen wir in einer italienischen Rentner-Reisegruppe und folgen denen „unauffällig“ hinab zur Wasserentnahmestelle.
Wir gehen zurück zum Hotel, wollen noch was trinken und dann raus in die Wüste zum Übernachten. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Diverse andere Traveler wollen noch unser Auto inspizieren. So unterhalten wir uns bei lauwarmen Wasser und diversen Süssigkeiten auf dem Parkplatz noch bis spät in die Nach hinein mit den deutschen Motorradfahrern, dem Duo aus Polen&Lettland und den Ostasiaten und irgendwann ist’s dann wirklich zu spät um noch in die Wüste raus zu fahren. So übernachten wir gleich auf dem Parkplatz vor dem Hotel, wie es dem vernehmen nach schon so viele andere vor uns gemacht haben.
Unser zweiter Tag in Yazd soll ein etwas aktiverer werden. Also erstmal wieder Essen einkaufen, Janine kauft sich noch ein Kleidchen (Ein irantaugliches Kleidungsstück ist leider nicht genug) und Adi geht für 2.- wieder mal bei einem Barber den Bart stutzen. Den heissen Nachmittag verbringen wir dann wieder im Innenhof des Silkroad-Hotels, wo wir mit Ralf, Michi, crazy Max und Remigius die Zeit mit alkoholfreiem Bier und austauschen von Reiseerlebnissen verbringen. Da Janine in Yazd Kamelreiten will, sucht sie eifrig noch zwei Personen, welche mit uns dem vom Hotel organisierten Ausflug besuchen, um die Kosten zu teilen. Leider wehren alle ab, bis sich dann die ultra-spontanen, Neuankömmlinge Angela und Wolfram aus Augsburg sofort entscheiden, mit uns mit zu kommen.
Gemeinsam mit Amir und den beiden Deutschen fahren wir raus aus der Stadt bis zu den Schweigetürmen der Zoroastrier, wo Amir uns etwas über deren Religion und deren Bräuche erzählt. Weiter gehts raus in die Wüste, wo schon zwei Kamele, deren Führer und dessen kleiner Sohn auf uns warten. Paarweise steigen wir auf und wir reiten auf dem Rücken der Trampeltiere eine Viertelstunde raus in die Wüste, wo Amir schon mit einer frischen Wassermelone auf uns wartet. Er erklärt uns einige Dinge über die Kamele, zeigt uns alte Qanat-Zugänge und nach dem Sonnenuntergang reiten wir in der Wüstenromantik zurück. Im Silkroad wird gerade das WM-Spiel von Deutschland gegen Portugal gezeigt. Wir gesellen uns nochmals dazu trinken noch was und setzen nun doch noch den Plan von gestern in die Tat um, raus in die Wüste zu fahren um zum übernachten. Ganz in der Nähe wo wir mit den Kamelen waren, finden wir auch in der Dunkelheit noch ein Plätzchen hinter einem Erdhaufen und probieren in der grossen Hitze etwas Schlaf zu finden.

Dasht e Lut
Die Wüste Lut ist die grosse Wüste im Osten von Iran und erstreckt sich über ein riesiges Gebiet und verschiedene Zonen. Wir wollen aufgrund einer Empfehlung von Isa unbedingt ist sogenannte Kalut-Gebiet, zu den Yardang Formationen. Etwas weiter nördlich von den Kaluts ist der heisseste Punkt der Erde, bei den schwarzen Lavasteinfeldern. 70,1 Grad sind dort schon gemessen worden. Aber wegen der angeblich etwas ungenauen Messmethode wird dieser Rekord nicht offiziell anerkannt.
Von Yazd aus fahren wir also via Rafsanjan und Kerman durch die Berge nach Shahdad. Das Dorf hat die letzte Tankstelle vor der Wüste und so wollen wir sicherheitshalber nochmals volltanken. Da die Temperaturen am späten Nachmittag schon bald 50 Grad erreichen, wird das etwas zur Prozedur. Die Zapfsäule macht fast Schlapp, der Diesel dampft ganz schön und der Tankwart malträtiert den Schlauch und die Zapfsäule derart, um an die von uns gewünschten 50 Liter zu kommen, dass wir uns fragen, ob da nachher je wieder was rauskommen wird.
In unserem Reiseführer steht was von einem Wüstencamp, welches DER Ausgangpunkt für Tripps zum Kalutgebiet sein soll. Da man nicht allein in die Wüste fahren soll, hoffen wir dort ein paar Gleichgesinnte zu treffen um nächsten Morgen raus in den Sand zu fahren.
Dort angekommen finden wir aber nur noch Anlagen vor, welche am zerfallen sind. Das Camp ist verlassen, es sieht aus wie ein kleines Geisterdorf mit runden Strohhütten. Entweder machen sie im Sommer wegen der grossen Hitze zu oder es wurde aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben. Wir wissen es leider nicht..Aber schön aussehen tuts allemal, also richten wir uns für die Nacht ein und geniessen den nächtlichen Sternenhimmel über der Wüste. Haben wir schon erwähnt, dass Abends um 21:00 immer noch 38 Grad herrschen??
Früh stehen wir anderntags auf, um noch bei einigermassen aushaltbaren Temperaturen raus zu den Kaluts zu fahren. Vom Camp zurück an die Hauptstrasse folgen wir dieser rund 20km bis wir mitten in den Yardang-Formationen stehen. Wir können es nicht lassen und fahren mit RoKi ab von der Hauptstrasse und rein in den Sand. Da wir aber alleine unterwegs sind und wir nicht gross Bock auf schaufeln und Sandbleche verlegen bei über 35 Grad haben, bleiben wir immer in Sichtweite zur Hauptstrasse, welche quer durch die Wüste führt. Nach rund einer Stunde in dem grossen Sandkasten und viele Fotos und Videos von der eindrücklichen Natur später, fliehen wir vor der aufkommenden Hitze zurück in die Berge. In Sirch wollen wir kurz noch ein paar Früchte einkaufen und den Weg nach Rayen erfragen, da werden wir auch schon wieder auf englisch angesprochen. Abbas, ein älterer Familienvater aus Kerman, ist unterwegs zu seinem Gartenhaus in Sirch und lädt uns gleich zum Tee ein. Wir folgen ihm ein paar Meter und stehen dann in seinem grossen, umzäunten Garten, welcher eigentlich mehr ein Ferienhaus mit Umschwung ist. In der grossen Stube wird Tee serviert, die ältere Tochter erscheint auch noch und schon will Abbas uns unbedingt auch noch zum Mittagessen bei sich behalten. Da wir aber noch einige Kilometer vor uns haben, wehren wir uns mit Händen und Füssen dagegen und verabschieden uns nach den obligatorischen Gruppenfotos wieder von Abbas und seiner Familie. Von Sirch aus folgen wir nun der Strecke nach Golbaf und weiter durch die farbigen Berge bis nach Rayen.

Rayen
Eigentlich wollten wir nach dem Kalut-Gebiet weiter nach Bam fahren, um die dortige Lehmstadt zu besichtigen. Bam wurde aber vor rund 10 Jahren von einem schweren Erdbeben mit vielen Toten verwüstet und die Altstadt liegt bis heute noch in Trümmern. Die Wiederaufbauarbeiten sind voll im Gange, aber so schön wie vor dem Erdbeben, so hören wir, sei es da nicht mehr. Deshalb haben wir uns entschieden, Bam wegzulassen und nach Rayen zu fahren. Dort befindet sich eine rund 1000 Jahre alte persische Zitadelle aus Lehm im änhlichen Stil wie in Bam.
In Rayen besuchen wir also die alte Zitadelle oberhalb der Stadt auf einem Hügel. Der Wärter verkauft uns total unmotiviert und schläfrig die Eintrittstickets und wir treten ein in die mächtige Anlage. Da wir die einzigen Besucher sind, ist es fast schon etwas unheimlich. Die ganze Anlage ist komplett aus Lehmziegeln erbaut und alles ist mit einer Lehm-Strohmischung verputzt. Sieht von weitem aus, wie eine riesige Sandburg. Das gleiche Prinzip kennen wir ja bereits aus Abyaneh in der Nähe von Esfahan. Das ganze ist wirklich imposant und lässt einem über die Baukunst der damaligen Zeit staunen.
Unser Nachtlager schlagen wir dann etwas ausserhalb von Rayen in einen Flussbett bei Qaleh Hassan Ali auf. In unserem Reiseführer haben wir etwas von einer Wanderung zu einem Vulkankrater gelesen, welche wir anderntags machen wollen.
Wir machen uns also frühmorgens auf zu dem Krater. Durch die etwas unpräzise Beschreibung im Reiseführer, Tomaten auf den Augen und dem fehlen von Wegweisern gelangen wir erst nach einem kleine Umweg zu einem Berggipfel zu dem besagten Kratersee. Oben angekommen treffen wir auf eine Gruppe Iraner.

Bandar Abbas
Nach der Wanderung wollen wir noch so viele Kilometer wie möglich schaffen um sobald als möglich den persichen Golf zu erreichen. Wir verlassen also allmählich das zentrale, trockene Hochland und kommen langsam in die feuchtheisse Küstenregion. Wir schwitzen was das Zeug hält und müssen nonstop Wasser nachschütten. Immer wieder passieren wir Checkpoints der Armee und der Polizei, welche in der Regel freundlich lächeln und uns durchwinken. Ausser bei einem werden wir rausgepickt und die, mit Kalaschnikov bewaffneten Polizisten, wollen unsere Pässe sehen. Da sie noch nie einen so schönen, farbigen Pass gesehen haben, kommt die halbe Mannschaft aus dem Wachhäuschen und alle wollen erfahren, was da für komische Leute mit einem so exklusiven Auto draussen stehen. Grinsend geben sie uns die Dokumente zurück und wir dürfen weiterfahren.
Wir erreichen kurz vor dem Eindunkeln die Stadt Minab, wo wir etwas ausserhalb in einem Gebiet, welches der afrikanischen Steppe entsprungen sein könnte, hinter ein paar Büschen zusammen mit tausenden von Mücken, versuchen Schlaf zu finden.
Heute wollen wir in die Hafenstadt Bandar Abbas um einigen Punkte unserer ToDo-Liste abzuarbeiten. Wir kontaktieren Arash, welchen wir in Chalus im Norden Irans kennengelernt haben, da er uns damals ja angeboten hat, uns zu helfen.
Leider erwies er sich nicht als allzu grosse Hilfe. Erster Punkt ist wieder mal volltanken. Diesel gibts im Iran nicht an jeder Tankstelle (die Autos laufen alle mit Benzin, nur LKW brauchen Diesel) und wir sahen tags zuvor an allen Dieseltankstellen rund um Bandar riesige Schlangen mit Lastwagen, welche alle Diesel brauchen. Arash kennt sich leider auch nicht so gut aus wie erhofft („i can help you with all your problems…“). Wir folgen ihm und seinem Sohn (aka Rotzlöffel) rund 50km raus aus der Stadt, bis wir endlich (mit dem letzten Tropfen Diesel im Tank) eine Tankstelle finden, welche Diesel im Angebot hat und nicht ausverkauft ist. An der Tanke ist aber wieder die Hölle los, dutzende LKW’s stehen Schlange. Arash kann uns dann doch irgendwie einen Deal einfädeln und von ein paar Jungs bekommen wir 80L Diesel aus irgendwelchen dreckigen Kanistern (zum Glück haben wir eine Feinfilter dabei) zum doppelten Preis. Dafür müssen wir nicht zwei Stunden anstehen. Leider ist aber eine Bride beim Tankstutzen am RoKi etwas undicht und etwa 2L Diesel tröpfeln schön langsam dem Schmutzfänger entlang auf den Sandboden… Hmpf! Sorry Umwelt!
Zurück in der Stadt wollen wir Arash und seinem Sohn zum Dank zum Mittagessen einladen. Leider ist aber Freitag, was quasi unserem Sonntag entspricht und die meisten Restaurants öffnen erst am Abend. Nach einer weiteren Stunde Irrfahrt durch Bandar Abbas finden wir dann doch noch eine kleine Pizzeria und wir können etwas essen und uns herrlich über die nicht vorhandenen Manieren von Arash’s Sohn aufregen.
Danach zeigt und Arash noch den Dowlat-Park direkt am Meer, wieder einer diesen vielen Stadtparks im Iran, wo man sich Abends trifft, badet, Musik hört, Fussball spielt und campiert.
Kaum auf dem Platz sind wir auch schon wieder die Stars, bleiben aber dieses Mal etwas mehr unter uns. Sogar ein kleines Haustier haben wir, eine Ratte knabbert genüsslich weggeworfene Lebensmittel im Gebüsch und beisst auch noch ein Loch in Adi’s Frotteetuch, welches über den Stuhl gehängt wird.
Nach einer weiteren sehr feuchtheissen Nacht fahren wir mit dem Taxi zum Büro der Valfjar-Shipping im Gebäude der IRISL (Islamic Repulic of Iran Shipping Line) etwas ausserhalb der Stadt, um die Tickets für die Fähre nach Sharjah (Vereinigte Arabische Emirate) zu kaufen. Bei einem Tee erfahren wir, dass die Preise leider aufgrund des Zerfalls ihrer Währung gestiegen sind und wir alles in allem (2 Erwachsene, 1 Auto, Bill of Loading, Hafengebühren in Bandar, Steuern etc.) rund 780$ zahlen müssen. Autsch, mit soviel haben wir nicht gerechnet. Aber was bleibt uns anderes übrig, wir stimmen zähneknirschend zu. Leider haben wir nicht so viel Bargeld dabei und müssen zuerst mit dem Taxi nochmals zurück zum RoKi, knacken unsere Dollar-Reserven und wechseln es in einer Wechselstube in Rial um. Wieder zurück mit dem Taxi zum Shipping-Gebäude (4x Taxi fahren = 4x anderer Preis. Von 1.50.- bis 5.- war alles dabei) will der Agent als erstes natürlich unsere Pässe und das Carnet sehen. Leider haben wir nicht ans Carnet gedacht, aber irgendwie klappts dann doch mit den Tickets und wir können in der im Haus untergebrachten Bank das Geld einzahlen. Mit der Info, dass wir am Montag Morgen um 09:00 im Hafen sein sollen (wohl gemerkt, die Fähre fährt erst um 21:00) fahren wir zurück in die Stadt und decken uns auf dem Basar wieder mal mit Lebensmitteln ein.
Nach einer kurzen Diskussion entscheiden wir uns, noch kurz auf die Insel Hormoz zu fahren. Die Fähre ist äusserst günstig und wir denken uns, das wird eine gute Abwechslung. Grosser Fehler. Das Dörfchen auf der Insel ist äusserst heruntergekommen, das alte portugiesische Fort komplett zugemüllt und die Restaurants sind alle zu. Für eine eine grosse Inselrundfahrt ist es zu heiss und wir fahren mit der nächst besten Fähre wieder zurück und gehen zum schlafen wieder zum Dowlat Park. Die dort ansässigen Dauercamper (oder anders ausgedrückt: die Obdachlosen) erkennen uns bereits wieder und kommen auf einen Schwatz vorbei. Nach dem eindunkeln folgen dann noch zwei junge Polizisten, welche gerade Feierabend haben und wir unterhalten uns mit Händen und Füssen und dem Google-Translator auf dem Handy. Die zwei sind määäächtig beeindruckt von unserem Unternehmen und vorallem von der Tatsache, dass wir im Auto schlafen können. Die beiden kriegen sich fast nicht mehr ein.
Den letzten Tag im Iran fahren wir raus zum im Reiseführer beschriebenen Genu Park. Leider gibts da ausser stinkendem Schwefelwasser nicht viel zu sehen. Den Nachmittag verbringen wir dann wieder zusammen mit den „Dauercampern“ im Dowlatpark und relaxen, surfen beim nahe gelegenen Beizli im Netz und skypen mit unseren Liebsten.

Die Überfahrt
Dank der Webseite von zwei Deutschen Reisenden (www.dananna.de) wissen wir ungefähr, wie kompliziert der Ablauf mit der Hafenbehörde in Bandar Abbas ist. Zuerst mal wird bei unserer Ankunft das Carnet und die Fahrgestellnummer geprüft. Weiter gehts zum Zollgebäude wo sie uns von Schalter zu Schalter schicken und irgendwann einen Penalty von 400000 Rial aufbrummen wollen, weil unsere Carnet in Bazargan damals versehentlich für nur 10d abgestempelt wurde, wir aber schon 14d im Iran waren. Unsere Versicherung aber lautet auf 20d. Adi fordert freundlich aber bestimmt, den Chef zu sprechen, da wir nicht bereit sind eine Busse zu zahlen für etwas, wo wir nichts dafür können. Dem Wunsch wird uns entsprochen und noch bevor wir im Büro des Chefs ankommen ist die Sache im Vorzimmer schon wieder ohne etwas zu bezahlen erledigt.
Weiter gehts im „Haus das Verrückte macht“. Stempel hier, Kopie da, Dokument abgeben hier, neuen Stempel wieder da, Hafengebühren hier, zurück für die nächste Kopie und irgendwann behält einer Adi’s Pass zur Bearbeitung ein, was uns natürlich ganz und gar nicht behagt. In einer Halle der Hafenbehörde hat dann noch ein Mitarbeiter Geburtstag und wir dürfen fröhlich von den angebotenen Küchlein mitessen. Irgendwann bekommen wir die Erlaubnis, RoKi an den Verlade-Pier zu fahren.
In der Abfertigungshalle sollen wir nun bis ca. 20:00 Uhr warten (es ist jetzt ca. 13:00 Uhr). Wir kommen durch den Hintereingang rein und schon laufen wir direkt in die Hände des Chef dieser Halle, welcher uns den Weg zum kleinen Restaurant fürs Mittagessen zeigt und uns eindringlich davor warnt, hier ja nicht allen zu vertrauen. Er zeigt sich etwas verstört, als wir im sagen, das einer seiner Kollegen meinen Pass zurückbehalten hat. Nach einiger Intervention unserer- und seinerseits ist dann auch klar warum: irgend ein Zettel hätte zusätzlich noch abgegeben werden müssen. Also mit viel Tamtam nochmals raus zum Auto (da hätten wir eigentlich bis am Abend nicht mehr hin dürfen), Zettel holen, zurück zum Hafenbüro und tataaaaa, der Pass ist wieder in Adi’s Händen.
Nun heissts also Zeit vertreiben mit Schach spielen und der zensierten Version von Wall-E (die zensieren tatsächlich Disney-Kinderfilme!!!) auf dem grossen Fernseher schauen.
Die Abfertigungshalle ist übrigens voll belegt mit arabischstämmigen Iraner, vorwiegend ärmere Leute aus der Region Belutschistan. Anscheinend gehen viele von denen während des Ramadans rüber nach Dubai. Das betteln während dieser Zeit soll da ziemlich lukrativ sein. Wir sehen also sehr viele voll verhüllte, schwarze Dschador tragende Damen und ältere Herren in hellen Beduinen-Pyjamas.
Irgendwann startet das Abfertigungsprozedere mit Gepäck und Passkontrolle. Da die sog. Port-Guards uns mittlerweile eh schon alle kennen und sie wissen, dass wir noch das Auto zu verladen haben, werden wir an allen Schlangen vorbei bis zum Grenzbeamten geführt (aber natürlich Frauen und Männer getrennt), welcher unseren Pass abstempeln soll. Janine ist etwas schneller am Schalter als Adi. Der Beamte will Janine’s Pass beibehalten und ihn ihr in ca. 10 Minuten raus zum Terminal bringen. Neinnein Bürschchen so läuft das nicht. Er winkt Adi dazu und will ihm seinen Ablauf erklären. Nix da… Nicht nochmal. Solange er unsere Pässe hat,  warten wir genau vor seinem Schalter bis er den Sch***-Stempel gemacht hat. Wir verlassen unsere Pässe nicht mehr! Nun folgt wildes fluchen, ein paar Rückfragen bei seinen Kollegen und irgendwann gibt er uns mit der Bemerkung „you are very difficult“ die abgestempelten Pässe zurück. Natürlich haben wir damit die ganze Abfertigung ins Stocken gebracht und einige Araber-Ladies schauen uns nun noch etwas schräger an, aber das nehmen wir in Kauf. Dafür kennen uns nun wirklich alle anwesenden Beamten persönlich.
Nach der Personenkontrolle stehen wir also im Terminal, wo uns inmitten des Chaos aus Dschadorhühnerhaufen und Pyjamas ein gross gewachsener Mann in Uniform auffällt. Das muss der Kapitän des Schiffs sein. Wir steuern ihn direkt an und sagen mal Hallo.
Kapitän Abdulramen ist ein alter Seebär. Er mag die Araber nicht so besonders und hat etwas Mitleid mit uns, das wir mit diesem aufgebrachten Haufen aufs Schiff müssen. Er sagt uns, wir sollen nach dem Essen auf dem Schiff zu ihm auf die Brücke kommen, um gemeinsam einen Kaffee zu trinken.
Der wilde Hühnerhaufen rund um uns herum wird wieder separiert zwischen weissen Pyjamas und schwarzen Dschadors (sprich Mann und Frau) und mit viel lautem Geschrei und einigen „yalla-yallas“ werden die Passagiere aufs Schiff geschickt.
Wir kommen dann wieder mal an allen vorbei und können raus zum Pier, wo RoKi brav auf uns wartet. Nachdem die Anhänger welche alle mit iranischem Marmor beladen sind, auf das Schiff bugsiert sind, dürfen wir auch an Bord fahren.
Danach begeben wir uns auch nach oben in den grossen Raum für die Passagiere. Auch hier wieder Geschlechtertrennung, Männer hinten auf den bequemen Einzelsesseln, Frauen und Kinder vorne auf den unbequemen Bänken. Wir werden vorne hin gesetzt und es strömen immer noch mehr Leute rein. Der Kapitän muss immer wieder eingreifen und den Leute ziemlich deutlich klarmachen, wo sie sitzen müssen, bis endlich alle Platz finden.
Mit 2h Verspätung stechen wir um 23:00 Uhr endlich in See und es gibt Reis mit Hühnchen.
Nach dem Essen wollen wir mal runter zum Bauch des Schiffs um unser Nachtlager einzurichten (der Captain selbst hats vorgeschlagen) um nachher in aller Ruhe auf die Brücke zu gehen. Kaum wollen wir los, steht besagter vor uns und führt uns rauf in die völlig abgedunkelte Brücke, wo er uns dem jungen 1. Offizier und dem jungen Steuermann vorstellt. Wir dürfen uns auf die kleine Bank vor dem Steuerpult setzen und geniessen bei einem Kaffee die Fahrt vorbei an den hell erleuchteten Inseln Hormoz und Qeshm und den vielen vor Anker liegenden Öltankern und Containerschiffen. Die jungen Offiziere erklären das Radar, die Funkanlage, den Schiffsmotor, alle Anzeigen, Messgeräte und die Seekarten. Tolle Sache!
Der Kapitän verabschiedet sich irgendwann und schlägt uns vor, wir sollen doch gleich auf der Brücke schlafen. Adi darf es sich auf dem Kapitäns-Sessel gemütlich machen und Janine darf sich auf der Bank vor dem Steuerpult schlafen legen. Nehmen wir natürlich gerne an! Die Brücke ist nämlich im Gegensatz zum Frachtraum angenehm klimatisiert.
Nachdem sich der Kapitän in seine Kabine zurück gezogen hat, bringt uns der Steuermann völlig unerwartet einen Tequila. Huch! Na denn Prost! Die Besatzungsmitglieder verzichten natürlich auf Alkohol, sie sind schliesslich im Dienst. Aber uns gönnen sie den Schnaps dafür um so mehr 🙂
Der Kapitän taucht im Schlafanzug nochmals auf, checkt den Kurs, gibt letzte Anweisungen für die Nacht und sagt zu Janine, wir seien nun auf internationalen Gewässern und nicht mehr im Iran, sie soll doch bitte endlich ihr Kopftuch ablegen. Juhuuuuuuuu! Freiheit!!!!!!
Wir schlafen wunderbar wie lange nicht mehr und bald nach dem aufwachen tauchen am Horizont die ersten Hochhäuser Dubais auf.
Wir dürfen während der ganzen Zeit, wo wir in den Hafen von Sharjah einfahren, auf der Brücke bleiben und können so dem Wendemanöver und dem anlegen an den Entlade-Pier aus nächster Nähe beiwohnen. Spannend, wie das mit den Kommandos, den Funksprüchen und dem hantieren mit allen Hebeln so vor sich geht. Eine riesen Ehre für uns!

Vereinigte arabische Emirate (V.A.E oder auch U.A.E.)

Sharjah
Das Schiff ist am Pier vertäut, die Ladeluke geöffnet und schon machen sich dutzende indische Gastarbeiter daran, das Schiff zu entladen (sogenannt „löschen“). Das ganze Theater mit den arabischen Passagieren, welche sich überall vordrängeln wollen und sich zum Teil erst wieder beruhigen, als die Crew die am Pier wartenden Polizisten dazu holt, ersparen wir euch.
Irgendwann kommt der Agent der Valfjar-Shipping zu uns und wir dürfen RoKi vom Schiff fahren und hinter einem Gebäude im Schatten parkieren. Fast unverzüglich wird wieder die Fahrgestellnummer kontrolliert und wir geben das Carnet dem Agenten ab.
Wir müssen zurück zum Schiff und warten, bis alles entladen ist und werden irgendwann aufgefordert, zurück zum Auto zu gehen und gemeinsam mit einem Inder welcher es sich auf dem Beifahrersitz gemütlich macht, dem Polizeiwagen bis zum ersten Zollgebäude zu folgen, um unser Visa-on-arrival zu erhalten.
In dem Gebäude sind mittlerweile auch die ersten weiblichen Passagiere mit einem Bus hingebracht worden. Wir werden wieder an der Schlange vorbei gelotst, bekommen unsere Stempel und müssen wieder raus zum RoKi, welcher nun von einem Drogenhund untersucht wird. Der Hund ist entweder alt und fett oder schwanger, aber so gemächlich wie der durch das Auto geht ist es für uns schon fast ein Genuss dem ganzen zuzuschauen 🙂 Härzig.
Wir dürfen noch kurz raus aus dem Zollgebäude zum Gebäude der Hafenbehörde (da werden wir heute noch ein paar Mal rein müssen) um beim Bankomaten Geld abzuheben, um die ganzen Hafengebühren und Steuern zu bezahlen.
Wir fahren zurück zum Container-Büro des Agenten, welcher uns das fertige Carnet und eine kleinen Zettel mit dem genauen Ablauf, welchen wir nun befolgen müssen, aushändigt und die ersten Gebühren einkassiert.
Man ist überall sehr freundlich, lässt uns vor, schickt uns vom Schalter 35 zum Schalter 25 und zurück zum Security-Gebäude, Stempel hier, Gebühren da, zurück zum Schalter 35, dann bietet uns der Mann vom Schalter 37 Wasser und Dattel-Gebäck an, wieder rüber zu den Hafenbehörden, zurück zum Zoll, Carnet zeigen hier, Pass zeigen da und irgendwann sollen wir den letzten Zettel, quasi die Genehmigung zum rausfahren, in einem Container in der Nähe unseres Autos abholen. Da die aber bald Feierabend machen, fährt uns ein quirliger (und entzückend schwuler) Zollbeamter mit seinem Auto gleich selber dort hin und hupt so lange, bis endlich einer raus kommt und uns den Zettel überreicht. Super! Also, nun rein ins Auto, zum Security-Gebäude fahren, Zettel abgeben, ein letztes Mal Fahrgestellnummer kontrollieren und wir sind endlich drin in den vereinigten arabischen Emiraten!

Dubai
Von Sharjah fahren wir rüber nach Dubai, vorbei an unzähligen Hochhäusern und suchen uns erstmals ein Restaurant, um etwas zu essen und im Internet eine günstige Bleibe zu finden. In UAE ist es unverheirateten Paaren nämlich verboten, gemeinsam im Auto zu übernachten… No comment.
Nach etwas rumspielen am Navi, verfahren und im Stau stehen finden wir dann doch noch das YouthHostel „A“ in der Nähe der Metrostation „Stadium“, wo wir erst mal für 2 Nächte einchecken. Nach einer ausgiebigen Dusche (RoKi hat ja keine Klimaanlage und so schwitzen wir beim fahren wieder schön vor uns hin) treffen wir in der Lobby drei Deutsche, welche miteinander plaudern. Michel, ein junger Student am rumreisen, Thomas, ein pensionierter Velofahrer (www.toki-unterwegs.de) und Saleh, ein syrisch-deutscher Geschäftsmann, wollen gemeinsam Essen gehen und wir dürfen sie gleich begleiten. Es wird ein lustiger Abend wir diskutieren angeregt übers Reisen, Religionen, unsere Erfahrungen Unterwegs. Zurück im Hostel fallen wir todmüde ins Bett. Im klimatisierten Zimmer. Gottseidank.
Am Tag zwei in Dubai wollen wir uns ums Indien-Visum kümmern. Nach einigen Recherchen im Internet und ein paar Telefonaten mit der Botschaft und der Visa-Agentur (die Inder haben die ganzen Visa-Angelegenheiten an eine Firma ausgelagert) stellen wir fest, dass das nicht so schnell und einfach von statten gehen wird wie wir uns das vorstellen. Wir überlegen, das Visum eventuell erst im Oman zu beantragen, doch die dortige Botschaft informiert uns am Telefon, dass sie Visa nur im Notfall ausstellen und verweisen uns wieder an die Agentur in Dubai. Irgendwann ist schon wieder Mittagszeit und somit hat das Büro der Agentur auch schon wieder zu, und so verbringen wir den Nachmittag halt im Pool des Hostels.
Am Abend beschliessen wir, doch noch raus in die Stadt zu fahren und gehen mit der Metro zur Dubai Mall, dem grössten Einkaufscenter der Welt. Die Mall steht gleich neben dem Burj Khalifa, dem höchsten Gebäude der Welt (mit dem grössten Springbrunnen der Welt) und ist ausgestattet mit dem grössten Aquarium der Welt, mit der grössten Aquarium-Sichtscheibe der Welt, der gefühlt stärksten Klimaanlage der Welt und einer Eislaufbahn. Willkommen im Grössenwahn des Kapitalismus!
Was für ein krasser Gegensatz zum Iran, wo man noch einzeln zum Bäcker, zum Gemüsehändler und zum Mini-Markt fahren muss, um sich die Lebensmittel für einen Tag zu kaufen. Hier gibt es einfach alles zu kaufen.
Wir schlendern durch die gigantische Mall, lassen uns berieseln und zu süssen Sünden hinreissen und stehen eine Weile mit offenen Mündern vor dem Aquarium.
Tickets für den Unterwassertunnel und den zugehörigen Meeres-Zoo gönnen wir uns. Wenn wir nun ja schon mal da sind…Und kommen dort aus dem staunen nicht mehr heraus. Ein tolles Erlebnis das Ganze.

Neuer Tag, neues Glück. Oder eben auch nicht.
Mit dem Taxi gehts zu einem der vier Büros der indischen Visa-Agentur in Dubai. Wir ziehen ein Zettelchen und kommen nach etwa einer Stunde Wartezeit zum Schalter. Und nun lernen wir die erste grosse Lektion in indischer Bürokratie. Wir müssen dem Typen alle Angaben diktieren (sehr mühsam) und irgendwann fragt er nach unserer Handynummer. Die CH-Nummer und unsere Internationale-Nummer kann er aber nicht in sein heiliges Formular eintragen. Wir müssen also extra eine UAE-SIM-Karte im benachbarten Einkaufscenter kaufen gehen. Unser Puls ist schon auf 180. In der Mall nebenan (hier gibts eigentlich NUR Malls) bekommen wir für 35 Dirham eine PrepaidKarte und wir gehen zurück zur Agentur. An dem Schalter wo wir waren sitzt jetzt natürlich eine andere Dame. Sie füllt die Formulare fertig aus, wir geben ihr die Fotos und alle notwendigen Kopien ab. Jetzt will die Dame doch tatsächlich auch noch unsere Flugtickets nach Mumbai sehen. Natürlich haben wir den Flug noch nicht gebucht, da wir noch nicht genau wissen, wann wir von Oman aus fliegen wollen. Die Dame erklärt uns, ohne Flugticket gibts kein Visum. Adi ist stinkesauer und hätte der Dame am liebsten die ganzen Papiere in den Hals gestopft!!! Also wieder rüber ins Einkaufscenter, Laptop mit dem WLAN verbinden und den günstigsten möglichen Flug ab Muscat buchen. E-Tickets weitermailen und ausdrucken im asiatischen Multifunktionscopyshop. Wieder gehts zurück zur Agentur und wir geben die Tickets ab. Die Dame erklärt uns nun, dass wir die Pässe wieder mitnehmen können. Wir müssen ein paar Tage auf ein SMS auf unserer neue UAE-Nummer warten, wo sie uns Bescheid geben, dass das Visum bereit ist. Dann müssen wir die Pässe vorbeibringen und 3 Tage später schicken sie uns dann die Pässe mit dem Visum ans Youthostel. Mit anderen Worten, eventuell hängen wir nun 10d in Dubai fest. Adi ist nun drauf und dran seine gute Erziehung zu vergessen und würde den ver*** Indern am liebsten ZENSIERT.
Damit haben wir eigentlich nicht gerechnet, wir würden ja lieber im etwas günstigeren Oman warten, aber eben die stellen eigentlich keine Visa an Touristen aus.
Wir überprüfen nun nochmals alle Formulare, lassen die ganzen Fehler noch korrigieren (ja, Switzerland ist nicht gleich Swaziland), bezahlen die Gebühren und verlassen völlig entnervt die Agentur und begeben uns zurück zum Hostel. Dort angekommen müssen wir uns erstmals einen neuen Schlachtplan überlegen. Wir suchen uns nun eine Couchsurfing-Host und wollen erst wieder im Hostel einchecken, wenn sie uns die Pässe dort hin schicken. Wir surfen also noch ein wenig im Internet, schreiben diesen Bericht und kontaktieren unsere Verschiffungsagenten in Mumbai, um alles für RoKi’s Überfahrt zu klären.

Leider hat die Story hier kein happy end. Wir sind etwas entmutigt von den ganzen Papierkram und müssen uns erstmal wieder etwas sammeln. Ok, wir wissen ja, das so eine Reise kein Zuckerschlecken ist, aber in den letzten paar Tagen wars einfach etwas zu viel des ganzen.
Wünscht uns Glück, wir können es gebrauchen!

Grüsse aus der Land der Klimaanlagen
Adi & Janine

 

Iran

Team RoKi bei den Iranern

Türkei – zum letzten Mal
„Was?! Ihr wollt durch den Iran fahren? Ist das nicht gefährlich?“ Das haben wir vor unserer Abreise oft gehört. Und nun, nach der ersten Woche hier können wir euch getrost berichten: Nein, total super ist es! Wenn man von den Bekleidungsvorschriften mal absieht und man nicht vor hat, für sich alleine zu sein, dann ist der Iran das wohl faszinierendste, kontrastreichste und gastfreundlichste Land, dass wir je gesehen haben.
Aber mal zum Anfang:
Am zweiten Tag in Trabzon läuft alles wie am Schnürchen. RoKi wird in die guten Hände der LandRover-Garage gegeben und geniesst dort seinen wohlverdienten grossen Service. Mittlerweile hat er uns auch schon fast 10’000km weit gebracht und das soll belohnt werden. Unser türkischer Freund Cenk sorgt via Telefon dafür, dass wir bei den Mechanikern nicht abgezockt werden und handelt für uns einen grosszügigen Rabatt aus. Zwischenzeitlich füllen wir im Konsulat unser Visa-Antrag aus, geben alle notwendigen Dokumente ab (Fingerprints, Referenznummer, Passfotos) und werden aufgefordert, bei einer nahegelegenen Bank 2x 75 Euro einzubezahlen. Abends um 17:00 sei das Visum dann abholbereit. Um die Zeit zu vertreiben, gehen wir in Trabzon auf dem Bazar ein wenig shoppen. Nach etwas herumirren in den labyrinth-artigen Gässchen finden wir dann was wir suchen…Kleider, in denen wir den Iranern auch anständig rüberkommen (Naja und ausserdem würden Shorts und Träger-T-Shirt dort gegen das Gesetz verstossen). Die Türken übrigens wundern sich recht über uns, wenn sie hören, dass wir ihr Nachbarland besuchen. Einer davon ist der Ömer, der uns einen herzlichen Abschied von Trabzon bereitet… Als er unser CH-Nummernschild sieht, kommt er fröhlich auf uns zu und spricht uns in einem Dialekt an, den wir am ehesten mit „Erkan & Stefan“ vergleichen können. Er lebt seit 28 Jahren in Schweinfurt und macht gerade Urlaub in seiner Heimat. Es folgen viele Tee’s, ein paar Bierchen, seine besten Freunde, eine ausgefallene Hotelbar, und ganz viele „das is waaaaahnsinn, ey!“ vom lustigen Ömer, der es total schade findet, dass wir nicht länger bleiben, denn er würde am liebsten unser persönlicher Touristenführer spielen. Dafür zeigt er uns einen guten Schlaftplatz, wo man die besten Köfte isst, wie man Ayran trinkt und sorgt zusammen mit seinen „Kumbels“ Ahmet, Sherefe & co. für einen unbeschwerten Abend. Nebenbei, Ömer sucht noch eine „modernische“ Frau, welche mit ihm in die Türkei zurück zieht und für ihn kocht. Bei Interesse geben wir gerne seine Nummer preis 🙂
Tags darauf fahren wir über eine Schotterstrasse über eine Pass nach Erzurum und weiter bis zur Grenze. Es scheint, als hätte es das Schicksal in letzter Zeit zu gut mit uns gemeint und will nun wieder etwas Ausgleich schaffen… Die Grenzstadt Dogubayazit ist ein wirklich grässlicher, unfreundlicher, dreckiger und dubioser Ort. Zu allem Übel verlieren wir auch noch den Tankdeckel, die Post ist geschlossen und als türkische Souvernirs werden da höchstens geschmuggelte Zigaretten verkauft. Da wir nach dem langen Fahrtag keine Lust darauf haben, eine Nacht mitten im Stadtleben zu verbringen, nehmen wir uns ein billiges Hotelzimmer für 60TL und nutzen Dusche, Ruhe und WLAN exzessiv aus. So sind wir und unser Nervenkostüm optimal vorbereitet für den Grenzübertritt am nächsten Morgen. Wir haben extra noch zwei Snickers gekauft, falls es etwas länger dauert. Glücklicherweise finden wir kurz vor der Grenze bei einer Garage noch einen passenden Tankdeckel für RoKi. Also los!
Entgegen all unserer Erwartungen geht alles ganz zackig am Zoll. Nach 1,5h sind wir drin. Man muss aber dazu sagen, dass zwei Punkte massgeblich dazu beigetragen haben. Erstens hat uns ein Iraner an der Grenze mit seinem „Welcome to my country“ dermassen beeindruckt, dass wir uns für 20 Euro von ihm zu allen „Stempelstellen“ leiten lassen. Ohne dass wir genau mitbekommen haben wie, sind am Schluss alle Papiere, Versicherung und Stempel so wie sie sein sollen. Zweitens ist der Soldat, der RoKi inspizieren soll, etwas irritiert von unserer nassen Unterwäsche, die da drin zum trocknen aufgehängt ist. Er schliesst die Tür kommentarlos wieder. (Anmerkung dazu: Wir waschen ab jetzt „on the road“, indem wir einen wasserdichten Packsack als Waschtrommel benutzen und unterwegs bei öffentlichen Brunnen das Wasser wechseln und danach die Wäsche jeweils an einem Übernachtungsplatz oder eben im Auto aufhängen. Funktioniert tip top!)

IRAN
Also, wir sind im Iran! Wir sind tatsächlich von Zuhause bis ins alte Persien gefahren. Unsere Freude ist riesig! Zwar ist da die Sache mit dem Kopftuch, diesem unpraktischen Ding, das ständig rutscht, einem in den Weg kommt und flattert, aber dazu werden wir noch kommen.
Die erste Nacht verbringen wir am Ufer des Orumyeh-Salzsee in Sheraf Kaneh. Natürlich bekommen die aufmerksamen Dorfbewohner mit, dass da Touristen durch ihre Strassen fahren und so kommt es, dass schon als unser Znacht in der Pfanne brutzelt, der Bürgermeister inkl. Frau und Sohn zu Besuch kommen und uns ein Sack mit frischen Kirschen schenkt. Sein englisch reicht zwar nicht für eine Konversation, aber wir spüren, dass wir sehr willkommen sind. Wenig später folgten viele winkende und staunende Leute in vollgestopften Autos und nochmals der Bürgermeister höchst persönlich. Diesmal mit dem Vize-Bürgermeister und einem dolmetschenden Stundenten im Schlepptau. Wir lassen uns zu Tee und Glacé einladen (viel lieber wäre dem Bürgermeister ein Dinner bei ihm Zuhause gewesen) und verbringen einen Abend mit angeregten Diskussionen über Regierungs-Systeme, Wirtschaftsfragen und Bildung im Iran und der Schweiz mit den sehr gebildeten Herren.

Tabriz
In Tabriz besuchen wir den Bazar. Er ist der grösste überdachte Bazar der Welt und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Er ist so gross und verwinkelt, dass sogar Adi’s ausgeprägter Orientierungssinn versagt. Es ist zwar sehr voll und ein riesen Durcheinander, aber es herrscht eine gutmütige, geduldige Atmosphäre und immer wieder werden wir angesprochen und uns wird freundlich geholfen. Sobald die Iraner jedoch in einen fahrbaren Untersatz steigen (und das ist fast immer ein Peugeot, Kia, Saipa, Zamyad oder ein Khodro), ists vorbei mit der Ruhe und der Freundlichkeit. Der Tabrizer Stadtverkehr ist brutal anstrengend und Dinge wie Ampeln, Sicherheitslinien oder Fussgängerstreifen werden als inexistent betrachtet. Da hilft nur Augen auf und fröhlich mithupen!
Trotzdem schaffen wir es wieder raus aus der Stadt und fahren via Ardabil nach Astara ans kaspische Meer.

Astara
Wir schlängeln uns die Hügel hoch und kommen in die heissfeuchte Klimazone am Meer. Es wird schon dunkel und unsere Kleider kleben an uns, als wir unser Nachtlager an einem kleinen See finden. Adi’s Lederschuh ist leider von einem Tankwart mit Diesel getränkt worden. Der Schuh wird geschrubbt und schon wieder kommt ein Mann daher. Der kleine, umtriebige Rezwan spricht zwar kein englisch, ist aber pantomimisch sehr begabt und so werden wir Freunde. Wenn wir einander wirklich nicht mehr verstehen, ruft er seinen Neffen in Tabriz an, welcher dann für uns übersetzt 🙂
Wir werden an einen schönen Schlafplatz, mitten im Garten unseres neuen Freundes geführt. Kaum sind wir da, kommt auch gleich seine halbe Familie mit einer Melone vorbei und wollen uns auch unbedingt kennenlernen. Wir können uns vor lauter weiteren Angeboten zum Essen, Einladungen und Freundlichkeiten kaum retten.

Chalus
In Chalus in einer Art Stadtpark angekommen, wo die Leute auch alle am zelten sind, zieht sich das mit der Gastfreundschaft weiter, egal wo wir hinkommen, werden wir mit Essen und Freundlichkeiten überhäuft und die Leute würden uns am liebsten alle bei sich Zuhause aufnehmen. Wir kommen kaum dazu, uns mal in Ruhe der Körperpflege zu widmen oder unsere Erlebnisse zu verarbeiten. Auch hier kommen viele Leute vorbei, alle wollen Fotos vom RoKi machen und wir lernen Arash kennen, einen Marine-Offizier, der am Hafen in Bandar Abbas arbeitet (unser letztes Ziel im Iran, am persichen Golf) Er gibt uns seine Telefonnummer, falls wir in Bandar Abbas seine Hilfe brauchen. Danke, Schicksal!

Teheran
Trotz der wenigen Privatsphäre die wir bisher hatten, beschliessen wir in Teheran einen Freund von Knüsi zu besuchen. Von Chalus führt eine wundervolle Bergstrasse vorbei an Schluchten, hohen Bergen und Stauseen zurück ins zentrale, trockene Hochland vom Iran. Pouya, so der Name des Freundes, hat uns ein paar Tage zuvor auf Facebook kontaktiert und angeboten, dass wir in Besuchen sollen. Eigentlich wollten wir die Millionenstadt Teheran (geschätzte 18 Millionen Einwohner!!) umfahren, aber wenn man da jemanden kennt, sollte man schon hingehen. Wir sind ja nicht jeden Tag da.
Und das was jetzt kommt, ist ein krasser Kontrast zu allem anderen vorher!
Pouya, den Knüsi von Südafrika kennt, ist ein gutaussehender, blitzgescheiter Mann aus gutem Hause (Er sieht übrigens fast genau so aus wie Stu! Echt Wahr!) Kaum kontaktiert, sitzen wir mit ihm in einem der besten Restaurants der Stadt und essen Chelo-Kebap. Wir können unser Glück kaum fassen, als der gute Pouya uns anbietet, bei ihm Zuhause in den Indoor-Pool zu springen (evtl. hat man uns nach 3 Tagen ohne Dusche unsere Wünsche ablesen können, oder eben „abriechen“). Wir waren schon im Himmel und wurden noch glücklicher, als Pouya uns anbietet, bei der Schuhsuche zu helfen (nach der Dieseltränkung ging der Schuh auch noch verloren und Adi musste in Sandalen und Socken rumlaufen). Eins ergibt das Andere und wir treffen noch Amir, Pouyas Freund, kaufen Schuhe bei einem Trailrunner, lachen, plaudern und schwupps landen wir in einer teheraner-Privat-Party. Hier sei gesagt: In diesem Land ist Alkohol stengstens verboten und die Frauen müssen ihr Haar sowie den grössen Teil ihres Körpers bedecken. Doch was wir an dieser Party erleben, ist das pure Gegenteil. Erst mal gibts bei Cirrus auf der Terasse mit Hammerausblick einen Wodka-Shot, welcher das Eis schnell bricht. Dann trudeln lauter Supermodel-Damen im Hollywood-Outfit ein es wird getanzt, getrunken und geflirtet was dass Zeug hält. Kurz gesagt: Alles was „draussen“ verboten ist. Mannomann, was für ein Fest! Und das hier… Welch Ironie! Ohne Kopftuch fühlt Frau sich gleich 100x freier!
Pouya, wie gesagt blitzgescheit, erklärt uns vieles über seine Landsleute. Dass die Iraner, oder eben die Perser, schon so viele verschiedene Machthaber über sich ergehen haben lassen, dass sie geduldig werden mussten und sich so zwischenzeitlich immer wieder einen Weg suchen, das Leben eträglicher zu gestalten. Mann muss halt wissen wie! Und die Gesellschaft an Cirrus Party, alles gebildete Leute zwischen 27 und 42 Jahren, die wissens!
Danke Pouya, Danke auch deinen Freunden, es bleibt unvergesslich!

Abyaneh
So, jetzt werden die Hüllen wieder angelegt. Am nächsten Tag (wir haben nach der Party gleich bei Pouya geschlafen) fahren wir nach Abyaneh. Wir wollten zwar am Damavand wandern gehen, haben es uns dann aber anders überlegt :-).
Abyaneh ist genau das Gegenteil von Teheran. Ein charmantes, in rote Hügel eingebettetes Dörfchen, wo die Leute noch traditionelle Kleidung tragen und eine gemächliche, harmonische Stimmung herrscht. Beim herumschlendern treffen wir die ersten ausländischen Touristen, ein Paar aus Deutschland. Die beiden sehen aus wie typische Forscher, von Kopf bis Fuss in technischer Bekleidung in Erdtönen, sowie je einer riesigen Kamera um den Hals. Tatsächlich sind sie Iran-Experten und er hat sogar ein Buch über die Schmetterlingsarten im Iran verfasst. Dank den beiden finden wir auch einen perfekten Lagerplatz. Sie beide wissen nach ihrer 30sten Reise in dieses Land genau, dass man nie lange allein sein kann und verstehen unseren Wunsch nach ein bisschen Privatsphäre. Also offroad den Berg hoch und wir finden ein tolles Plätzchen im Niergendwo, wo Adi das erste Lagerfeuerchen unserer Reise machen kann.
Isa hat uns Esfahan empfohlen. Das wird unser nächstes Ziel uns so gehts auf den Strassen zwischen mit Melonen beladenen blauen Pickups, Motorrädern bepackt mit ganzen Familien und 1000en von alten Mercedes Kurzhauber-Lastwagen Richtung Süden.

Esfahan
Die Stadt ist wunderschön und wir geben uns der entspannten Stimmung hin. Vielleicht ist das der Grund, warum uns eine ganze Reihe glücklicher Zufälle passiert. Hier die Kurzform: Mohammed spricht uns im Teehaus an. Kaufen kleinen Teppich bei seinem Onkel, Essen Melone im Teppichgeschäft, Ludwig aus Holland stösst hinzu, lernen etwas über Teppiche, besuchen das Dach des Basars wo der Teppichflicker arbeitet. Sitzen im Gras vom Imam-Platz mit Ludwig. Treffen Ludwigs Bekannte Shima und werden zum Fruchtsaft eingeladen. Werden von Shima und ihren beiden Brüdern zum Couchsurfing überredet. Bringen Ludwig zu seinem Nachtlager (RoKi wird temporär zum 3 Plätzer), treffen Mohammend wieder (nun 4 Plätzer) und auf den Strassen wird Essen und Trinken verteilt, aufgrund eines religiösen Feiertags. Shima bringt uns zu ihr nach Hause. Alle Cousins und Cousinen treffen ein und das Wohnzimmer füllt sich mit jungen, lieben Leuten! Wir essen, lachen und dürfen bei bei Mohammeds Gitarrenspiel zuhören, tanzen und fallen todmüde ins extra für uns hergerichtete Bett. Und noch nicht genug… Tags darauf machen Shima und ihren zwei Brüdern für uns und Serdan (ein türkischer Couchsurfer, welcher auch bei Shima übernachtet hat) die privaten Stadtführer. Wieder stösst die ganze Verwandtschaft dazu und wir fühlen uns als wären wir ein Teil ihrer Familie. Mit grösster Mühe überzeugen wir sie am Abend doch noch davon, dass wir ihnen nicht länger zur Last fallen wollen und werden vollbepackt mit einem grossen Topf heissem Essen, Geschenken und vielen neuen Telefonnummern und E-Mailadressen und fahren raus aus der Stadt. Fazit: der Teppich verleiht Flügel!
Übrigens hat Shima gerade ihr Studium zur Tourismus-Managerin beendet und freut sich, wenn sie unseren schweizer Freunden ihre Stadt zeigen kann!
Die Nacht verbringen ausserhalb der Stadt in der Wüste, bei Vollmond, Nahe der Autobahn (links und rechts davon ist nähmlich auch nur Wüste und wir finden hinter einer kleinen Düne einen super Schlafplatz).

ChakChak
Wir steuern ChakChak an, ein kleines Pilgerdörfchen der Zarathustrier. Wir finden eine imposante Landschaft zwischen Bergen und Wüste und lassen uns irgendwo neben einem der wenigen Bäumen in der Wüstenlandschaft für den Rest des Tages nieder. Die einzigen Besucher heute sind eine Ziegenherde und deren Hirten, ansonsten gibt es hier einen unberechenbaren Wind und ganz viel Stille. Wir finden es super!!

Das sind die Kontraste, wie wir ihr nun seht, die uns hier jeden Tag wieder überraschen.
Falls du nun tatsächlich den ganzen Bericht bis zum Ende gelesen hast -> Chapeau! Es fällt uns bei all den Erlebnissen etwas schwer, uns kurz zu fassen 🙂
Aber gerade aus dem Land, worüber bei uns so viele Vorurteile herrschen, finden wir es wichtig, euch eine Vorstellung geben zu können, was hier alles abgeht und wie toll dieses Land doch ist.

Wir schicken euch ein grosses Stück der iranischen Herzlichkeit und unsere allerliebsten Grüsse aus der Wüste!

J&A

Türkei – Teil 2

Bei den Türken. Immer noch. (Teil 2)

Ja, hier bei den Türken lässt es sich leben. Wir haben sie richtig gern, die Männer im Anzug, die sich ständig anbieten bei Problemen zur Stelle zu sein, die jungen Leute, die uns beim Reifenwechsel zur Hand gehen und anschliessend ihren Geburtstagskuchen mit uns teilen, die uns zum Tee einladen wollen und, und und….Aber mal von vorne:

Unseren Treffpunkt Yesilova, den wir mit Markus und Christof vereinbart haben, erreichen wir schon 3 Tage früher. Das Dorf liegt in der Nähe des Salda Gölü. Den See haben wir auf Google Earth entdeckt und wegen seiner aussergewöhnlich dunkelblauen Farbe ausgewählt.
Google hatte recht, der See stellt sich tatsächlich als wunderschön heraus…Der Kiesstrand, der den 187m tiefen Kratersee umringt, ist so weiss, das man fast die Schneeblindheit davon kriegt. Aber nicht nur das. Wir treffen den ersten „Schweizer“ dort! „Do you speak english?“ fragen wir. „Äh, joo – au Schwiizerdüütsch!“ grinst uns der nette Typ an. So trinken wir also Tee mit Eyüp, der 18 Jahre in Oftringen gelebt  hat und dort seine Jugend verbrachte. Er trägt den ganzen Tag mit Stolz seine Adidashosen, in denen er zum Rechten schaut auf seinem Areal, für seine Besucher kocht und sich etwas Zeit nimmt für die Dorfalkoholiker. Das Areal wird von den Leuten als Picknick- & Naherholungsgebiet genutzt, da aber noch nicht viel los ist unter den Woche, dürfen wir uns nach belieben ausbreiten. Als Gegenleistung helfen wir einmal beim „fötzele“ (die brutal ernüchternde Kehrseite der Medaille – Söineggle!)
Aber hier einfach mal ganz offiziell unsere Empfehlung: Besucht Eyüp am Salda Gölü! Er ist ein herzlicher Gastgeber und ausserdem ein super Koch. Die Landschaft haut euch um, und obendrauf gibt es tolle Wandermöglichkeiten in der Umgebung. Wir haben es da also ganze 4 Tage mit baden, wandern, Schlangen und Schildkröten beobachten, Cay trinken, hängemättelen und Geburtstag mitfeiern ausgehalten (Rekord!).
Übrigens keine Sorge, der Reifenwechsel war eine reine Formsache… Das Reserverad haben wir einfach mal mit einem anderen getauscht, damit sich die Profile gleichmässig abfahren. Trotzdem sind uns nach wenigen Sekunden gleich die türkischen Hobbymechaniker zur Hand gegangen. 🙂

Am Montag endlich ist es dann soweit… Der silberne Chevrolet Cruze mit unseren 2 Freunden fährt vor! Wir freuen uns wie verrückt! Bier, Barbeque und viele Geschichten füllen den Abend mit den beiden lieben VgF-lern aus. Herrlich!
Zu viert nehmen wir uns dann einige Touri-Highlights für die folgende Woche vor.

Unser erstes Ziel ist das Touristen-Mekka Pamukkale. In einigen der Kalkbassins, die aussehen als wären sie aus Eis, ist es in einigen davon sogar erlaubt zu baden und auch wir tünklen unsere Füsse im seich-leien Wasser. Zwar sind die ausserirdisch anmutenden Bassins halt schon überladen von den vielen vielen Leuten. Aber das einzigartige Naturschauspiel ist trotzdem einfach hinreissend und lässt uns staunen.
Wir dürfen beim Hotel Göreme (Im Baumarkt haben wir den Besitzer zufällig kennengelernt, der hat uns dann gleich eingeladen) unseren Roki in den Garten neben den Pool stellen und die beiden Jungs zelten daneben. Dort treffen wir auch noch 2 tschechische Studenten, die im Rahmen des Erasmus-Programms ein Semester Architektur in Istanbul studieren. Wir verbringen einen fröhlichen Raki-Abend mit ihnen und so kommt es, dass sie am nächsten Tag gleich mit im Cruze nach Ephesos fahren. Dort, während wir auf den Spuren der Römer und Griechen wandern, sind sie als angehende Architekten am richtigen Ort und wir versuchen, ihr Hintergrundwissen zu nutzen 🙂 Zum Dank, dass die beiden Studenten Lukas und Nathalie mitfahren durften, spendieren sie uns noch ein Bier. Leider wählen wir den Standort zum anstossen schlecht aus und werden prompt weggeschickt. Wir übersehen dummerweise, dass wir es uns direkt neben einer Moschee gemütlich gemacht haben. Ups.

Besonders hervorgehoben sei hier neben Pamukkale, das „Kelebekler Vadisi“, das Butterfly Valley, das südlich von Fethye an der Küste liegt. Das Dorf Faralya ist zu unserer Besuchszeit am späten Nachmittag herrlich ruhig und der kurze Blick die Klippe hinunter verrät, dass der Reiseführer wohl nicht übertrieben hat. Wirklich sensationell ist das hier – Eine happy-Hippie-Atmosphäre. Unser Glück ist komplett, als wir beim freundlichen Besitzer des Hotel Onur einen Schlafplatz für 15 TL erhalten (Camping kostet sonst überall mind. 40 TL) und obendrein dürfen wir die sauberen (was für eine Wonne!) WCs und sogar den Swimmingpool benützen. Um dem Hotelbesitzer unsere Dankbarkeit zu zeigen, entschliessen wir uns dafür gleich dort zu Abend zu essen und werden von der Mama mit einem 4-Gang Menü verwöhnt. (Für das Festmahl für 4 Personen inkl. Hammer-Aussicht auf der Terrasse bezahlen wir 33 EUR. ) Anderen Tags geht’s früh los hinab ins Tal. Wir wollen den, laut Beschreibung im Internet, seeeehr krassen Abstieg zu den Schmetterlingen wagen. Den engen Pfad mit einigen Kletterpassagen meistern wir wie die Profis und kommen in der Hälfte der angegebenen Zeit im Tal an, wo alle Häuschen und Wegweiser  im Hippie-Stil angemalt sind. Die Schmetterlinge sind aber nirgends zu entdecken, jedenfalls nicht mehr davon als sonstwo. Trotzdem lohnt sich der Weg allemal, nur schon wegen der super Kletterei dahin. Hier noch eine kleine Anmerkung: Es ist also möglich, mit einem gerissenen Kreuz- sowie Seitenband den Weg runter und wieder rauf zu klettern. Empfiehlt sich aber nur für die GANZ harten Jungs (Christof ist einer davon).

Weitere Highlights – im wahrsten Sinne des Wortes – sind beispielsweise der Schlafplatz in Datça, wo wir Zeugen eines Waldbrands werden (aber keine Angst, die Feuerwehr hier ist so fix wie die Dönerkuriere Zuhause!), die Fahrt nach Knidos oder diverse Passstrassen, wo sich die Jungs wie auf einer Gokart-Strecke austoben oder auch nur schon der Besuch des Baumarkts, wo sich der Kauf eines Zelts als amüsante Demonstration türkischer Tüchtigkeit entwickelt. Tüchtigkeit im Sinne von „Komm wir holen noch den fünften Kollegen hinzu, vielleicht machts ja dann der…“

Wir verbringen also eine wunderbare Zeit mit dem VgF (Vereinigung glückliche Ferien), beim herumcruisen, Bierli trinken und haufenweise Kebap essen, die mit dem Besuch von Antalya endet, wo die beiden vor einer Woche angekommen sind.
Die Grossstadt wird von uns noch eingehend bespaziert und wir trinken gefühlte 50 Cays, bis wir ein wunderbares Lokal mit Live-Musik zum Abendessen finden („Hi-Jazz“). Da gibts Hamsi, kleine gegrillte Fischli, eine Spezialität von Antalya, sowie eine Hochzeitsgesellschaft, die zu unserer Unterhaltung beiträgt.

Und schon ist die Woche um und wir müssen Markus und Christoph schweren Herzens tschüss sagen. 🙁 Danke ihr zwei, dass ihr eure Ferien genutzt habt, um mit uns gemeinsam ein Stück der Reise zu gehen. Es war uns eine Riesenfreude!

Die folgenden zwei Tage nach dem Abschied sind Fahrtage.
Nach den ersten 7 Stunden am Montag erreichen wir Göreme in Kappadokien mit seinen lustigen Steintürmchen, in die die Einwohner ihre Wohnungen in den Tuft- und Sandstein gegraben haben. Ein Spaziergang ins Dorf zeigt, dass die meisten der Touris wohl hierhin kommen, um eine Ballonfahrt über die skurrile Landschaft zu unternehmen. 1000e von Angeboten gibts.
Wir schauen uns den Sandkasten lieber von unten an.
Fahrtag zwei führt über teils schnurgerade Landstrassen, die sich in endloser Weite verlieren. Wir haben das Gefühl, wir sind in Amerika – landen tun wir aber in Trabzon am schwarzen Meer.
Dort wollen wir das Iran-Visa beantragen und haben uns gut vorbereitet. Leider nicht gut genug. Heute ist ein Feiertag und morgen eventuell auch noch gleich und dann ist schon bald Wochenende. Unsere Chancen stehen im Moment eher schlecht, so schnell wie möglich in den Iran zu kommen.
Wir sitzen nun also vorläufig in Trabzon fest und kümmern uns dafür um den RoKi, der bekommt einen grossen Service bei einer offiziellen LandRover-Garage. Und ausserdem müssen wir noch geeignete Kleidung und Haarfarbe für Janine besorgen. Ab jetzt ist fertig Miniröckli. Und fertig blond.

Nun gut ihr lieben…Die Internetverbindung wird ja nicht mehr besser. Vielleicht dauerts etwas länger, bis der nächste Bericht von uns kommt.
Wir wünschen euch viel Spass in eurem wundervollen Alltag! Denn für uns ist die Vorstellung, jeden Tag unter eine blankpolierte Trinkwasserdusche zu hüpfen der pure Luxus. (Also geniesst das dafür für uns ein wenig 😉 Danke).

J&A

Griechenland – Türkei

Griechenland (zum 2.)
Unsere vierte Woche beginnt. Der Montag soll ein Wandertag werden. Das Wetter ist uns mittlerweile sehr wohl gesinnt. Auf der Karte finden wir im Landesinnern einen etwa 1000m hohen Hügel und den erküren wir zu unserem Ziel. Bei Stefanina, einem kleinen Dorf am Berg, erleben wir dann wunderbare Idylle, und kriegen eine grosse Portion griechische
Gastfreundschaft zu spüren.
Das ging so: Kaum auf dem Dorfplatz angehalten und von den Einwohnern etwas belustigt beäugt, zerrt uns eine quirrlige Dame in die Dorfbeiz. Da sitzt der Dorfpolizist Leonid, der als einziger ein paar Brocken Englisch spricht. Wir versuchen zu erklären, dass wir auf den Berg wandern wollen, stossen aber auf taube Ohren, denn mit diesem Auto könne man da  schliesslich hochfahren. Ja, da hat er natürlich auch wieder Recht. Nachdem uns Leonids Vater auf einen Kaffee eingeladen hat, fahren wir hinter Leonid her, die Bergstrasse hoch. Nach ca. 20 min. Fahrt erreichen wird die Schweinefarm der Familie. Die glücklichen Säue und ihre über 200 Ferkel leben da im Schatten des Walds und werden von 6 Hunden bewacht.
Die grossen bewegen sich frei im Wald und kommen alle auf den Abend wieder ins Gehäge zurück. Für die kleinen ist das, wegen der vielen Wölfe da Oben, zu gefährlich. Darum bleiben die bei den Hunden.
Leonid gibt sich grosse Mühe, all unsere Fragen über die Tiere mit seinem herrlich schlechten Englisch zu beantworten. Er muss gehen und verspricht uns, nachher in der Beiz auf uns zu warten.
Wanderwege oder ähnlich haben wir keine entdeckt, also wollen wir wenigstens einmal um den Berg herum fahren. Wie das so war, seht ihr in dem kleinen Video unten. Zurück in Stefanina, werden wir von 2 weiteren Leuten in der Beiz eingeladen und es herrscht allgemein frohe Stimmung, dass doch mal endlich 2 Touristen den Weg ins kleine Dörfchen gefunden haben. Obendrein bietet unser Freund Leonid uns einen super Schlafplatz an. Im Wald, wo die Wasserquelle des Dorfes entspringt, dürfen wir uns einquartieren (die Quelle ist da tatsächlich in einem riesigen
Baumstamm drin!) Zwar bekomen wir noch schrägen Besuch von 2 sehr aufdringlichen Kräuter-Verkäufern, (wir bringen euch dann Oregano mit! 🙂 ) schlafen dann aber gut unter den uralten Ahornbäumen.
Vom charmanten Kleinod steuern wir nun auf die Mega City Istanbul zu. Gegensätze sollen das Leben ja spannend machen. Wir legen vor der türkischen Grenze in Alexandropolis noch einen Stop zum relaxen ein und machen uns dann auf ins Getümmel.

Türkei
Grenzübergang 1 ist zwar aus irgendwelchen Gründen gesperrt. Doch nach 1h Umweg befahren wir ohne irgendwelche Probleme türkischen Boden.  (Der griechische Beamte grinst nur übers ganze Gesicht und zeigt nach dem Blick ins Auto seinen „Daumen hoch“)
Istanbul mit seinen 16 Mio. Menschen kann man wirklich als pulsierende Stadt bezeichnen. Es ist lärmig, bunt, touristisch, Nachmittags völlig überlaufen und herrlich chaotisch und freundlich. Und – es hat Katzen hier ohne Ende. Die Türken lächeln alle freundlich und möchten uns unbedingt Tee anbieten und Geschäfte mit uns machen. Klar. So kommt es, dass wir jetzt neben unserem Oregano, auch noch Tee, Salatgewürz, Nüsse und neue Ohrringe mit dabei haben. Tja, was will man sagen… Die habens einfach drauf.
Wir lassen uns voll in die Touri-Ströme ziehen und machen eine Bosporus-Schifffahrt, schreiten Barfuss über den samtigen Teppich der imposanten blauen Moschee, tauchen ins Gewirr des Bazars, essen Kebap und wandern hoch bis zum Taksim-Platz (einige Polizeiautos stehen übrigens immer noch da). Dank dem lieben Internet wissen wir, dass auch unser Velofreund Spike in der Stadt ist und verabreden uns mit ihm. Wir haben einander von den letzten 2 Wochen viel zu erzählen und verbringen den Abend bei Chai, Efes, Köfte und Iskender-Kebap gemeinsam.
Nach dem Trubel und über 20 Sightseeing-Kilometern sind wir ziemlich geschafft und wollen nun wieder ins Grüne. Also beschliessen wir, am nächsten Morgen ans schwarze Meer zu fahren. über die grosse Bosporus-brücke fährt unser Roki zum ersten mal auf dem asiatischen Kontinent! 🙂 In Sile (Ja Sile – die Stadt heisst wirklich wie du!) müssen wir natürlich anhalten. Das kleine, bescheidene Städtchen liegt an zerklüfteter Küste und schon scheint das geschäftige Istanbul in weiter Ferne.

In der Nähe von Agva platzieren wir Roki 20m vom Meer entfernt und freuen uns über das entspannte Beach-Feeling… Aber mit der Ruhe sollte es bald vorbei sein. Der Zufall will, dass ein golden Retriever genau auf Janine zusteuert und sein Halter Christopher, ein schwuler Amerikaner, beginnt sofort uns angeheitert zu berichten. Sein neuer türkischer Freund Keram und er, sowie Lumpi der Hund (echt wahr! :)) machen gerade sowas wie den ersten Urlaubstest.
Die beiden haben schon reichlich Bier intus und erzählen uns sehr offen aus ihrem Leben. Sie lassen sich von uns zu Spaghetti einladen und schleppen noch mehr Bier an. Der Abend ist lustig und ausgelassen (Adi wird laut der beiden als „hot“ eingestuft) und für uns wie eine Fernseh-Soap… Denn die beiden verstehen es, sich in die strübsten Lebenssituationen zu verstricken (Erinnert ein wenig an dich, Nad :)) und wir brauchen nur selten was zu sagen… Denn sie plappern in einem Fort. 🙂
Anderntags bekommen wir schon wieder Besuch. Zum einen von einer Herde Ziegen und zum anderen von den „Heavy Brothers“ eine Gruppe türkischer Enduro-Fahrer. Ihr Präsident, Cenk, ist gerade dabei, seine 1200er BMW zu verkaufen und will sich stattdessen eine Defender anschaffen. Unser Umbau, vorallem das Hubdach beeindruckt sie ausserordentlich.
Sie sind alle total interessiert und zeigen uns einige coole Routen im ganzen Land. Die Biker-Jungs sind schon recht herum gekommen hier in der Türkei und im mittleren Osten. Wir schliessen sofort Freundschaft und die Jungs kochen abends für uns, schenken Raki aus und lachen über unsere  Reaktion bei ihren türkischen Spezialitäten. (Violetter Rüeblisaft mit reichlich Chili… Gmpf…) Wir geniessen den Abend mit Gleichgesinnten und plaudern bei Köfte und Lamm angeregt über Outdoor-Themen… Viel zu rasch vergeht der Abend!
Weiter gehts südwärts, wir wollen etwas Strecke schaffen. Ein See bei Iznik wird von uns als nächstes Ziel anvisiert. Wir fahren durch Landwirschaftsgebiet, an silbernen Olivenhainen vorüber und begegnen endlos vielen Traktoren – alle mit mindestens einer bekopftuchten
Frau auf dem Anhänger geladen. Es werden Früchte am Strassenrand verkauft und es herrscht friedliche Geschäftigkeit. Unser Schlafgemach liegt heute direkt am See, unweit von ein paar Fischern. Die Kinder spielen und beobachten uns mit scheuer Neugier. Als ein kleiner Junge sich beim hinfallen das Knie aufschlägt, nehmen sie ihren Mut zusammen und kommen vertrauensvoll zu uns. Süss, der Junge lässt sich tapfer von uns verarzten und seine Schwestwer guckt mit grossen Augen zu. Wer weiss, vielleicht liegts am schweizer Kreuz, das RoKi schmückt? Sie bedanken sich herzallerliebst und hüpfen aufgeregt davon.
Nicht viel später fährt rassig ein ganzer Wagen voller Leute zu… 3 Frauen in unserem Alter gigelen fröhlich und besuchen uns zusammen mit ihrer Kinderschar. Wir verstehen kein Wort und sie auch nicht 🙂 Trotzdem haben wir eine lustige Unterhaltung mit den aufgeregt schnatternden, übers ganze Gesicht lachenden Damen und Kinder. Super liebe Leute sind das hier – wir sind von ihrer Herzlichkeit gerührt.
Rund um den See hats skurril aus der Landschaft ragende Felsen. Wir klettern auf 2 davon und geniessen die Aussicht, sowie das anschliessende kühle Bad im Nass. Eine Idylle ist das hier… Die Türken sind überall am grillen und Picknicken, es ist anscheinend ein Feiertag. Ein Problem gibts allerdings. Eine unserer Gasflaschen ist leer. Wir klappern vergeblich die Tankstellen ab, die zwar haben was wir wollen, es jedoch nicht in unsere Flasche kriegen. Fast schon, entschliessen wir uns, eine türkische Flasche zu kaufen, als wir die rettenden Männer treffen.¨
Die nächste Tankstellen-Familienbande ist entschlossen uns zu helfen. In den nächsten 1.5 Stunden basteln und tüfteln sie an Adapter, Schlauch und Flasche herum. Und – oh Wunder! Es funktioniert! Ab sofort sind wir in der Lage, bei jeder LPG Tankstelle unsere Gasflaschen zu füllen. (@Eusi, quasi Wynengas). Yeah!
Freudig fahren wir los, immer südwärts und befinden uns nach ca. 2h plötzlich in fantastischer Landschaft. Fast schon amerikanische Weite, tiefe Schluchten und weit und breit keine Zivilisation mehr zu sehen. Hier, oberhalb eines Flussbeckens finden wir den perfekten Schlafplatz. (Koordinaten auf Anfrage :))

Zum Trost für euch Daheimgebliebenen, die ihr so tüchtig arbeitet und weniger Zeit zum relaxen habt, so wie wir… Es gibt in unserem Paradies auf vier Rädern auch miserable Tage!
Ein Beispiel: Tagesziele sind waschen, Autogarage zum Getriebeöl-Check, WiFi finden zum Reisebericht-upload. Das sind viele Ziele ja – deshalb denken wir uns, früh losfahren und nicht enttäuscht sein, wenn halt nur 1 der 3 erreicht wird. Tatsächlich erreichen wir gar nix und stattdessen bleiben wir im Horror-Verkehr einer verlumpten Kleinstadt stecken, das Navi lässt uns im Stich, die Kreditkarte funktioniert nicht, Waschsalons gibts nicht (langsam wirds eng mit den frischen Unterhosen),Garagen verkaufen nur Gebrauchtwagen und Wifi ist auch im 3. McDonalds und der 5. Dönerbude kein vernünftiges zu finden. Ausserdem treibt uns der Heuschnupfen in den Wahnsinn und die Blase drückt auch noch im falschen Moment. Ach ja- wenn dann auch noch das unkaputtbare Handydisplay in die Brüche geht- Dann kommen wir ziemlich an die Grenzen.
Abwechslungsweise hält einer am Optimismus fest und der andere widmet sich dem Fluchen. Bei der Schlafplatzsuche werden wir vor Bären gewarnt und irren verzweifelt umher, praktizieren U-Turn noch und nöcher, schnauzen uns an und beruhigen uns wieder….Und denken uns dann, wie einfach das alles doch Zuhause wär.

Ein Wort zur Bordküche, falls das jemanden interessiert:
Neben Klassikern der Reiseküche wie Spaghetti mit Sauce-Surprise, Reis mit Resten, oder Gschwöuti mit „was der Kühlschrank hergibt“ haben wir dem kleinen Gasherd schon ein paar Highlights entlockt. Fajitaplausch, Knoblibrot, Trüffelpasta oder Dampfzwiebeln. Das erste Brot ging leider in die Hose. 🙁 (Vor lauter Besuch-Ablenkung die Hefe vergessen. Fataler Fehler).

Es sind nun also schon mehr als 4 Wochen vergangen. Die Zeit rast!
Aber wir vermissen euch manchmal und trösten uns mit euren USB-Sticks  mit den Worten: „Von wem möchtest du heute was hören?“ 🙂 Wir freuen uns schon wahnsinnig, bald die kleine VgF-Delegation in Yesilova zu treffen und mit ihnen den Süden unsicher zu machen!

Bis dann wünschen wir euch einen herrlich heissen Sommerstart, geht campen & offroaden, zeigt stolz eure Bikinifiguren und habt viel Spass bei den ersten schwarz durchgebrötleten Cervelats!

Mazedonien (FYROM) & Griechenland

Mazedonien – (zum 2.)
Skopje hat eine Überraschung für uns bereit. Als wir am Morgen auf dem Camping an der Autobahn aufwachen, scheint die Sonne. Wir beschliessen also, eine kleine Wanderung zu diesem riesigen Kreuz oben auf dem Berg zu unternehmen. (Das sieht man nämlich schon von weitem, wenn man in die Stadt fährt). Also einmal Proviant  einpacken und Wanderschuhe montieren, und es kann los gehen zum „Millennium-Kreuz“. Viele Polizisten hats überall an den Strassen…
Was könnte denn da los sein? Munter spazieren wir drauflos und begegnen immer mehr Polizisten. Irgendwann dämmerts uns dann…Adi hat irgendwo mal ein Plakat gesehen. Es ist Balkan-Rally! Tolle Sache. Ziemlich genau die Strecke, die wir da den Berg hoch wandern, werden ab Mittag die Rally-Fahrer hinaufrasen. Etwa in der Hälfte des Bergs, da sind sie dann alle. Bunt beklebte Peugeots, Citröens, und auch ein paar ziemlich „abeghuebereti“ Vehikel, wie Yugos oder Polos. Und eifrig wird Motorengeheul demonstriert und cool rumgestanden. Wir mischen uns unter die Fans und bestaunen die Autos. (Anm. Adi: Es hat aber auch recht professionelle Mitsubishi EVO’s dabei. Anm. Janine: Und unter den Fahrern gibts sogar ein Ladies-Team!)
Wir wandern weiter Richtung Gipfel und erreichen bei den ersten Regentropfen die Beiz, die es da oben gibt. Ca. 2,5h wandern, da haben wir uns den Proviant verdient. Wir setzen uns zu 2 Männern. (Vater und Sohn aus Skopje, die sind mit der Bahn rauf gekommen, der freundliche Vater ist nämlich schon 85) Der etwas verstört wirkende jüngere Mann, der freut sich so sehr, dass er seine wenigen Deutschkenntnisse wieder mal zeigen kann, dass er uns in der vollen Beiz lautstark die deutsche Nationalhymmne als Ständchen singt. Sehr nett. Ähm…Naja, dann auf Wiedersehen.
Es ist nass, also nehmen wir die Bahn bis zur Mitte des Bergs. Eine sehr moderne Bahn übrigens, die völlig entgegen unserer Erwartung läppische 50 Cent pro Fahrt gekostet hat. 🙂
Wir essen bei der Bahnstation was zu Mittag und hören/schauen dem bunten Treiben der Rally zu. Eine Anmerkung zum Essen: Mann muss hier einfach immer wieder essen gehen! Für 3-4 Euro gibt es schon ein wahres Festmahl und wir könnens uns fast nicht verkneifen, all das leckere Zeug zu probieren!
Da wir nicht von Rennwagen überfahren werden wollen, nehmen wir den Umweg nach ganz unten und kommen zum RoKi zurück, der brav auf uns gewartet hat.

Nächstes Ziel: Ohrid-See. Mittlerweile sehnen wir uns nach einer warmen Dusche, die Wanderung hatte es nämlich in sich. Die Campingplätze enttäuschen uns aber bitter. Sie sind entweder geschlossen und es häufen sich Wohnwagen-Wracks im hohen Gras, oder sie sind zwar offen, haben jedoch sanitäre Anlagen, die diesen Namen weder verdienen, noch als solche erkannt werden würden. Wir ersparen euch die Details. Kosten würde es aber dennoch 25 EUR.
Darum gönnen wir uns das erste Mal ein Hotelzimmer. Für 35EUR gibt es da nämlich nicht nur eine saubere, heisse Dusche, sondern auch noch Frühstück inklusive. Dankeschön!

Ohrid selbst, ist ein hübsches Städtchen mit vielen Touris. Wir lassen uns von der tollen Aussicht von der Burg des Zar Samuel bezaubern und schlendern in den Gässchen. Hier stehen überall Yugos und Zastavas rum. Die alten, charmanten Karren meistern die stotzigen Pflastersteinsträsschen noch immer überraschend gut. Hier herrscht eine recht multikultige Stimmung. Was die Camperszene betrifft, ist dort jedoch noch keinen Einfluss
zu sehen. Wir fahren der schönen Küste entlang und halten Ausschau nach einem Plätzchen.
Schliesslich finden wir am nächsten Gewässer, dem Prespa-See ein Hotel direkt am Wasser. Obwohl das Otosevo-Plaza eine Baustelle ist, die ihre besten Zeiten dann noch vor sich hat, dürfen wir uns auf dem Parkplatz einquartieren. Die nette Besitzerin erlaubt uns, ihre Toilette zu benutzen.
Weil die Landschaft (800 m.ü.M.) da wiklich wunderschön ist, und die Bauarbeiter sich auch ganz freundlich zeigen, bleiben wir gleich 2 Tage und geniessen das wärmere Wetter. Wir waschen mal wieder (von Hand – ganz schön anstrengend) und faulenzen.
Einmal bekommen wir sogar Besuch! Ein schwarzer Citröen mir 4 belederjackten jungen Typen fährt vor. Sie haben im Nachbardorf vernommen, dass hier ein Landrover steht und sind nun extra hergefahren, um sich unseren RoKi anzuschauen. (Bauarbeiter-Buschtelefon funktioniert). Sie sind voll begeistert und bombardieren uns mit Fragen und verschwinden genauso schnell wieder, wie sie kamen.
Als Dank für die beherbergung gehen wir dann im Hotel essen. Das muss hier erwähnt werden, denn so gut haben wir 10 Euro selten investiert. Wir speisen also wie die Götter und schlagen uns die Bäuche voll. Endlich erlaubt uns die Internetleitung auch, am Abend mal einen Film zu schauen. Winnetou „Schatz am Silbersee“ müssen wir uns unbedingt ansehen, um die Landschaft an den Plitvicer-Seen, wo wir waren, wiederzuerkennen. Cool!

Griechenland
Wir verabschieden uns vom von den ehemaligen jugoslawischen Staaten und fahren Richtung Griechenland. Auf der Karte sehen wir einen Ort Namens Dion (So heisst Janines Neffe), also müssen wir natürlich dahin. Camping am Meer beziehen, Strandspaziergang als einzige
Touris und auch noch ein nettes Gespräch mit 2 unterbeschäftigten Griechen, so empfängt uns das Land, nebenbei auch mit Sonnenschein. Das fängt schon mal super an! Dimitris, ein grauhaariger, sympatischer Grieche, der viel über die Geschichte des Landes und der Götter zu erzählen weiss, schwärmt vor, dass eine Besteigung des Olymps (der Sitz der Götter) einen lebenslang verändern soll. Darum fahren wir anderntags die kurvige Bergstrasse durch den wunderschönen Nationalpark hoch. Auf dem Gipfel liegt noch Schnee und leider sind die Unterkünfte auf dem Wanderweg geschlossen. Tja, dann geben wir uns halt mit der Mittelstation zufrieden. Soll wohl nicht sein, dass wir uns verändern 😉
Dafür besuchen wir noch die historischen Ausgrabungen in Dion, wo einst Alexander der Grosse gewohnt hat. Wir sehen sogar die WCs, wo er bestimmt auch mal gessessen haben wird 🙂 Dann entdecken wir noch ein wunderschönes Kloster (des hl. Dionisyus) und nebenbei wild lebende Schildkröten (da muss man ganz schön aufpassen, dass die einem nicht unter die Räder kommen!)

In Korinos, zurück an der Küste, steht die Touristensaison noch an. Momentan sind die Strassen leer, die Spielautomaten verlassen und die Souvenirshops tot. Ach ja, viele Pelzgeschäfte gibts hier, denn es kämen oft Russen (man stelle sich vor, tagsüber Bikini tragen und Abends Pelz shoppen :))
Bei Georgius, einem deutsch quasselnden Griechen auf dem nächsten Camping, verbringen wir den Abend. Nach fast 3 Wochen skypen wir über 2 Stunden mit unseren Familien und Freunden und geniessen die vertrauten Gesichter.
Ach ja…Erste Zeitzone überschritten – wir sind euch jetzt eine Stunde voraus.

Am Freitag machen wir einfach mal Nix. Samstags brechen wir auf nach Sithonia, eine Halbinsel am toronäischen Golf. Wir fahren via Thessaloniki und sind von der Grösse der Stadt ziemlich beeindruckt. Wir finden einen Camping mit wunderbar kitschigen Palmen und der freundliche
Chef ist gerade daran, die Saison zu eröffnen. Ausser uns ist deshalb fast niemand da. Das Meer ist kalt, aber wir stürzen uns trotzdem hinein und geniessen endlich die Sonne, das idyllische Vogelgezwitscher und das typische Badeferien-feeling.
Dazu gehört am Abend auch ein Bierchen, das wir im Nachbardorf dann finden. Wir hätten gern mal wieder Gesellschaft, die wenigen Touris sind aber (wahrscheinlich) Russen und eher mit sich selber beschäftigt. Hier kostet das Bier übrigens gleichviel wie in Luzern. Darum verkneifen wir uns wenigstens die Cocktalis 😉

Hellas aus Griechenland also! Wir bemühen uns, etwas über die vielen Götter zu lernen und werden den zuständigen dann beauftragen, ganz viel Sonnenschein in die Schweiz zu schicken.
Uns gehts also bestens – wir hoffen für euch dasselbe!
Allerliebste Grüsse
Janine und Adi

 

 

Balkan – 2. Teil

Bosnien – Kroatien – Montenegro – Albanien – Kosovo – Mazedonien

Bosnien
– zum 2.
Den Abend in Sarajevo verbringen wir das erste mal mehr oder weniger komplett im RoKi. Also das heisst, unser rollendes Daheim wird in ein Wohnzimmer umgebaut. Draussen schüttet es weiter wie aus Kübeln. Mit einem guten Buch und dem schreiben des ersten Berichts geht die Zeit auch schnell vorüber.
Der folgende Tag empfängt uns bewölkt, aber trocken. Mit einem Monster-Schoggigipfel aus der Pekarna rütteln wir im überfüllten Tram (das noch aus 70er-Jahre Sowjet-Beständen sein muss) rein nach Sarajevo. Sarajevo, eine Stadt, welche in der Geschichte mehrmals an die Weltöffentlichkeit gelangte. Der 1. Weltkrieg wurde hier ausgelöst (durch die Ermordung eines Mitglieds der österreichischen Kaiserfamilie), 1984 waren hier die olympischen Winterspiele und in den 90er Jahre war die Stadt während dem Bosnienkrieg rund 1400 Tage belagert. Jeder Sschoss auf jeden. Die Stadt lag danach in Trümmern. Schreckliche Dinge passierten in dieser Stadt. (Bei Interesse, lest euch mal ein bisschen ein, zB auf Wikipedia.)
Aufgrund der Auseinandersetzungen von damals gibt es in Bosnien immer noch ausländische Militärpräsenz, die sog. EUFOR ALTHEA. Die schweizer Armee beteiligt sich auch daran, mit einem kleinen Detachement in sogenannten LOT-Häusern. In Mostar treffen wir sogar zufällig auf ein kleines Grüppchen im schweizer Tarnanzug, mit welchem wir ein paar Worte wechselten. Schönen Dienst euch noch!
Genug der Geschichtslektion. Also, raus aus dem Tram, rein in die Altstadt. Enge Gassen, Souveniershops, viele Tauben und noch mehr asiatische Touristen. Alle paar Meter eine Moschee, danach aber wieder eine orthodoxe- und auch eine römisch Katholische Kirche. Sarajevo wird auch als das Jerusalem Europas bezeichnet, weil hier so viele Religionen dicht
an dicht beheimatet sind.
Neben dem herumbummeln in den Gassen, besuchen wir auch eine kleine Ausstellung, welche das Massaker von Srebrenica thematisiert. Fotos und Videos lassen es einem kalt den Rücken herunter laufen. Die Namen und Fotos der 20’000 Opfer sind an den Wänden zu sehen.
(Auch hier, wer dieses dunkle Kapitel nicht kennt -> Google ist dein Freund.) Nachdenklich und mit einem ziemlich flauen Gefühl im Magen verlassen wir die Ausstellung und machen uns zurück auf den Weg zum Campingplatz, wo RoKi und sein Wachhund geduldig auf uns warten.
Durch die bosnische Teilrepuplik Srpska fahren wir nun also über endlose, kurvige Strassen, vorbei an zum Teil äussert armen Dörfern zurück an die Küste, in die kroatische Exklave Dubrovnik.

Kroatien – zum 2.
In Dubrovnik angekommen sind wir ab der hohen Polizeipräsenz und der vielen abgesperrten Strassen etwas irritiert, finden aber doch noch den Camping. Dieser wird zwar als einer der teuersten in unserem bisherigen Reiseleben in Erinnerung bleiben, dafür sind wir nahe
vom Zentrum.
Die hohe Polizeipräsenz erklärt sich im übrigen damit, dass in Dubrovnik gerade 40’000 jugendliche Katholiken eine grosse Open-Air Messe feiern. Hunderte von Reisecars verstopfen überall alle Parkplätze und Trottoirs und am Abend sieht man überall Teenie-Grüppchen in der Altstadt. Wir ziehen, es ist ja schliesslich Samstag Abend, auch ein wenig durch die Bars in der wunderschönen Marmorstadt und lassen uns dann von einem Taxi zurückchauffieren.
Der nächste Tag ist dann (endlich!) der erste komplette Sonnentag auf unserer Reise! Die Altstadt Dubrovnik’s begrüsst uns von der schönsten Seite. Ein echtes Juwel, alles aus Marmor, schöne Kirchen, grosse Stadtmauer, Wachtürme, ein kleiner Hafen, enge Gässchen. Und leider auch komplett überlaufen von Touris und deswegen auch alles schweineteuer. Die Preise brauchen sich hinter Stadt-Luzerner Preislisten nicht zu verstecken. Im Sommer
muss es mittlerweile sehr hoch zu und her gehen, da viele internationale Jetsetter mit ihren Yachten vor Anker gehen. Ein krasser Gegensatz zu dem ein Tag vorher besuchten, eher ärmlichen Sarajevo.
Gestärkt mit Cevapici fahren wir an diesem Sonntag nur gerade mal 10km weiter, nach Kupari. Wir wollen es nach der langen Etappe vom Samstag etwas ruhiger angehen. Ein kleiner Camping mit grandioser Aussicht aufs Meer ist schnell gefunden und wir können zum ersten mal kurze Hosen anziehen und in der Sonne relaxen. Und waschen. (Einen Tumbler haben wir ja nicht dabei, also muss die Sonne schon mitspielen)
Da es in der Nacht dann wieder anfängt zu regnen, beschliessen wir weiter nach Montenegro zu fahren.

Montenegro
Kleine Anektote aus Montenegro. Frage, was haben die hier für eine Währung? Keine Ahnung. Also mal den nächsten Bankomanten ansteuern und etwas einheimisches Geld rauslaussen. Die Auswahl auf dem Display war 10, 20, 50 oder 100. Ja, aber 100 was?
Montenegrinische Lira? Konvertible Dollar? Immer noch keine Anhnung. Also mal auf gut Glück „50“ gedrückt und heraus kamen tip tope Euro-Scheine. Leicht verwirrt fahren wir weiter bis ein Stückchen nach der Bucht von Kotor, wo wir auf der Suche nach einem Camping in einem kleinen Café mit WiFi anhalten. Tataaa, Google sei Dank wissen wir nun, das Monenegro 2006 den Euro eingeführt hat, ohne aber dabei zur Währungsunion zu gehören. Tja, manchmal merken wir, das wir wohl nicht auf alle Länder so gut vorbereitet sind wie bis anhin gedacht.
Weiter finden wir über Montenegro heraus, dass:
a) der Tourismus in Montenegro noch etwas in den Kinderschuhen steckt
b) ein auf dem Navi eingezeichneter Campingplatz überhaupt nicht mehr sein muss, als ein überwucherter Stellplatz für Wohnwagen-Wracks und
c) dass in der Nebensaison überhaupt gar nichts läuft.
In der Nähe von Petrovac finden wir in der an der Küste doch noch einen Camping, der einigermassen zu empfehlen ist. Nach einem kleinen Standspaziergang am Abend fängt es dann auch wieder an zu regnen. Bäääääääääh! Als wir schon unsere Spaghetti Carbonara verdrückt haben, kommt Michael, ein velofahrender Engländer aus Birmingham, mit dem Ziel Neuseeland (!) aufs Areal und will draussen vor seinem Zelt im Regen noch sein Abendessen kochen. Wir laden in dann ein, er dürfe unsere Küche „im Schärme“ benutzen. Sichtlich erfreut über das Angebot verbringt er dann noch den ganzen restlichen Abend mit uns unter unserer grossen Markise und bei einem Bierchen tauschen wir uns aus.
Am Dienstag 29. April wollen wir unseren ersten Ruhetag einlegen und hoffen auf gutes Wetter, damit wir am Strand an unserer Bräune arbeiten konnten. Der Plan viel buchstäblich ins Wasser. Begleitet von tosendem Donnergrollen regnete es wieder den ganzen Tag. Wir beschliessen trotzdem einen Ruhetag einzulegen und verbringen den Tag also mit Filmen, Büchern und Reisebericht schreiben im RoKi.

Albanien
Am Mittwoch wollen wir also weiter nach Albanien. Eigentlich war eine andere Route geplant,
doch ein metallisches Geräusch aus dem Motorraum, welches uns schon ein paar Tage begleitet, zwingt uns, eine LandRover-Garage in Tirana anzufahren. Die Hotline zu TravelTECH in Horw versorgt uns zwar mit Tipps und Adi hat auch schon mal den Keilriemen entfernt und ein Lager geschmiert, das nützt aber alles nichts.
Also rein in die Stadt. Bei einer grossen Garage, welche „Original Parts LandRover“ anpreist, finden die überaus umtriebigen Albaner den Fehler leider nicht, schmieren dafür aber gleich noch das Lager der Spannrolle des Keilriemens. Weiter in die Stadt hinein finden wir dann „Kastrioti Motors“, eine top-moderne Garage, auf welchem Hof sich an die 20 LandRover tummeln. Reli, der Motorenspezialist hört mit einem Stethoskop alles ab und weiss 2min nach dem öffnen der Haube, das wohl der Gummi der Kurbelwellen-Riemenscheibe gebrochen ist. Keine 5min später liegt die defekte Riemenscheibe ausgebaut vor uns, und ja, die ist wirklich hinüber. Der Bürolist, (resp. der Typ der im Anzug und Klemmbrett unter dem Arm, der die ganze Zeit telefoniert was das Zeug hält) versucht unser Ersatzteil zu organisieren.
Wir haben in der Zwischenzeit das Vergnügen Padre Sergio aus Argentinien kennenzulernen. Er arbeitet in einer kleinen Kirche in den albanischen Bergen und hat gerade ebenfalls seinen Defender bei den Kastrioti-Jungs in Behandlung. Ein interessantes Gespräch mit dem sehr offenen Kirchenmann kürzt uns die Wartezeit ab. Um 17.00 kommt dann der Klemmbrett-Mensch wieder und informiert uns, dass alle Teile die er organisieren könnte, auch schon bereits etwas älter seien und zT Rost angesetzt haben. Eine neue Scheibe könne er zwar besorgen, doch die koste mehrere hundert Euro. Man verspricht uns, am morgigen Tag noch weiter zu telefonieren. Da RoKi derzeit nicht fahrtüchtig und halb zerlegt in der Garage
steht, konnen wir auch nicht mehr weg von hier. Der Neffe des Besitzers erlaubt uns dann aber, auf dem Hof des Areals zu übernachten. RoKi wird aus der Garage gerollt und wir richten uns ein. Die Mechaniker und alle Herumstehenden (und von denen gibt es in einer albanischen Garage viele!) sind Fans von unserem Hubdach, dem Innenausbau, dem Wasseranschluss etc.
Nachdem alle Herren, ausser dem Nachtwächter, nach dem Feierabend vom Areal verschwinden, werden wir zu unserer eigenen Überraschung von
der Haushälterin der Garage, zum Nachtessen eingeladen. Wer hätte das Gedacht,
die erste fremde Stube, in die wir eingeladen werden, ist in Albanien. Die Haushälterinn spricht leider kein Wort deutsch oder englisch und wir bringen ausser „falaminderit“ kein albanisches Wort über die Lippen. Trotzdem ists recht amüsant und wir fühlen uns wohl. Die Nacht aber war dann weniger wohlig…
Auf dem Vorplatz der Garage, mit Dauerregen, Strassenlärm, Hundegebell und direkt unter einer Hochspannungsleitung suchen wir etwas Schlaf.
Neuer Tag neues Glück? In der schicken Bar der Garage wird uns am Morgen danach Tee serviert, während sie sich wieder auf die Suche nach einem günstigeren Ersatzteil machen. Nach rund anderthalb Stunden war der Klemmbrett-Mann aber überzeugt, kein günstiges Occasion-Ersatzteil mehr organisieren zu können und wir müssen zähneknirschend dem teueren Neuteil zustimmen. Eine weitere Stunde später können wir mit dem, wieder fröchlich knurrenden RoKi, vom Hof fahren. Ciao Tirana, ciao Kastrioti-Jungs!
Albanien ist wirklich lustig. Auf den folgenden Kilometern Richtung Lezhe verändert sich der Verkehr und wir schmunzeln und gröölen über die ungewohnten Verkehrsteilnehmer.
Da gibt es auf der Autobahn Ponywagen, Kühe (die ziehen zwar nix, dürfen aber auch ein bisschen im Verkehr mitmachen), viele Fussgänger mit Schubkarren (man stelle sich die vielen Radio-Durchsagen vor, von wegen Personen auf der Fahrbahn) oder auch Tankstellen auf der Gegenfahrbahn, wo man aber problemlos abbiegen darf. Und es gibt auch sehr viele Schlaglöcher.
Weniger lustig finden wir den Abfall und Bauschutt, der überall herumliegt. Eine Badi, die sich auch den schönsten Camping Albaniens schimpft, ist unser nächstes Nachtlager. Ausser Kröten und Hundegebell gibt es da aber nicht viel zu entdecken.
Aber dafür empfängt der nächste Tag  uns mit Sonnenschein! Die Fahrt nach Kukes an der Grenze zum Kosovo, ist nun nicht mehr mit den vorher erlebten zu vergleichen. Eine TOP Autobahn führt uns durch imposantes Gebirge (und fast ohne Personen auf der Fahrbahn).

Kosovo
Zu den Herren Polizisten an der Grenze. Die finden das sehr abwegig, dass da eine Frau am Steuer sitzt und kommentieren auch direkt. Wir dürfen trotzdem rein und steuern Prizren an.
Prizren also… Adi ist ganz aufgeregt und sieht viele Veränderungen seit den letzten 4 Jahren. Wir tun, was man halt so macht in einer Stadt und schauen uns eine Moschee an, trinken Kaffee und flanieren herum.
Richtung Suhareke, wo Adi gearbeitet hat, kommen viele Erinnerungen auf und ich bekomme wieder mal Geschichtslektion und einige Anekdoten zu hören. Wir stoppen bei Alban. Den kennt Adi von damals und wir wollen bei ihm mal den RoKi gründlich reinigen lassen.
Alban begrüsst uns sehr herzlich und die Herren haben sich viel zu erzählen. Die Einladung, dass wir die Nacht auf seinem Areal verbringen dürfen, nehmen wir gerne an. Nach dem Einkauf und Zmittag (den Preis wollt ihr gar nicht wissen…So könnten wir fast täglich auswärts essen!) kehren wir zu Alban und seiner Familie zurück.
Der Abend ist dann wirklich toll. Wir werden auf dem Bauernhof hinter dem Waschplatz herumgeführt. Denn Alban wäscht nicht nur Autos, er und seine Familie haben auch
eine Hühnerzucht, produzieren Honig, brennen Raki, sind Jäger, Metzger und und und…
Albans Vater setzt sich zu uns. Er hat ein kugelrundes Gesicht, das oft komplett mit seinem Lachen ausgefüllt wird. Er erzählt uns aus seinem Leben. Agim hat so manches erlebt, er flüchtete nach Deutschland und hat keine Hemmungen, uns die ganzen Details seiner Odyssee damals zu berichten. Wir hören gespannt zu und sind schockiert, was er da alles von Handgranaten, Kalaschnikov, Schleppern, dubiosen Serben und seiner Angst um die Familie Zuhause sagt. Der gute, gschaffige Mann ist nun aber ganz froh, dass er in Frieden seine 15 Enkelkinder aufwachsen sehen kann, und seine 5 Söhne so fleissig sind.
Anderntags, graues Wetter, verabschieden wir uns und wollen uns dankbar zeigen. Partout nehmen die Leute aber nichts von uns an. Hupen und winken – und schon gehts weiter nach Pristina. Oder Tristina, bei dem Himmel passender.
Wir machen einen Abstecher zum Gazimestan – Monument und dann weiter nach Skopje.

Mazedonien
Und schon wieder ein neues Land. Mazedonien gibt sich, auf dem riesigen Platz mitten in der Stadt merken wir es, sehr stolz. Protzige Denkmäler, schicke Restaurants und aufgedonnerte Damen lassen uns staunen. Zum Glück sind die Preise noch nicht da, wo sie in anderen europäischen Städten sind.
Heute Abend wollen wir uns wieder mal der Körperpflege widmen und ein Raki-Tee aufbrühen, mit dem Raki welchen uns Alban noch mitgegeben hat.

Machts gut und viele liebe Grüsse,
Janine und Adi

 

Italien – Slowenien – Kroatien – Bosnien

Die erste Balkanwoche

Ein wirklich hoher Donnerstag war der letzte für uns, der hohe Donnerstag.
Ein rauschend schönes, unglaublich überraschendes und herzergreifend rührendes Fest war das!
Nicht nur, dass wir alle nochmal ganz fest an unsere Herzen drücken konnten. Sondern auch weil unsere Lieben sich zu unserer Überraschung ganz schön ins Zeug gelegt haben. An dieser Stelle nochmal unseren Allerliebsten Dank.
Wir zehren noch lange von den lieben Worten, den einfallsreichen Überraschungen und eurer grossartigen Unterstützung.
Am anderen Morgen, als dann auch das letzte Bierdeckelchen entsorgt war (dieser Meinung waren wir damals – aber dazu später…) sagen wir Sile & Beni schweren Herzens Tschüss…Sie werden wir, wenn alles nach Plan läuft, diesen Sommer in Indien wiedersehen.

Abends bei Adi’s Familie werden wir kulinarisch nochmals so richtig verwöhnt und gehen mit gemischten Gefühlen, das letzte mal „Zuhause“ schlafen.
Den Morgen danach verabschieden wir uns von sZämpe beim Straussen-Ei-Brunch und spätestens dann, beim Adieu sagen, brechen die Dämme.
Der Abschied fällt schwer. Aber nichtsdestotrotz ist es auch einfach nur schön, solch einen wundervollen „Hafen“ Zuhause zu wissen.
Unsere persönliche Eskorte (Ivo und Tanner) begleitet uns noch bis zur Gotthardraststätte und ich muss sagen, das hat was sehr ehrwürdiges. Danke Männer, das hat dem ganzen ziemlich Glanz verliehen :))

So, jetzt sind wir also unterwegs. Richtung Süden versuchen wir das mal zu realisieren.
Voller Freiheitsgefühle und Rückenwind fahren wir also durch bis Sirmione am Gardasee.
Die Älplermagronen (Danke, Isa!) munden und es geht uns prächtig. Naja, bis auf das kleine Missgeschick, dass Janine schon beim allerersten Kochen den Gasschlauch verschmürzlet.
Erstaunlicherweise (es ist ja schliesslich Ostersonntag) finden wir anderntags einen Ersatzschlauch. Ein Hoch auf Sirmione! Nach einem Spaziergang gehts dann auch schon los Richtung Slowenien/Kroatien.
Weil wir ja schrecklich gern Gesellschaft haben und es der Zufall so will, treffen wir in Kroatien (Umag) auch schon wieder die ersten Freunde. Die Jeeplis (so nennen sie sich, die 2 Paare Leonie&Lars/Claudia&Raffi mit den Jeeps) erwarten uns auf einem, dank Vorsaison nur leicht belegten, Camping. Wir verbringen einen ausgelassenen Abend mit Grill, rittiseile, und allerlei Fitnessübungen (wer Lars und Leo kennt, der weiss warum). Und wagen am anderen Morgen sogar das erste Bad im ziemlich kalten Meer. (Adi meint, der Riffigweiher sei doch um einiges wärmer gewesen ;))
Wir möchten zu den Plitvicer-Seen und fahren schon mal los, während sich die Jeeplis noch einen Abstecher nach Pula vornehmen.
Wir finden ein „Farmcamp“ ganz in der Nähe der Seen und der Regen beginnt uns schon ein bisschen Sorgen zu machen. Zum Glück trommelt Celiko, (Campbesitzer und „Schamane“ in Ausbildung :)) die Regenwolken weg und wir wandern am nächsten Tag bei strahlendem Sonnenschein an den superschönen Seen auf Winnetous Spuren. Apropos Winnetou: Der nächste Tag gehört auch Karl May. Nachdem wir am Abend die Jeeplis erneut treffen  und erneut gemeinsam den Grill anwarfen beschliessen wir eine Offroadtour mit ihnen Namens „Karl May“ zu unternehmen. Das lohnt sich sehr, merken wir, als wir das imposante Karstgebirge hochfahren! Ein toller Ausblick, winzig kleine Siedlungen und das passende wilde Wetter belohnen uns. Wildpferde bekommen wir leider keine zu sehen…Aber den Spuren zufolge muss es da „haufenweise“ geben. Nach Besuch des Baumarkts (der Wassertankverschluss ist etwas undicht) finden wir einen ausgestorbenen Privatcamping direkt am Meer und geniessen unseren letzten Abend mit den Jeeplis in Sukosan (Nähe Zadar). Wassertank geflickt (Danke Lars!) und Licht korrigiert verabschieden wir uns von den Lieben.

Unsere nächsten Ziele sind Split (Kroatien) und Mostar (Bosnien Herzegovina). Die Fahrt ist wunderbar kurzweilig dank den USB Sticks, die wir freudig durchhören und manchmal vor lauter Lachen fast den falschen Abzweiger erwischen.
Den Nachmittag verbringen wir in Split, einer schönen Hafenstadt und lassen so richtig die Touris raushängen, als wir gemütlich durch die Gässchen schlendern.
Abends erreichen wir den Camping Mali Wimbledon, südlich von Mostar und lassen uns als allererstes von Walter, dem österreichischen „Adoptivsohn“ der Campingfamilie, bequasseln. Nach einer Viertelstunde wissen wir nicht nur bereits alles über ihn, den Camping und das Essen hier, sondern haben auch schon einen Schnaps intus. Es gefällt und trotz Regen gut. Den Hunden anscheinend auch, von denen gibt es hier nämlich viele. Und Janine muss sich ärgst in Zurückhaltung üben, den treuherzigen Blicken der Strassenhunde nicht zu verfallen und sie zu streicheln.

Ach ja – die Bierdeckel. Es muss einem Spassvogel an der Abschiedsparty eine ganz tolle Idee gekommen sein. Derjenige beglückte uns nämlich mit einer (beeindrucken grossen) Menge an Bierdeckeln, die an den unmöglichsten Stellen im RoKi als kleines Andenken versteckt wurden. Jaja, euer Ziel ist erreicht – wir werden euch so schnell nicht vergessen!

Die Hundegebell- und Muezzin-Rufe geschwängerte Nacht also überstanden, besuchen wir Mostar. Sehr idyllisch, mittelalterlich-charmant und spannend ist das Städtchen. Wir sehen ganz unmittelbar nebeneinander Minarette, Kreuze, hören Glockengebimmel und sehen Frauen in langen Tschadors. Welch wunderbar gegensätzliches Mostar. Die berühmte Brücke „Stari Most“, die im Krieg zerstört und danach wieder aufgebaut wurde (wie sehr grosse Teile der Stadt) bewundern wir, und ausserdem auch den waghalsigen Typen, der sich gegen Bezahlung von der Brücke ins kalte Flusswasser  stürzt.
Das Essen hier ist laut Walter so toll, dass wir es unbedingt ausprobieren müssen. Und er behält Recht.
Das gilt übrigens auch für die Leute hier. Wir begegnen freundlichen und zurückhaltenden Leuten, fahren an staunenden Dorfjugend-Grüppchen vorbei und hie und da sehen wir ein „Daumen hoch“ wenn wir vorüber brummen mit unserem RoKi.
Wir machen uns also auf den Weg nach Sarajevo. An der Grenze hat uns Bosnien etwas ernüchtert… Nach Kroatien, mit seiner sehr mediterranen Ausstrahlung, wirkte Bosnien etwas grau und die Armut zeigte sich z.B. in den zahlreichen Autowracks seitlich der Strassen… Auf dem Weg Richtung Sarajevo aber, erkennen wir die Agglomeration, die uns von jeder europäischen Stadt wohlbekannt ist. Ein bisschen verfahren, ein bisschen fluchen, ein bisschen Stau und ein paar Stunden später finden wir den (laut Walter) einzigen Camping vor Sarajevo. Und es regnet. Dafür aber, haben wir einen Wachhund (der gehört zum Camping), der sich ab dem ersten Moment unsereiner angenommen hat und nun brav unter RoKi im trockenen sitzt und unser Revier verteidigt.
Für Morgen früh nehmen wir uns die Stadtbesichtigung vor. Nachher werden wir weiter südlich zurück nach Kroatien, genauer nach Dubrovnik fahren. Der Sonne entgegen! Hoffen wir zumindest.
Lange Rede, kurzer Sinn – Balkan : We like! Und euch, ihr lieben Daheimgebliebenen, ein schönes Wochenende!
Unsere herz(egovina)lichsten Grüsse
Janine & Adi

 

Abschiedsfest

Ihr habt uns umgehauen!

Jetzt, nach dem grossen Fest…
… Wo das leichte Ziehen an den Schläfen vorüber ist.
… Wo wir uns über all eure lieben Chärtli und Geschenke freuen durften.
… Wo uns immer wieder die fröhlichen Gesichter und die herzlichen Umarmungen durch den Kopf gehen.
… Wo ihr uns einen absolut unvergesslichen und einmaligen Abend beschert habt.
… Jetzt kann nichts mehr schief gehen! Mit so vielen guten Wünschen im Gepäck, kämen wir locker 3x um den Globus! 😉

Danke für alles!!
Um es wie die Ärzte zu sagen: “ Ihr seid die Besten, ihr seid die Allerbesten! Und nicht nur am Äquator, ja auch in Ulan Bator! “

Wir werden euch vermissen!
Janine & Adi